Der Fall Wirecard – die neuesten Entwicklungen:

Wirecard-Musterverfahren gestartet

Am 22. November 2024 begann vor dem Bayerischen Obersten Landesgericht das Kapitalanleger-Musterverfahren. Tausende ehemalige Aktionäre hoffen auf Entschädigung für ihre erlittenen Verluste. Der 1. Zivilsenat des Gerichts überraschte zu Beginn mit deutlicher Kritik am Landgericht München I, das zuvor die Klagen abgewiesen hatte. Das Gericht riet den Parteien zu einer “gütlichen Einigung”.

Verlängerung des Strafverfahrens

Das Landgericht München hat das Strafverfahren gegen den ehemaligen CEO Markus Braun und weitere Angeklagte bis Ende 2025 verlängert. Grund sind die umfangreichen Beweisaufnahmen und die Komplexität des Falls.

Schadensersatzklagen gegen die BaFin abgewiesen

Am 18. Dezember 2024 wies das Oberlandesgericht Stuttgart die Berufungen von Wirecard-Anlegern gegen die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zurück. Die Kläger hatten der BaFin Versäumnisse vorgeworfen und Schadensersatz gefordert. Das Gericht entschied jedoch, dass die BaFin im öffentlichen Interesse handelte und nicht zum Schutz einzelner Anleger verpflichtet sei.

Spionageprozess in London mit Bezug zu Jan Marsalek

In London läuft ein Prozess gegen sechs bulgarische Staatsangehörige, die beschuldigt werden, unter der Führung des flüchtigen Ex-Wirecard-Vorstands Jan Marsalek für Russland spioniert zu haben. Zwei der Angeklagten haben bereits Geständnisse abgelegt. Marsalek selbst wird in Russland vermutet und gilt als Drahtzieher des Spionagenetzwerks.

Ehemaliger Wirecard-Buchhalter verliert Rechtsstreit

Der frühere Chefbuchhalter von Wirecard, Stephan von Erffa, muss die Kosten für seine Rechtsanwälte selbst tragen. Das Oberlandesgericht Frankfurt entschied zugunsten des Versicherers Chubb, der die Übernahme der Kosten verweigerte, da die Versicherungssumme aufgebraucht sei.

Diese Entwicklungen zeigen, dass der Wirecard-Skandal weiterhin juristische und gesellschaftliche Wellen schlägt.

Im Fall Wirecard wurden mehrere neue Beweise und Entwicklungen entdeckt:

Spionagetätigkeit von Jan Marsalek

  1. Jan Marsalek, der ehemalige Wirecard-Vorstand, soll jahrelang für russische Geheimdienste tätig gewesen sein.
  2. Er nahm im September 2020 die Tarnidentität eines russisch-orthodoxen Priesters namens Konstantin Bajazow an.
  3. Bei Hausdurchsuchungen wurden gefälschte Dokumente, Überwachungstechnik und Tarnkleidung gefunden, die mit Marsaleks Aktivitäten in Verbindung gebracht werden.

Finanzielle Unregelmäßigkeiten

  1. Es wurde festgestellt, dass Bankbestätigungen für angebliche Treuhandkonten gefälscht oder unecht waren.
  2. Vermögenswerte in Höhe von 1,9 Milliarden Euro (ein Viertel der Bilanzsumme) existierten nicht.
  3. Banken und Investoren stellten, durch falsche Jahresabschlüsse getäuscht, Gelder in Höhe von rund 3,2 Milliarden Euro bereit.

Weitere Erkenntnisse

  1. Marsalek soll versucht haben, über ein Firmengeflecht Teile einer russischen Söldnerfirma zu kaufen, möglicherweise für Einsätze in Libyen.
  2. Den Ermittlern liegen angeblich Zehntausende interne Chat-Nachrichten des Netzwerks vor.

Diese neuen Beweise erweitern den Fall Wirecard von einem Wirtschaftsskandal zu einem komplexen Spionage-Thriller mit internationalen Verflechtungen.

Weitere Informationen zum Fall Wirecard:

  1. Das Landgericht München I hat den Strafprozess gegen den ehemaligen Vorstandschef Markus Braun und zwei Mitangeklagte bis Ende 2025 verlängert. Es wurden 83 weitere Verhandlungstage bis zum 18. Dezember 2025 angesetzt.
  2. Ein neuer Zivilprozess bezüglich Schadenersatzforderungen von Wirecard-Aktionären hat begonnen. Geschädigte Anleger hoffen, einen Teil ihrer Verluste zurückzuerhalten.
  3. Über 13.000 Investoren haben eine Klage gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY eingereicht und fordern Schadensersatz in Höhe von 700 Millionen Euro.
  4. Der frühere Wirecard-Manager Jan Marsalek wird von britischen Ermittlern der Spionage für Russland verdächtigt.
  5. Ein Brief des untergetauchten Ex-Vorstands Marsalek sorgte im Wirecard-Strafprozess für Diskussionen. In dem Schreiben äußert er sich zu zentralen Anklagepunkten.
  6. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wurde vom Bundesgerichtshof von der Haftung im Wirecard-Zusammenbruch freigesprochen.
  7. Der Insolvenzverwalter und Aktionärsvertreter haben Schadensersatzklage gegen EY wegen des Zusammenbruchs von Wirecard eingereicht.

Diese Entwicklungen zeigen, dass der Fall Wirecard weiterhin komplexe rechtliche und finanzielle Folgen hat, die voraussichtlich noch Jahre andauern werden.