Venture Plus AG28. September 2018 | 16:46 | Lesedauer ca. 6 min | Autor: GoMoPa-Redakteur JS

Venture Plus AG: Jens Hestermann – Mister V+ von A bis Z


Google, Facebook und Twitter sind jüngere Beispiele Venture Capital finanzierter Start-Up-Unternehmen, die Investoren der ersten Stunde reich gemacht haben. Solche Erfolgsgeschichten sind kein Zufall, sondern regelmäßig wiederholbar, versprechen die Vertriebs-Kloppertruppen der Venture Plus AG. Allen Anlegern, die den Märchen glauben schenkten, droht mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Totalverlust.

 

“Aufgrund der hohen Kosten und der sehr zweifelhaften Investitionen, liegt die Wahrscheinlichkeit für den Kunden, dass jemals ein Euro zurückfließt bei zwei bis drei Prozent”, erklärt ein langjähriger Vertriebsmitarbeiter von V+ seine Beweggründe, vor Investitionen in die Fonds und Sachwertversicherungen von V+ öffentlich zu warnen. Der Hauptprofiteur des gesamten Systems sei vor allem der Hintermann und Vorstand der Venture Plus AG Jens Hestermann (51), wohnhaft in dem mittelalterlich geprägten 35.000 Seelen Städtchen Mühlhausen.

Hestermann ist alles andere als ein Neuling im Grauen Kapitalmarkt. Bereits Mitte der Neunziger Jahre war er im knallharten Versicherungsvertrieb tätig. Über eine Alfred Wieder Gesellschaft, Selecta 2000, wurden Lebensversicherungen an Kunden verschoben. Kaum aus der Stornohaftung raus, wurden die Versicherungen, provisionsgetrieben und zum Nachteil der Kunden, im Jahrestakt aufgelöst und Neuverträge geschrieben.

Nachdem Alfred Wieder Anfang 1998, aufgrund eines Steuerstrafverfahrens, in die USA flüchtete und gleichzeitig der Gesetzgeber dem lukrativen Geschäft, durch längere Stornohaftungszeiten, einen Riegel vorschob, wechselte Hestermann ins Schrottimmobiliengeschäft. Für mehrere Anbieter war er damals im Vertrieb überteuerter Eigentumswohnungen an Privatkunden tätig.

Nach der Rückkehr von Alfred Wieder in die alte Heimat heuerte Hestermann wieder bei seinem Bekannten an und wurde mit der Position des Vertriebsleiters der Alfred Wieder AG betraut.

 

Im Portfolio waren zuerst die HCC-Fonds. Die Anleger kamen mit einem blauen Auge aus der Nummer heraus, weil Alfred Wieder sich entschlossen hatte, die notleidenden HCC-Fondsbeteiligungen für rund 70 bis 80 Prozent des Wertes zurückzukaufen. Das Ziel war es, die vollständige Kontrolle über die Alfred Wieder AG zurück zu gewinnen.

Das Manöver sollte sich auszahlen, als 2002 die GCF-Global Chance Fonds und GAF-Global Asset Fonds am Markt platziert wurden. In diese Zeit fiel der größte Erfolg in der Geschichte der Alfred Wieder AG. Ein erfolgreicher Exit aus einer Beteiligung an der etkon AG führte dazu, dass zum ersten Mal die Anleger einer Alfred Wieder Investition, mit Rendite ausgezahlt werden konnten. Auf der Welle dieses Hypes wurden in den Folgejahren gleich reihenweise neue Fonds konzipiert und vertrieben. Diese Folgefonds, MIG 1 bis 13, die alle im Bereich Venture Capital investiert sind, liefen allerdings deutlich weniger erfolgreich.

2005 kam es zum Streit zwischen Alfred Wieder und Jens Hestermann.

 

Es gehörte zum Geschäftsprinzip Wieders, Versprechungen gegenüber den eigenen Mitarbeitern und Geschäftspartnern, nicht einzuhalten. Hestermann war vor allem verärgert, weil ihm eine seit langer Zeit versprochene Beteiligung an der Alfred Wieder AG mehrfach nicht zugestanden wurde.

