Die Firmenbilanz durch Zubewertungen von Immobilien aufhübschen.
So könnte man das Haupt-Geschäftsmodell des Innsbrucker Kaufhauskönigs (KaDeWe, GALERIA Karstadt Kaufhof GmbH, Goldenes Quartier Wien) Rene Benko (44) und seiner SIGNA Holding GmbH beschreiben.
Dieses Geschäftsmodell des einstigen AWD-Finanzberaters hat zunächst einmal außerordentlich positive Effekte für den österreichischen Unternehmer. Auf diese Weise kann Benko, nein er muss zwangsläufig, höhere Mieten verlangen, damit er überhaupt die höhere Bewertung rechtfertigen kann.
Und im Nebeneffekt kann Benko auf seine Immobillien auch noch viel höhere Kredite aufnehmen, mit denen er die Altkredite ablöst und darüber hinaus neue Immobilien erwerben kann, ohne selbst Eigenkapital in die Hand zu nehmen.
Ein Geschäftsmodell, das so mancher Experte heftig kritisiert.
Professor Gerrit Heinemann, Wirtschaftswissenschaftler der Hochschule Niederrhein, sagte jüngt der Story im Ersten:
Was hier stattfindet sind Zuschreibungen, die eigentlich unseriös sind.
Das Aufwerten von Bilanzen mit Zuschreibung von Immobilienwerten, die vielleicht im nächsten Jahr schon wieder anders sein können, macht man eigentlich grundsätzlich nicht und dient wahrscheinlich der Aufwertung der Bilanz und hat keinen anderen Grund.
Rene Benko und die SIGNA-Gruppe wollten sich hierzu nicht äußern.
Benko stammt aus einfachen Verhältnissen.
Er lebte als Kind mit der jüngeren Schwester und den Eltern – die Mutter war Kindergärtnerin, der Vater arbeitete bei der Gemeinde – im vierten Stock auf sechzig Quadratmetern in der Gumppstraße im Innsbrucker Arbeiterstadtteil Pradl. Mittlerweile gehört Benko mit geschätzten fünf Milliarden Euro Vermögen zu den reichsten Menschen der Welt. Neben seiner Betätigung im Immobilien- und Handelssektor, hält Benko je 25% an der Kronen Zeitung und dem Kurier – zwei einflussreichen Boulevardzeitungen in Österreich – und gilt als einer der einflussreichsten Menschen in Österreich. Er begann Anfang der 2000er Geld zu machen, indem er Dachböden in Innenstädten renovierte und anschließend weiterverkaufte.
Mit dem aktuellen Zahlenwerk der SIGNA-Holding hat sich der Wirtschaftswissenschaftler Professor Dr. Leonhard Dobusch von der Universität Innsbruck beschäftigt. Er leitet auch eine finanzpolitische Denkfabrik.
Sein besonderes Augenmerk: der Wert der Immobilien in den Bilanzen.
Auf sage und schreibe 20 Milliarden Euro beziffert die SIGNA selbst ihr gesamtes Immobilienvermögen mit außergewöhnlichen Wertzuwächsen in den letzten Jahren.
Zum Beispiel das Warenhaus Kaufhof in der Kölner Hohe Straße 41-53. Im Oktober 2015 wurde das Haus laut ARD mit 150 Millionen Euro bewertet.
Seit dem Erwerb durch die SIGNA 2018 hat sich der Wert der Immobilie mehr als verdreifacht. Am 2. September 2019 wird die Kölner Immobilie in einem vertraulichen Dokument der SIGNA mit satten 485 Millionen Euro bewertet.
Von 2014 bis 2019 sind die Immobilien der SIGNA um stattliche 3,8 Milliarden Euro aufgewertet worden.