Die Düsseldorfer Naturstrom AG wirbt gerade 7,9 Millionen Euro von Kleinanlegern für eine Inhaberschuldverschreibung mit fast zehnjähriger Laufzeit ein. Die Einwerbung läuft noch bis Ende Juni 2019.
Investoren von Naturstrom AG müssen eigens ein Wertdepot bei der UmweltBank AG in Nürnberg eröffnen, die den Exklusivvertrieb der Anleihe übernommen hat. Das Angebot kann ab 1.000 Euro plus 1 Prozent Zinsen gezeichnet werden. Prognostiziert ist ein Jahreszins von 3,25 Prozent. Der muss als Einkunft aus Kapitalvermögen versteuert werden.
Warum die krumme Zahl 7,9 Millionen? Ganz klar: Um unterm BaFin-Radar zu bleiben. Erst ab 8 Millionen Euro gilt die Prospektpflicht.
Aber hat es einer der ersten unabhängigen Händler für Ökostrom in Deutschland nötig, sich vor einem Prospekt zu drücken?
Naturstrom AG scheinbar ja.
Denn wer genau hinschaut, sieht, dass die Emittentin Naturstrom AG unter massivem Gewinneinbruch und Kundenrückgängen leidet. Das und die Tatsache, dass die Anleihe im Vergleich zu anderen Green-Bond-Anbietern an keiner Börse gehandelt wird, machen die Zeichnung der Naturstrom Anleihe 2019 zu einem sehr besonderen Abenteuer.
Kein natürliches Kundenwachstum bei Naturstrom AG
Neue Kunden werden augenscheinlich nicht auf natürlichem Wege durch den Vertrieb, sondern eher durch Zukauf von Bestandskunden anderer Unternehmen gewonnen.
So geschehen im Januar 2019 durch die Übernahme des insolventen Energieversorgers e:veen Energie eG aus Hannover. Nur dadurch kamen zum 1. März 2019 mehrere zehntausend Strom- und Gaskunden zu Naturstrom in eine neu gegründete Tochtergesellschaft.
Damit die so gewonnenen Neu-Kunden nicht gleich wieder abspringen, musste Naturstrom beim Preis Federn lassen.
Sie erhalten den Ökostrom der Naturstrom AG ohne den sonst üblichen Aufpreis, während die Naturstrom AG ihren Erzeugern weiter einen Aufpreis zahlt.
In den vergangenen Jahren hatte Naturstrom nach eigenen Angaben bereits die Stromkunden des Projektentwicklers juwi AG aus Wörrstadt in Rheinland-Pfalz und des Energiewende-Start-ups Grünstromwerk GmbH aus Englische Planke 2 in Hamburg übernommen.
Auch künftig sieht Naturstrom eine strategische Wachstumsoption darin, sich an Wettbewerbern zu beteiligen oder sie zu übernehmen, weil die Geschäftsführung laut Geschäftsbericht 2017 für 2018 im Bereich Ökostrombelieferung in einem sehr trägen Marktumfeld einen geringfügigen Kundenrückgang erwartet.
Am 21. Februar 2019 wurden die Finanzzahlen für das Jahr 2017 veröffentlicht.
Das working capital fiel mit den letzten Finanzzahlen um 64,37 Prozent. Und zwar von 19,7 Millionen Euro im Jahr 2016 auf rund 7 Millionen Euro im Jahr 2017.
Der Jahresüberschuss sank um 76,49 Prozent. Nämlich von rund 4 Millionen Euro im Jahr 2016 auf lediglich rund 957.000 Euro im Jahr 2017.
Der an die Emittentin Naturstrom AG von den Konzernunternehmen abzuführende Gewinn verringerte sich von rund 6,5 Millionen Euro (2016) auf rund 3,7 Millionen Euro (2017). Der Grund hierfür war nach Angaben des Naturstrom-Vorstandes, dass “wir die eigentlich zum Jahresanfang notwendige Preiserhöhung für unseren Ökostrom um zwei Monate verschoben und die Kostensteigerungen zudem nicht vollständig weitergegeben” haben, damit “auch unsere Kunden von den sehr guten Geschäftsergebnissen der beiden Vorjahre profitieren.”
Zudem musste Naturstrom 2017 bei einem bayerischen Windparkprojekt und bei der Beteiligung an der wind 7 AG Abschreibungen vornehmen.
Windige Idee von Vorstand Dr. Banning für Prokon-Genussrechte: