Beim Reiseanbieter Travel24.com AG aus Leipzig brennt die Luft. Chefkontrolleur und Aufsichtsratschef Daniel Kirchhoff (38) warf nach einer negativen Compliance-Prüfung sein Amt Anfang Dezember 2015 hin.
Es geht um die Frage, was mit 25 Millionen Euro geschehen ist, die Travel24 über eine Anleihe bei Anlegern eingesammelt hat und 2012 zum Aus- und Umbau zweier Design-Hotels in Leipzig und in Köln bis 2013 ausgegeben wurden. Die Hotels sollten spätestens 2013 eröffnet werden. Keines davon ist in Betrieb.
Das Ring-Messehaus am Tröndlinring in Leipzig ist nach drei Jahren Bauzeit immer noch eine Baustelle. Die Bilder, die Travel24.com als Beweis dafür, dass es Fortschritte beim Bau gibt, veröffentlicht, sind eher ernüchternd. Denn seit dem Baubeginn Ende 2012 wurden vor allem das alte Gebäude abgerissen und die Bodenplatte für den Neubau gegossen. Schuld seien vor allem Verzögerungen aufgrund von Problemen mit der Statik, der Bausubstanz und dem Untergrund, schreibt die Immobilienzeitung aus Wiesbaden.
Das ehemalige Gothaer-Hochhaus in der Straße am Perlengraben in Köln wurde ebenfalls nicht eröffnet. Es soll schon im Dezember 2014 an den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) weiterverkauft worden sein. Nach Informationen der Immobilienzeitung wurden die letzten Bedingungen des Vertrags unter anderem mit der Erteilung der Baugenehmigung für den Käufer erst vor kurzem erfüllt.
Kirchhoff hatte nun bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Berlin Tiergarten eine Sonderprüfung bestellt. Im Rahmen der Compliance-Prüfung untersuchte KPMG die tatsächlichen Geldströme, ein Kapitalmarktexperte wertete Anlegerprospekte aus. Ein beauftragter Strafrechtsprofessor (Bernhard Kretschmer) kam zu dem Schluss, der Wertpapierprospekt sei in erheblicher Weise fehlerhaft. Es dränge sich der Tatbestand des Kapitalanlagebetruges auf.