Sie spenden Kissen für kalte Kirchenbänke, sponsern gern Sportvereine oder bieten als Business-Angel schnelle Aufstiegsmöglichkeiten. Bei der Erarbeitung der wohl umfangreichsten deutschsprachigen Warnliste vor Wirtschaftsbetrügern wertete der Finanznachrichtendienst GoMoPa.net mehr als 2.000 Kriminalfälle und Abzockmodelle der letzten zehn Jahre aus und kam dabei zu einem überraschenden Ergebnis:
Das Profil der Täter ist stets äußerst sympathisch und ähnelt sich auffallend. Gemeint sind Mitmenschen, die erwerbsmäßig betrügen, um so ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Hier das Ergebnis.
Der typische Wirtschaftskriminelle
• ist zu 80 Prozent männlich,
• zwischen 30 und 60 Jahre alt,
• verfügt zu 70 Prozent über einen höheren Schulabschluss,
• besitzt meist eine hohe Intelligenz und gutes Allgemeinwissen,
• zeigt gutes Benehmen und ist gut gekleidet, bevorzugt Top-Marken,
• hat ein angenehmes Auftreten,
• ist vertrauenserweckend,
• besonders nett zu Kindern,
• denkt politisch genauso wie Sie,
• hat die gleiche Meinung wie Sie,
• fährt mindestens ein Fahrzeug der oberen Mittelklasse,
• zahlt meist cash (bar),
• hat meist eine schlechte Bonität,
• wohnt nobel, aber meist zur Miete,
• Wohnung und Fahrzeug laufen auf Fremdnamen,
•agiert meist mit internationalen Offshoreunternehmen (Firmensitz auf Inseln außerhalb üblicher Rechtsnormen),
• trifft sich bevorzugt bei Ihnen im Hause oder im Hotel und
• legt Wert darauf, dass der (die) Ehepartner(in) beim Gespräch zugegen ist.
Warum Betrüger es oft so leicht haben, erläutert GoMoPa.net President Klaus Maurischat (54) so: “Wirtschaftskriminalität findet dort statt, wo sich die Gelegenheit dazu bietet, und niemand ist davor geschützt, nicht eines Tages selbst Opfer eines Wirtschaftskriminellen zu werden – eines Abzockers.”
Werteverfall und korrupte Rating Agenturen bieten Nährboden
Maurischat weiter: “Ein ständiger Werteverfall in der Gesellschaft sorgt dafür, dass die Sparte der berufsmäßigen Betrüger immer größer wird und dabei nach außen scheinbar seriös wirkt. Viele Wirtschaftskriminelle tummeln sich im Bereich der Fondsanbieter. Viel zu leicht zu umgehende Gesetze und Vorschriften warten förmlich darauf, von geschickten Anwälten geknackt zu werden.
Grund dafür sind auch manipulierbare und korrupte Rating Agenturen genauso wie falsche Anlegerschützer. Im Grauen Markt tummelt sich ein ganzes Heer von Schmarotzern und Möchtegern-Finanzexperten. Millionen werden von Emittenten dafür aufgewendet, um einer ganzen Bande von Erpressern Geld in den Rachen zu werfen. Beispiele gibt es zu Hauf.
Das fängt bei ergaunerten oder bezahlten Gütesiegeln an und hört bei falschen Expertisen auf. Eine ganze Armada von Rechtsanwälten lebt davon, dass sich seriöse Kaufleute erpressen lassen müssen. Und zahlst du nicht, dann schreib ich dich schlecht – und dein Vertrieb verkauft nichts mehr …
Dabei steht oder fällt jeder Fonds mit dem Emittenten, mit den Verantwortlichen und ihren Erfahrungen. Niemand kann überprüfen, ob die Idee, das Konzept, die Umsetzung und der daraus abzuleitende Erfolg eines Projektes (Fonds) im Endeffekt positiv oder negativ sein werden.”
Heinz Gerlach war ein Wolf im Schafspelz
Einer der schillerndsten Figuren in diesem Zusammenhang war der am 10. Juli 2010 im Alter von 64 Jahren verstorbene selbsternannte Anlegerschützer (seit 1977) Heinz Gerlach aus Oberursel in Hessen. Einerseits trat er als musikalischer Familienmensch auf, liebte Wein und Biergärten und schenkte der Welt den Hit “Oh Baby, Baby – balla, balla” (1968 mit den Rainbows in Berlin produziert) und spendete sogar über den Tod hinaus für den Landesverband Kleinwüchsige Menschen und ihre Familien e.V. LKMF Hessen.
Andererseits führte er viele Anleger mit seinem käuflichen Doppeltransparenthäkchen in seiner Vertriebs-Postille “Direkter Anlegerschutz” und auf seiner Internetseite “Anlegerschutzauskunft” in die Irre und teilweise in den finanziellen Ruin, da Gerlach sein Positiv- oder Negativrating von Beraterverträgen, Prospektvoruntersuchungen und anderem abhängig machte. Für seinen “Anwalts-Kumpel” Klumpe war er eine “Mandantenschaufel”.
Allein der Fonds-Emittent Alternative Capital Invest (ACI) aus dem westfälischen Gütersloh, bei dem 8.000 Anleger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Wüstensand von Dubai 300 Millionen Euro verloren, soll Gerlach mit 300.000 Euro geschmiert haben.