Für Anleger klang es nach einem verlockenden Angebot: 8 Prozent Jahresrendite für fondsgebundene Beteiligungen an italienischen Solarparks. Lange Sonnenstunden und eine attraktive Stromvergütung sprachen für ein Investment in Italien. Die Fondsgesellschaft Leonidas Associates VI GmbH & Co. KG konnte im Jahr 2011 eine entsprechende Anleihe im Umfang von 10 Millionen Euro platzieren.
Doch die Politik im sonnigen Italien machte dem fränkischen Fondsanbieter einen Strich durch die Rechnung. Denn seit dem 21. August 2014 wird für bereits in Betrieb genommene Photovoltaik-Projekte eine rückwirkende Kürzung der Einspeisevergütung fällig. Leonidas VI stoppte vorläufig alle Ausschüttungen für 2013 aufgrund mangelnder Planungssicherheit.
Die Fondsanbieterin Leonidas Associates GmbH aus Kalchreuth bei Nürnberg ist ein inhabergeführtes, bankenunabhängiges Emissionshaus für nachhaltige Kapitalanlagen. Neben Solarfonds bietet das Unternehmen auch Wind- und Wasserfonds an. Die Gesellschaft wird von Antje Grieseler und Max-Robert Hug geleitet. Grieseler leitete vor ihrer Tätigkeit bei Leonidas den Aufbau des Geschäfts in der Schweiz beim Kreditinstitut Consors. Seit 2005 betreut Grieseler institutionelle Anleger im Bereich nachhaltige Investments. Ihr Mann Guntram Grieseler war 25 Jahre im Anlagenbau der Siemens AG tätig und leitet nun die hasueigene technische Abteilung von Leonidas. Zur Entscheidung des fränkischen Unternehmens einen Solarfonds in Italien aufzulegen, sagte Antje Grieseler damals:
Nachdem sowohl Deutschland als auch Frankreich durch Kürzungen der Einspeisevergütung für die Zukunft an Attraktivität verloren haben, viel uns die Entscheidung für ein Angebot in Italien nicht schwer. Schließlich sind wir bereits seit 2006 auf dem dortigen Markt tätig und betreiben seit einiger Zeit ein eigenes Büro in Lecce. Auch die renommierte und auf den Bereich nachhaltiger Investments spezialisierte Schweizer Privatbank Sarasin teilt unsere Einschätzung, dass Italien zu einem der attraktivsten Märkte in Europa aufgestiegen ist. Besonders wichtig: Wie in Deutschland und Frankreich beruht die Einspeisevergütung in Italien auf einem reinen Umlageverfahren. Eine zusätzliche Subvention durch den italienischen Staat ist damit ausgeschlossen und sorgt für ausreichend Planungssicherheit. Eine inflationsangepasste Komponente der Einspeisevergütung sorgt für zusätzliches Potential
Doch scheinbar hat das Management von Leonidas nicht mit der Unverfrorenheit der italienischen Regierung gerechnet, die die Subventionen für die Solarbranche kurzer Hand rückwirkend zusammenkürzte.
Am 24. Juni legte die italienische Regierung ein entsprechendes Dekret vor, nach dem die Tarife für bereits in Betrieb genommene Photovoltaikanlagen rückwirkend gesenkt werden. Die Regierung rechtfertigte diesen drastischen Schritt damit, dass 60 Prozent der jährlichen Fördersumme in Solaranlagen gesteckt werde, obwohl dieses Segment derzeit nur vier Prozent der gesamten Industrie Italiens ausmache. Die Regierung verzichtete auf die 60-tägige Frist zur rechtlichen Prüfung des Gesetzes und veröffentlichte den Beschluss schon am 25. Juni im Amtsblatt, wodurch er offiziell in Kraft trat.
Die erste Variante der Kürzung sieht wie folgt aus: Die Einspeisevergütung wird von der Regierung bei gleicher Förderdauer von 20 Jahren um 8 Prozent gekappt. Eine zweite Variante sieht eine Verlängerung der Förderdauer von 20 auf 24 Jahre vor. Und eine dritte – noch nicht vollends ausformulierte – Variante beinhaltet in den nächsten fünf Jahren eine Kürzung der Vergütung und in den Folgejahren wieder schrittweise eine Anhebung der Solarsubventionen. Betreiber von Solaranlagen müssen sich nun bis zum 30. November entscheiden, für welche Variante der Kürzung der Einspeisevergütung sie sich entscheiden, sonst wendet der Netzbetreiber GSE automatisch die dritte Variante an.
Italien verfügt über einen sogenannten “Und-Tarif” bei der Stromvergütung. Der italienische Staat vergütet die Einspeisung von Solarstrom mit einem festen Tarif und der Netzbetreiber GSE kaufte den Betreibern den Strom im Jahr 2013 zu 8,06 Cent pro Kilowattstunde ab. Unabhängig von der Kürzung der Einspeisevergütung werden die Preise, zudem der Netzbetreiber GSE den Strom von den Betreibern kauft, um fast 60 Prozent gesenkt. Das schmälert die Einnahmen der Solarpark-Betreiber in Italien zusätzlich, denn eine entsprechende Entschädigung ist erst ab Juni 2015 im Gespräch. Die Fondsgesellschaft hat die Ausschüttungen für 2013 daraufhin mangels Planungssicherheit ausgeschoben. In einem Rundschreiben an die Kommanditisten heißt es:
Betroffen von der Gesetzesanpassung sind alle Anlagen in Italien mit einer Leistung von 0,2 MW und mehr – und damit leider auch alle sechs Solarparks des Italien – Solarfonds Leonidas VI. Als Betreiber dieser Photovoltaikanlagen müssen wir nun bis 30. November 2014 entscheiden, ob wir ab dem 1.1.2015 eine Reduzierung des Einspeisetarifs von 8 Prozent hinnehmen wollen oder die Förderhöhe insgesamt gleich bleibt, der Tarif aber um 4 Jahre auf insgesamt 24 Jahre gestreckt wird. Der Erlös pro verkaufter Kilowattstunde Strom verringert sich entsprechend.
Aufgrund des italienischen Tarifsystems sind die PV-Anlagen – und damit die Liquidität der Fondsgesellschaft – schon jetzt unmittelbar betroffen. Denn die neue Regelung sieht auch vor, dass die Vorauszahlungen durch die Strombehörde GSE bereits ab Juli 2014 um 10 Prozent gesenkt werden. Ein Ausgleich soll erst im Juni des Folgejahrs erfolgen.
Das Management von Leonidas sieht angesichts der jüngsten politischen Entscheidung keine Alternative zum vorläufigen Ausschüttungsstopp.