Als Konsequenz des Zwists verließ Hestermann die Alfred Wieder AG und gründete die V+ Beteiligungsgesellschaft. Bereits mit dem ersten Fonds (V+ GmbH & Co. Fonds 1 KG) konnte der Vertriebsprofi 50 Millionen Euro für Venture Capital Investments einsammeln. 2007 wurde der zweite V+ Fonds und im Jahr 2010 der dritte Fonds aufgelegt.

Hestermann bleibt allerdings wegen seiner Vergangenheit lieber im Hintergrund. Sowohl bei der Alfred Wieder AG, als auch bei den V+ Fondsgesellschaften taucht sein Name in offiziellen Unterlagen nicht auf. Am liebsten rechnet er seine Geschäfte über die Intelligence Financial Division GmbH, mit Sitz in der Windenberger Landstr. 39, in seiner Heimatstadt Mühlhausen, ab.

Immer eng eingebunden in die Arbeit der Emittentin, entweder als Treuhänder oder als Verwaltungsgesellschaft, ist ein alter Bekannter Hestermanns, Markus Fischer.

Die beiden Finanzmarktexperten haben sich vor Jahren kennengelernt, da Fischer als Geschäftsführer der FIT Fondsinitiator und Treuhand GmbH aus Landshut, Verwaltungsaufgaben für die Alfred Wieder AG übernahm. Ein besonderer Anreiz zur Zusammenarbeit mit Fischers FIT lag in der Verwaltungssoftware expecto begründet. Gegen hohe Gebühren wurde diese, allen Fondsgesellschaften zur Verfügung gestellt. Zudem war Fischer als Geschäftsführer der HCC-Fonds GmbH & Co. KG für die Betreuung von Anlegern zuständig.

Fischer selbst war in entscheidender Funktion an den Abzockgeschäften von Debi Select und TelDaFax beteiligt. Aktuell plant Fischer mit der 2012 gegründeten die FIT AG sein Geschäft auszubauen.

Während der Konzeption des vierten V+ Fonds, Venture Plus GmbH & Co. Fonds 4 KG, kam es zu erheblichen Umstrukturierungen.

 

Villa Rhodius: Standesgemäßer Sitz der Venture Plus AG

Villa Rhodius: Standesgemäßer Sitz der Venture Plus AG

Hestermann entschied sich von alten, aber auch teuren, Weggefährten zu trennen, und lieber Mitarbeitern aus der zweiten und dritten Reihe eine Chance zu geben. Neben dem erhofften Kostenersparnis wollte sich der selbsternannte “Mister V+” keine unangenehmen Fragen gefallen lassen, die aus der alten Mannschaft immer öfter an ihn herangetragen wurden.

In Folge kam es zur Gründung der Venture Plus AG in Leverkusen. Die Gesellschaft hat ihren Sitz, standesgemäß, wie Hestermann wohl findet, in der hoch herrschaftlichen Villa Rhodus, Bergische Landstr. 82a, 51375 Leverkusen.

Die Geschäfte dieser Aktiengesellschaft werden vom Vorstandsvorsitzenden Michael Vogel sowie Jens Hestermann, der als Vorstand nach langem Versteckspiel erstmals wieder eine offizielle Funktion bei V+ einnimmt, geleitet. Geschäftsführer Michael Vogel ist ein enger Vertrauter Hestermanns und nach dessen Aussage “der klügste Mensch den ich kenne.” Eine gewisse Bauernschläue will auch ein GoMoPa-Informant Michael Vogel nicht absprechen. Sein wichtigstes Prädikat sei allerdings die “Strohmann-Funktion für Hestermann”, die Vogel ohne zu murren, ausfüllt.

Und so gefällt es offensichtlich. “Er mag keine Widerworte”, erklärt ein Informant, der jahrelang im Vertrieb für Hestermann tätig gewesen ist. Im Gegenteil: “er liebt den Gleichschritt.” Der Insider:

V+ hat etwas vom 3. Reich – Hestermann ist ein Freund davon. Zumindest gibt es Dinge wie einen eigenen V-Plus Siegelring. Der wird zu speziellen Anlässen an die besten Verkäufer vergeben – auf Vertriebsveranstaltungen, die ich immer “Reichsparteitage” nenne. Die Räumlichkeiten müssen nämlich mindestens sechs Meter hohe Decken haben, wegen den großen Bannern, die sonst nicht richtig zur Geltung kommen würden.

