Als Deutschlands drittgrößter Sanitär-Rohrhersteller, die SANHA GmbH & Co. KG, mit einer Mittelstandsanleihe an die Frankfurter Börse ging, musste sich der Boss des Familienbetriebes Bernd Kaimer (55) wie Frau Holles Goldmarie gefühlt haben.
Bereits einen Tag vor dem offiziellen Börsenlisting am Freitag, dem 24. Mai 2013, war die 25 Millionen Euro Anleihe mit einer Laufzeit von 5 Jahren und einem Festzins von 7,75 Prozent innerhalb weniger Stunden restlos ausverkauft. Sie wurde im Januar 2014 um 12,5 Millionen Euro aufgestockt und mit Gläubigerbeschluss vom 15. September 2027 um weitere 5 Jahre bis zum 4. Juni 2023 verlängert.
Kaimer, der das 1964 gegründete Unternehmen in zweiter Generation führt, bedankte sich am ersten Zeichungstag am 23. Mai 2013 in einer Firmenaussendung noch mit den Worten:
Wir freuen uns sehr über das große Interesse von institutionellen Investoren und Privatanlegern an unserem Familienunternehmen.
Die Anleihe gibt uns zusätzliche Planungssicherheit, um SANHA nachhaltig weiterzuentwickeln.
Doch seit dem 1. April 2020 ergeht es Kaimer wie Frau Holles Pechmarie. Corona ließ den Auftragseingang für seine 4 europäischen Werke in Polen, Tschechien und Deutschland (Berlin und Schmiedefeld bei Dresden) um 50 Prozent einbrechen. Im März 2020 lag er noch um 7 % über Vorjahr.
Fazit: wir können nach wie vor produzieren und auch liefern, brauchen aber Aufträge.
Diese Entwicklung macht sich auch im Rating des Sanitärunternehmens bemerkbar: Bereits Ende März hatte die Ratingagentur Creditreform den Ausblick für SANHA von “stabil” auf “negativ” gesetzt. Die Essener haben aktuell ein Rating von B-.
Nach Einschätzung der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.? aus München, die selbst SANHA-Anleihe-Teile hält, könnte die Gesellschaft bereits mit dem nächsten Zinstermin im Juni 2020 in Liquiditätsschwierigkeiten geraten. Denn nach den derzeit geltenden Anleihebedingungen wäre am 4. Juni 2020 eine Zinszahlung in Höhe von zirka 2,9 Millionen Euro fällig.?