Es wäre gerade jetzt ziemlich ärgerlich für die baden-württembergische Primus Valor AG (8.000 Anleger) aus Mannheim, wenn der eigentlich schon unterschriebene 45-Millionen-Euro-Deal zum Kauf aller Immobilien des Berliner Konkurrenten IBH Immobilienfonds am Widerstand des holländischen Mehrheitsgesellschafters ICC Real Estate BV aus Baarn von 20 der 27 IBH-Fonds platzen sollte.
Primus Valor Alleinvorstand Gordon Gundler (49) schwimmt nämlich im Geld und muss dringend investieren.
Nachdem Gundler im Dezember 2019 seinen im Jahr 2018 aufgelegten ImmoChance Deutschland 9 Renovation Plus GmbH & Co. geschlossene Investment KG vorzeitig mit 100 Millionen Euro ausplatzierte, musste am 27. Januar 2020 schon seinen nächsten Fonds, den ImmoChance Deutschland 10 Renovation Plus, ins Rennen schicken, weil da schon bei der Primus Valor AG ein eingereichter Überhang an Zeichnungsgeldern in Höhe von 10 Millionn Euro von Investoren aufgelaufen war, die es nicht mehr rechtzeitig in die Nummer 9 geschafft hatten.
Und Gundler legt wert darauf, dass die Primus Valor Immofonds kein Blindpool sind. Sein Konzept Renovation Plus sieht die sofortige Investition in Wohnimmobilien außerhalb der großen Metropolen mit Aufwertungspotential vor, die er nach Sanierung, Renovierung und Leerstandsbeseitigung oder auch mit An- und Neubauten im Wert steigert und dann wieder schnell verkauft.
Deshalb hatte sich Gundler auch um die IBH-Immobilien beworben, die aktuell im Gesamtpaket für alle 27 IBH-Fonds des im Jahr 2015 auf der griechischen Insel Korfu mit 59 Jahren verstorbenen Initiators und Geschäftsführers Günter Mulzer ausgeschrieben waren, und bekam den Zuschlag.
Die Verträge, die den Verkauf der Immobilien regeln, wurden am 10. Januar 2020 in notarieller Form geschlossen. Diesem Vertragsabschluss war ein strukturiertes Bieterverfahren vorausgegangen – durchgeführt von dem renommierten Immobiliendienstleister Jones Lang LaSalle SE (JLL) SE aus der Bockenheimer Landstraße 55 in Frankfurt am Main, der für die Sicherstellung transparenter und revisionssicherer Verkaufsprozesse bekannt ist.
Doch der neue IBH-Fondsgeschäftsführer Rechtsanwalt LL.M. Martin Horst Staratschek (43) aus Langenzenn, der die Geschäfte nach dem Tod von Mulzer übernommen hat, hat nun mit seiner Fondsgeschäftsführerfirma aif invest GmbH aus der Schönauser Straße 3 in Pankow die Fondsimmobilien auf den Markt geworfen.
Staratschek war sich seiner Sache so sicher, dass er am 20. Januar 2020 über OTS eine Presseerklärung versandte, in der er in der Überschrift von einem “erfolgreicher Verkauf des gesamten Immobilienportfolios an Investorengruppe Primus Valor” schwärmte und seinen Anlegern in Aussicht stellte:
Die IBH-Anleger trennen nur noch wenige Schritte vom erfolgreichen Abschluss der Liquidation.
Denn die Gesellschafterversammlungen der einzelnen Fonds müssen dem Deal noch zustimmen.
Staratschek buhlt in der Presseerklärung um die Gunst der Anleger:
Mit diesen Zustimmungen wäre die geschäftsführende Gesellschafterin bzw. die Liquidatorin der Fonds, jeweils vertreten durch Martin H. Staratschek, bei der Abwicklung dieser Fonds einen ganz entscheidenden Schritt vorangekommen, und die Anleger könnten etwas zuversichtlicher in die Zukunft blicken.
Doch Staratschek hatte die Rechnung ohne den wahren Wirt gemacht.
Staratschek hatte versäumt, vorher den größten Anteilseigner in 20 von 27 IBH Fonds zu fragen: die CCI Real Estate BV. Die ist gegen die Verramschung des gesamten Immobilienbestands und fordert nun in den kommenden Gesellschaftsversammlungen seine Absetzung.
Wer ist die CCI Real Estate BV?