Wer versprochene Zinsen oder seine Rückzahlungs-Ansprüche für das Nachrangdarlehens-Crowdinvesting Lemberona Nummer 1/2021 in Gesamthöhe von 1,5 Millionen Euro, das bis zum 30. März 2021 läuft, später im Jahr 2026 mal durchsetzen möchte, greift größtenteils ins Leere.
Bei der vor elf Jahren gegründeten Wiener Bio-Produktions- und Handelsfirma Lemberona Handels GmbH, die das Geld über die Wiener Vermittlerplattform Finnest.com einsammelt, welche angeblich nur solvente Firmen annimmt, ist fast alles nur gemietet.
Auf der Aktivseite dominiert in der letzten Bilanz der Emittentin zum 30. September 2020 das Umlaufvermögen (fertige Erzeugnisse) mit rund 6,86 Millionen Euro. Das Anlagevermögen ist im Vergleich dazu mit rund 180.000 Euro (davon rund 90.000 Euro Maschinen) gering.
Lemberona verfügt nach eigenen Angaben über ein geringes Sachanlagevermögen, weil die Betriebsstandorte für Produktion und Verwaltung langfristig gepachtet/gemietet sind.
Der größte Teil der betriebsnotwendigen Maschinen, Betriebs- und Geschäftsausstattung werde ebenfalls gemietet.
Nach Angaben des Unternehmens werden alle Produkte in einer gemieteten Produktionsstätte im Großraum St. Pölten in Niederösterreich hergestellt.
Rückzahlungen alter Verpflichtungen stehen an
Außerdem laufen im Hintergrund schon zwei Nachrangsdarlehen, die 2022 in Höhe von 291.000 Euro und im Jahr 2023 in Höhe von 463.000 Euro zurückgezahlt werden müssen.
Und allein in diesem Jahr 2021 müssen laut Bilanz vom 30. September 2020 Verbindlichkeiten von rund 5,8 Millionen Euro, davon rund 3 Millionen Euro Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten, zurückgezahlt werden.
Die Eigenkapitalquote der Emittentin beträgt laut Bilanz rund 12 Prozent.
Hohe Verluste
Laut Gewinn- und Verlustrechnung erwirtschaftete die Lemberona Handels GmbH im Geschäftsjahr 2018/2019 bei einem Jahresumsatz von rund 11,3 Millioen Euro noch einen Jahresüberschuss von rund 100.000 Euro.
Im Geschäftsjahr 2019/2020 folgte nun allerdings trotz eines leicht gestiegenen Jahres-Umsatzes von rund 11,9 Millionen Euro am Ende ein Jahresfehlbetrag von rund 360.000 Euro.
Der Lemberona-Chef (Mehrheitseigner und Geschäftsführer) Ramin Khabirpour (61) aus dem Münchener Umland war früher Topmanager bei Danone-Joghurt aus Frankreich.
Heute ist er der Kopf hinter Nova Natura, einer Marke der Maffei & Co. GmbH aus München, die mit ihrer Bonus-Kundenkarte Grünkauf Online-Händlern zum besseren Marketing verhilft, wie etwa einer Baumfrei Bambus Zahnbürste, einem Holzspielwarenladen, dem Shop Sichtschutzwände-24 oder dem Studibuch-Ankauf.
Kaum Umsatz, aber hohe Kredite an Inhaber
Die Maffei & Co. GmbH fällt wirtschaftlich allerdings zunächst erst einmal damit auf, dass das Umlaufvermögen von rund 118.000 Euro im Jahr 2019 (rund 105.000 im Vorjahr) hauptsächlich und zwar in Höhe von rund 90.000 Euro (ebenso im Vorjahr) aus Krediten an Gesellschaftern besteht. Gesellschafter sind der 57jährige Geschäftsführer Andreas Buchner (95 Prozent) und Nicole Buchner (5 Prozent), beide aus München.
Eigenartig: Obwohl beim Bonussystem Grünstrom angeblich schon 100 Online-Shops in Deutschland und 40 in Österreich mitmachen, ist die Lemberona Handels GmbH mit ihrem Shop Lemberona.at bei Grünkauf gar nicht als als Partner-Shop aufgeführt. Eine Suche nach ihr auf Gruenkauf.de führt zu keinem Ergebnis.