Nach außen sollen zwei unbescholtene Experten im Aufsichtsrat, den Anschein der Seriosität wahren: Prof. Dr. Rainer Fischer, Leiter des Aachener Instituts für Biologie IV, und Dr. Bernd Fronhoff, Chief Financial Officer und Chief Operating Officer der axioGENESIS AG.

Weniger seriös ist hingegen der Vorsitzende des Aufsichtsrates und Hestermann Vertraute Manuel Reitmeier. Der gelernte Bankkaufmann ist unter anderem Vorstand der mic AG, die mit V+ enge Geschäftsbeziehungen pflegte. Insbesondere erwarb die mic AG regelmäßig Assets von V+. Ein Insider berichtete GoMoPa.net, dass es regelmäßige Kick-Back-Zahlungen, in Form von Beratungsmandaten an die Intelligence Financial Division GmbH, gab.

Da das Geschäft mit den geschlossenen Fondsbeteiligungen im letzten Jahr massiv eingebrochen war, musste Hestermann wieder einmal kreativ werden.

Die Lösung fand sich in der Etablierung der V+ Mittelstandspolice. Gemeinsam mit der umstrittenen Liechtensteiner Versicherung Quantum Leben AG wird Risikokapital, unter dem Deckmantel einer Rentenversicherung, bei ahnungslosen Privatanlegern, eingesammelt. Die Gelder werden ohne Umwege in V+ Fonds transferiert. GoMoPa.net berichtete.

Der Liechtensteiner Versicherungsmantel bietet Hestermann gleich eine Reihe von Vorteilen.

Vorteil 1: Das tote Geschäft mit geschlossenen Fonds kann in einem neuen Mantel weiter betrieben werden.

Die Verunsicherung der Kunden kann durch den Verkauf von “sicheren Lebensversicherungen” auf ein Minimum reduziert werden. Ein schöner Nebeneffekt aus Hestermanns Sicht ist, dass auch wieder Versicherungsvermittler im Vertrieb eingesetzt werden können. Im Gegensatz zur Vermittlung von geschlossenen Fonds (Genehmigung nach §34f GewO notwendig) reicht bei Lebensversicherungen eine Genehmigung nach §34c GewO (Vermittlung von Versicherungen).

Vorteil 2: Doppelte Provisionen

Es ist kein gutes Vorzeichen für die V+ Kunden, dass neben Provisionen und Gebühren für den Versicherungsmantel auch noch Provisionen für die Investitionen in V+ Fonds anfallen. Anders als zu erwarten, profitieren aber nicht die Vermittler. Sämtliche Provisionen aus Investitionen des Versicherungsmantels in V+ Fonds wandern direkt in die Taschen von Hestermann, der sich auf diese Weise ein weiteres Mal auf Kosten von Kunden und Mitarbeitern bereichert.

Vorteil 3: Keine Transparenz, keine Kontrolle

Durch die Konstruktion mit dem Liechtensteiner Versicherungsmantel werden die Kontrollstandards in Deutschland ausgehebelt. Die Aufsicht obliegt der Liechtensteiner Finanzmarktaufsicht, die keine Prüfung von im Ausland vertriebenen Produkten vornimmt. Und auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) fühlt sich nicht zuständig. GoMoPa.net berichtete mehrfach über diese Problematik.

Eventuellen Klagen geschädigter Anleger schaut Hestermann gelassen entgegen. Sein Haus-und-Hof-Anwalt Jan Linnemann, von der Kanzlei Linnemann Rechtsanwälte GbR, vertritt ihn seit Jahren (meist) erfolgreich vor Gericht und ist eng in die Geschäfte eingebunden. Sogar ein Steuerstrafverfahren konnte Linnemann erfolgreich im Sinne Hestermanns lösen. Nun denn…




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