Mit dem Versprechen, für 7 Millionen US-Dollar (6,46 Millionen Euro) in Simbabwe einen 10 Megawatt Solarspeicher zu bauen, schafften es die beiden Direktoren Dr. Hendrik Holt (30) aus Haselünne im niedersächsichen Emsland und Heinz Luchterhand (63) aus dem Fürstentum Andorra für die Osnabrücker Holt Holding S.A. (Professor-Porsche-Straße 1) am 27. Februar 2020 immerhin, zu einem Höflichkeitsempfang beim Präsidenten Emmerson Mnangagwa (77) in dessen Büro in Harare eingeladen zu werden.
Es gab ein gemeinsames Foto.
Afrikanische Diplomatenpässe, die ihnen Immunität vor deutschen Verfolgungsbehörden hätte sichern können, bekamen sie nicht.
Dr. Hendrik Holt investiert mit dem 1949 mit einem Traktor und zwei Anhängern in Haselünne gegründeten Straßenbau-Familienbetrieb seit 2010 in Wind- und Solarprojekte. Er ist zum Beispiel Partner von E.ON und Nordex und macht nach eigenen Angaben damit bis zu 150 Millionen Euro Umsatz im Jahr und verfüge bereits über ein Privatvermögen von 250 Millionen Euro.
Im Februar 2020 schaffte er es als einer der Sponsoren der Münchner Sicherheitskonferenz im Hotel Bayerischer Hof sogar aufs politische Parkett.
Zur Finanzierung seiner Investitionen verkaufte Dr. Holt Windpark-Beteiligungen an private und institutionelle Investoren, darunter große Fonds.
Einige Investoren haben jedoch Strafanzeige gestellt. Dr. Holt soll sie mit angeblich fingierten Windparkbeteiligungen in Höhe von einer halben Milliarde Euro betrogen haben.
Dr. Holt soll ihnen Energieprojekte angedreht haben, die offenbar nur auf dem Papier existierten, und abkassiert haben.
Nach monatelangen intensiven Ermittlungen hat die Abteilung für organisierte Kriminalität der Staatsanwaltschaft Osnabrück in Zusammenarbeit mit der Zentralen Kriminalinspektion Osnabrück und auswärtigen Polizeidienststellen nun am 17. April 2020 in mehreren zusammenhängenden Ermittlungsverfahren zeitgleich zahlreiche Durchsuchungsbeschlüsse in insgesamt fünf Bundesländern (Bayern, Berlin, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt) gegen Verantwortliche des Familienunternehmens Holt Holding Group vollstrecken lassen.
Die Staatsanwaltschaft Osnabrück spricht in einer Pressemitteilung vom 20. April 2020 von einem “großen Schlag gegen mögliche Wirtschafts-Kriminelle”.
An jenem 17. April 2017 nahm die Staatsanwaltschaft Osnabrück die gesamte niedersächsische Unternehmerfamilie um Dr. Hendrik Holt fest und steckte sie wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft.
Dr. Holt wurde an dem Freitag von Kripo-Beamten in Handschellen aus dem Nobelhotel “Adlon” in Berlin geführt. Dort hatte er die Suite “Brandenburger Tor” (Preis für eine Nacht: über 8.000 Euro) bewohnt.
Parallel zur Verhaftung in Berlin tauchten Beamte am Familienanwesen in Hausstette (Landkreis Vechta) auf. Abgeführt wurden Holts Mutter Simone Holt (53), Bruder Steffen Holt (27) und Schwester Saskia Holt (24), die im Unternehmen eine Rolle gespielt haben sollen.
Generaldirektor Heinz Horst Otto Hugo Luchterhand wurde bei der Razzia am gleichen Tage im Oldenburger Münsterland, in Wallenhorst, Osnabrück, Berlin, Sangerhausen, Bonn, Zirndorf und anderen Orten nicht angetroffen. Er ist auf der Flucht. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück fahndet offiziell nach ihm.