Neue Herausforderung Lemberona
2012 war Ramin Khabirpour als Zentraleuropa-Chef des Molkereiprodukte-Geschäfts des französischen Konzerns Danone ausgestiegen. Er verließ das Unternehmen, um “sich neuen beruflichen Herausforderungen widmen” zu können, so eine Danone-Sprecherin gegenüber der Frankfurter Lebensmittelzeitung.
Zusammen mit einer Kersten Pucks gründete Ramin Khabirpour in Wien im November 2019 die Beteiligungsgesellschaft k-and-p great food GmbH.
Die kaufte 2020 75 Prozent Anteile an der Wiener
Lemberona Handels GmbH.
Die restlichen 25 Prozent gehören den Wienern Elmira Bertagnoli (38) und Dr. Josef Bertagnoli (51). Familie Bertagnoli hat Lemberona zusammen mit dem heutigen Prokuristen -dr. Magister Gerhard, Barcus (62) im Jahr 2010 zunächst als Handelsunternehmen in Wien und 2013 zusätzlich als Produktionsunternehmen am österreichischen Standort Sankt Pölten gegründet.
Dr. Bertagnoli ist außerdem 25prozentiger Gesellschafter der 2006 gegründeten Wiener M.C. MultiCenter Errichtungs- und Betriebsgesellschaft mbH, die Gewerbeimmobilien für Einkauf, Dienstleistung und Büros entwickelt, baut und vermietet.
Lemberona bietet auf ihren Einkauf ab 49 Euro eine kostenlose Lieferung nach Deutschland und Österreich an.
Angebliche Top-Bestseller sind: getrocknete Mangoscheiben aus Mexiko (Kilo 26,99 Euro), weiße Maulbeeren aus Usbekistan (Kilo 17,99 Euro), italienische Mandeln (Kilo 29,98 Euro) und Haselnusskerne aus Sizilien (Kilo 19,99 Euro), Paranusskerne aus Bolivien (Kilo 9,99 Euro) oder Schwarze Buchara Rosinen aus Usbekistan (Kilo 22,99 Euro).
Zur Einführung einer neuen Verkaufsmarke “PlantLife”, bei denen Kleinbauern unterstützt werden sollen, deren Produktion eine positive Netto-CO2-Bilanz hat (die alten Produkte wie die Mandeln aus Sizilien sind auch wieder dabei, nur halt in neuer Verpackung), hat Ramin Khabirpour mit seiner Lemberona nun im Februar 2021 ein Crowdinvesting gestartet.
Anleger können ab 1.000 Euro Nachrangdarlehen mit einer Laufzeit von rund 5,5 Jahren zeichnen. Der mögliche Zinssatz beträgt bis zu 6 Prozent pro Jahr.
Konkret soll laut Vermögensinformationsblatt (VIB) vom 16. Februar 2021 die geplante Markteinführung und europaweite Vermarktung der neuen Marke “PlantLife”, auf Basis des maximalen Emissionsvolumens, zu etwa 30 Prozent teilfinanziert werden. Hierzu sind laut VIB Investitionen in Packstoffe und Druckzylinder, die Produktentwicklung, die Website und in die Markenkommunikation auf Social Media, in Displays für den Biofachhandel und Lebensmittelgeschäfte sowie in Konsumenteninformation und PR erforderlich.
Bei der Vermögensanlage handelt es sich um Nachrangdarlehen mit einem qualifizierten Rangrücktritt, die nicht besichert sind. Die Rückzahlung des Nachrangdarlehensbetrages und die Leistung von Zinsen hängen vom wirtschaftlichen Erfolg der Emittentin ab.
Die Dortmunder ECOreporter warnten am 2. März 2021:
Der Markt wächst seit mehreren Jahren, ist aber zunehmend umkämpft, da beispielsweise Hersteller von Produkten aus konventionellem Anbau inzwischen auch vermehrt Bio-Lebensmittel anbieten.
Es besteht das Risiko, dass die Marke nicht erfolgreich etabliert werden kann und in der Folge das eingesetzte Kapital, beispielsweise für Produktentwicklung, Markenkommunikation und PR, größtenteils verloren ist.
Auch die Kapitalstruktur und das geringe Anlagevermögen der Emittentin bergen mittelbar Risiken für die Anlegerinnen und Anlegern.
Angesichts der hohen Risiken halten die ECOreporter einen Zinssatz von bis zu 6 Prozent pro Jahr für die Nachrangdarlehen als zu gering. Nun denn…