Die bekannte Graumarktadresse von XOLARIS-Boss Stefan Klaile (48) und ADREALIS-Kapitalverwalter Hendrik Böhrnsen (44) in München (Maximilianplatz 12) bekommt nun eine Erweiterung in Hamburg KerVita Pflegimmobilien Deutschland I GmbH & Co. KG.
31,5 bis 45 Millionen Euro von Anlegern wollen Klaile und Böhrnsen nun bis Ende diesen Jahres für einen Pflegeheim-Blindpool-Dachfonds namens KerVita Pflegimmobilien Deutschland I GmbH & Co. KG geschlossene InvKG einsammeln, den sie vor einem Jahr am Rande des Jenfelder Moores im Osten Hamburgs in der Kuehnstraße 71 D angesiedelt haben.
Anleger können ab 10.000 Euro plus 5 Prozent Agio einsteigen. Die Laufzeit des Fonds endet am 31. Dezember 2030. In Aussicht gestellt wird eine jährliche Rendite von 4,5 Prozent.
Der Verkaufsprospekt soll angeblich bei der deutschen Finanzmarktaufsicht hinterlegt worden sein, aber dort ist er nicht zu finden.
Das Geld der Anleger soll in drei Fremd-Firmen fließen, die ebenfalls dort im Jenfelder Moor in der Kuehnstraße 71D im Juni 2020 neu gegründet wurden: KerVita Norddeutschland I, II und III GmbH.
Diese Zielgesellschaften gehören mehrheitlich Christian Kerling (46), der zusammen mit seinem Vater Jürgen Kerling und seinem Onkel Bernhard Kerling dort bereits im Jahr 2005 das Senioren-Heim-Betreiberfamilienunternehmen KerVita gegündet hat. KerVita beteiligt sich an Pflegeheim-Betreibergesellschaften.
Christian Kerling baut aktuell für die Gruppe an der Inneneinrichtung eines neuen KerVita-Pflegeheims Tollenseblick, das auf dem Neubrandenburger Ratzeberg gebaut wurde und im Sommer 2021 eröffnet werden soll.
Doch etliche der von KerVita betriebenen Senioren-Zentren sind seit Jahren im Minus. Wie etwa das Pflegeheim in Glinde, das von der Senioren-Zentrum An der alten Wache GmbH betrieben wird. Die in der Kuehnstraße 71 D ansässige Gesellschaft weist bislang in allen Jahren nur Verluste auf, das Reinvermögen lag zuletzt bei rund minus 146.000 Euro.
Oder das Heim in Seelze bei Hannover, das von der Hamburger Senioren-Zentrum An den Grachten GmbH betrieben wird. Auch diese Gesellschaft weist seit 2014 stets ein negatives Eigenkapital von über minus 130.000 Euro aus.
Es scheint mal wieder ein für Stefan Klaile typisches Abenteuer zu werden, in das er seine künftige Kommanditisten schicken will:
Stefan Klaile aus Konstanz schickte schon als Gründungskommanditist und Treuhänder über seine XOLARIS Service GmbH hunderte Anleger in die Canada Cold Trust Fonds, obwohl, wie das Konstanzer Landgericht 2017 feststellte, der von ihm mitverantwortete Prospekt unter anderem ein von der Prospekterstellung angefertigtes Gutachten verschwiegen haben soll, welches verdeutlicht, dass keine sicheren oder belastbaren Erkenntnisse für wirtschaftlich sinnvoll förderbare Goldvorkommen vorliegen.
Das kanadische Gebiet um Quesnel wurde von der Canada Gold Trust GmbH aus der Oberen Laube 48 in Konstanz (dem damaligen Sitz von Klailes XOLARIS GmbH) als ertragsreiche und rentable Goldanlage angepriesen. Anleger erhofften sich hohe Zinsauszahlungen. Durch geringe Minenaktivität und nur feinkörniges Goldvorkommen scheiterte das Konzept.
Das Landgericht Konstanz verdonnerte daher im Dezember 2017 die XOLARIS Service GmbH dazu, einer Anlegerin des Fonds Canada Gold Trust II KG Schadensersatz in Höhe von 85.000 Euro zuzüglich Zinsen in Höhe von fünf Prozentpunkten über dem Basissatz zu zahlen (Aktenzeichen: E 3 O 223/16).
