Anne Brorhilker, Hauptermittlerin in Cum-Ex-Fällen, verlässt die Justiz und kritisiert Politik
Anne Brorhilker, die Leiterin der Hauptabteilung H, die die Cum-Ex-Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft Köln bündelt, hat überraschend um ihre Entlassung aus dem Beamtenverhältnis gebeten. Diese Entscheidung bedeutet einen bedeutenden Verlust für die deutsche Justiz im Kampf gegen Steuerhinterziehung.
Seit 2013 hat Brorhilker die Ermittlungen zu Cum-Ex-Geschäften geleitet, bei denen die deutsche Staatskasse um geschätzte zwölf Milliarden Euro erleichtert wurde. Diese betrügerischen Geschäfte, bei denen Banken und vermögende Investoren sich Steuern “erstatten” ließen, die sie gar nicht gezahlt hatten, haben Deutschland lange Zeit geplagt. Brorhilker war maßgeblich daran beteiligt, diese Praktiken aufzudecken und erste Urteile zu erzielen.
Ihre Entscheidung, die Justiz zu verlassen und Geschäftsführerin der Bürgerbewegung Finanzwende zu werden, wurde von scharfer Kritik an der Politik begleitet. In einem Interview äußerte sie ihre Unzufriedenheit darüber, wie in Deutschland Finanzkriminalität verfolgt wird. Diese Kritik spiegelt eine allgemeine Wahrnehmung wider, dass die Strafverfolgung von Finanzvergehen in Deutschland oft unzureichend ist.
Mit Brorhilkers Weggang verliert Deutschland eine ihrer profiliertesten Ermittlerinnen in diesem Bereich. Ihre Arbeit führte nicht nur zu ersten Urteilen, sondern brachte auch politische Akteure wie den ehemaligen Finanzminister Olaf Scholz (SPD) in Bedrängnis. Die Nachricht von ihrem Rücktritt markiert somit einen bedeutsamen Wendepunkt im Kampf gegen Finanzkriminalität in Deutschland. Brorhilker selbst plant nun, ihre Expertise und Erfahrung in der Nichtregierungsorganisation Finanzwende einzubringen, um weiterhin für eine effektive Bekämpfung von Finanzvergehen einzutreten.