Der Graue Kapitalmarkt hat wieder zugeschlagen. Die MAGELLAN Maritime Services GmbH (MMS) in Hamburg – ein großer Anbieter von so genannten “Direktinvestments” in Schiffscontainer – hat einen Insolvenzantrag gestellt. Das Amtsgericht Hamburg eröffnete am 1. Juni 2016 das vorläufige Insolvenzverfahren (Az: 67c IN 237/16).
“Jetzt müssen sich mehr als 10.000 Anleger fragen, was sie mit ihren Containern anstellen, die im Chinesischen Meer herum schippern. So ein Problem hatten Kapitalmarktanleger selbst auf dem Grauen Kapitalmarkt noch nie”, sagte Rechtsanwalt Marc Gericke von der Kanzlei Göddecke Rechtsanwälte in Siegburg, dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net. Nach ersten Schätzungen stehen möglicherweise bis zu 400 Millionen Euro auf dem Spiel.
Mangelnder Anlegerschutz: Mitschuld an Verlusten mit “Direktinvestments”
Hintergrund: Direktinvestments in Schiffscontainer gehören zu den jüngsten Erfindungen des Grauen Kapitalmarkts. Dabei beteiligen sich Anleger nicht wie früher an einer Fondsgesellschaft, sondern kaufen direkt die Container. Die Anbieter solcher Direktinvestments versprechen den Anlegern, dass sie die Container an Reedereien vermieten, dabei eine Mindestmiete kassieren und die Container von den Anlegern nach z.B. fünf Jahren zurückkaufen.
“Natürlich wurden die Anleger – wie bei Produkten des Grauen Kapitalmarkts üblich – mit fetten Renditen geködert”, sagte Marc Gericke, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht und einer der frühen Kritiker dieser unbeaufsichtigten Anlageprodukte. “Bei der Platzierung dieser Kapitalanlagen hatten die Anbieter auch deshalb ein einfaches Spiel, weil sie eine Regelungslücke im Anlegerschutz ausnutzen konnten.” Tatsache ist, dass die Anbieter für ihre “Direktinvestments” bisher keine Anlageprospekte erstellen müssen. “Das will der Gesetzgeber zwar jetzt ändern”, sagt Gericke, “aber für die Anleger der MAGELLAN Maritime Services kommt diese geplante Gesetzesänderung zu spät.”