Alleingesellschafter und Geschäftsführer der Canada Gold Trust GmbH aus Konstanz war Peter Prasch (53) aus Vaduz im Fürstentum Liechtenstein.
Und wie klein doch die Welt ist. Gerade da im verschwiegenen Steuerparadies Vaduz hat Stefan Klaile seine oberste Muttergesellschaft angesiedelt: die XOLARIS AG. Und dort hat er sich auch eine Erlaubnis für die Verwaltung von Alternativen Investment Fonds besorgt (AIFM).
Und initiierte im Herbst vorigen Jahres die Hamburger KerVita Pflegeimmobilien Deutschland I GmbH & Co. KG geschlossene InvKG.
Den Chef der Kapitalverwaltungsgesellschaft ADREALIS Service Kapitalverwaltungs-GmbH aus dem Maximilianplatz 12 in München (einer Tochter der dortigen XOLARIS Service Kapitalverwaltungs-AG), Hendrik Böhrnsen aus Hamburg, kennt man im Graumarkt noch als Mister Aquila.
Grüne Investments mit anständiger Rendite – mit dieser Verkaufsmasche ließen sich die Anleger des Hamburger Emissionshauses Aquila Fonds WaldInvest I und KlimaschutzInvest I (Valentinskamp 70, Hamburg) davon überzeugen, ihr Erspartes den Fondsmanagern der Aquila Verwaltungsgesellschaft anzuvertrauen.
Bis 2014 hätten prognosegemäß 200 Prozent auf das eingesetzte Kapital ohne Agio ausgeschüttet werden sollen. Gekommen sind tatsächlich nur 10 und 11 Prozent, wie GoMoPa von Aquila erfuhr.
Schwache Performance, nicht eingehaltene Versprechen und die Weigerung des Aquila-Chefs Hendrik Hjalmar Frederik Böhrnsen, einen Anlegerbeirat zu installieren, rief die Anlegerschützer des Berliner Aktionsbundes Aktiver Anlegerschutz e.V. (AAA) auf den Plan.
GoMoPa fragte AAA-Vorstand Thomas Lippert: Beteiligt sich Aquila eigentlich an den Verlusten oder stellen die ihre Verwaltungsgebühren voll in Rechnung?
Thomas Lippert:
Nein, die kassieren ihre Gebühren. Teilweise wird gestundet, aber nie verzichtet. Das bedeutet, die rechnen am Ende ab. Die kassieren also jeden Cent, wenn dann irgendwann mal was zurückkommt. Und die Anleger gehen im Zweifel leer aus.
Nun arbeitet der Ex-Aquila-Fondsverwalter Böhrnsen für Stefan Klaile.
Die von XOLARIS verwalteten Canada Gold Trust – Fonds hatten ab 2010 bis zum Scheitern im Jahr 2015 mehr als 50 Millionen Euro an Anlegergeldern eingesammelt. Auch diese Anleger wurden erst durch einen angeblichen Machtkampf der Initiatoren wachgerüttelt. Die XOLARIS Service GmbH unterstützte eine Seite und wollte ab 2015 die Sanierung der Fonds vornehmen.
Nachdem Anwälte einen erheblichen Teil der in den Vorjahren an die Anleger geflossenen Vorabausschüttungen zurückgeklagt hatten, wurde es in den letzten Jahren immer leiser um die Sanierungsbemühungen.
Das an die Fondsgesellschaften geflossene Anlegerkapital gilt als vollständig verbraucht und in dunkle Kanäle abgeflossen. Rechtsanwalt Stefan Forster von der Schädler Forster Rechtsanwälte Partnerschaft mbB aus München stellte 2015 eine der ersten Strafanzeigen gegen die Verantwortlichen und vertritt eine große Zahl an Anlegern, deren Investment Stand 2021 als Totalverlust zu betrachten ist.
Nun geht es bei Klaile wieder um bis zu 45 Millionen Euro. Nur geht es dieses Mal nicht um aussichtsloses Goldschürfen in Kandada, sondern um ein bislang auch von Verlusten geprägtes Pflegeheim-Engagement der KerVita-Gruppe um Christian Kerling in Norddeutschland.
Über die ADREALIS Service Kapitalverwaltungs-GmbH teilte eine Wirtschaftsauskunft GoMoPa aktuell mit: “Das Ausfallrisiko wird als überdurchschnittlich eingeschätzt.” Nun denn…