Noch im Mai diesen Jahres meldete die Schweizer Handelszeitung als Sensation per OTS an alle Redaktionen, dass der Schweizer Finanz- und Immobilieninvestor Remo Stoffel (Priora Holding Ltd.) aus Chur im Juli 2019 aus der Schweiz in das Wüstenemirat Dubai umgezogen sei und von dort aus expandiert.
In Dubai hatte Stoffel bereits 2006 die Immobilienfirma Farnek Services LLC gekauft.
Seine Schweizer Firma Priora Suisse AG aus Freienbach mit ihrem Flagschiff der Geschäftscity Balsberg am Flughafen Zürich-Kloten und den Hotels 7132 Therme Vals, Hotel Glenner in Vals und Kurhaus in Lenzerheide sowie dem Projektentwickler dieSwissbuilding wolle sich nun international ausrichten.
Im Frühjar 2020 habe Stoffel daher in Dubai eine bestehende Firma in die “Priora Holding Limited” umfirmieren lassen. Diese hat ihren Sitz im Index Tower im Dubai Financial District. Stoffel fungiert hier als Chairman und Markus Oberlin, Chef des Facility-Managers Farnek, leitet die operativen Geschicke. Stoffel wolle Dubai als Geschäftshub für weitere Beteiligungsnahmen nutzen.
Doch mitten in der neuen Geschäftsanbahnung in Arabien deckte die Neue Zürcher Zeitung am 5. August 2020 über Stoffel jetzt eine bis dato unbekannte Tatsache auf. Ebenfalls eine Sensation. Die Zeitung hatte Einblick in staatsanwaltliche Dokumente.
Daraus geht hervor:
Stoffel saß im August 2019 vier Tage in Untersuchungshaft – wegen des Verdachts auf Bilanz- und Urkundenfälschung und Steuerhinterziehung.
Ob Zufall oder nicht – rund einen Monat vor der Verhaftung war bekanntgeworden, dass Stoffel mit seiner Familie in die Vereinigten Arabischen Emirate auswandert.
Einen Zusammenhang mit dem Strafverfahren der Zürcher Behörden verneinte er gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag. Es sei eine rein familiäre Entscheidung.
In dem Strafverfahren kündigte die Zürcher Staatsanwaltschaft III für qualifizierte Wirtschaftskriminalität am 20. März 2020 gegenüber Stoffel an, sie werde ihn anklagen. Der stellte daraufhin im Mai 2020 einen Antrag auf ein abgekürztes Verfahren. Weil Stoffel die vorgeworfene Urkundenfälschung gestand, kam es nicht zu einem Gerichtsverfahren.
Das Strafverfahren mündete schließlich am 17. Juli 2020 in einem Strafbefehl der Zürcher Staatsanwaltschaft III.
Die verhängte eine Strafe von 180 Tagen Haft, ausgesetzt auf Bewährung.
Die Strafuntersuchung zu dem Fall war durch eine Strafanzeige des kantonalen Steueramts Zürich im Oktober 2016 ausgelöst worden und umfasste nebst dem Vorwurf von Urkundenfälschungen auch jenen von Steuerbetrügen.
Die Vorwürfe standen im Zusammenhang mit dem Kauf und dem Betrieb der Immobilienfirma Avireal AG aus Kloten aus der Konkursmasse der Swissair durch die Ability AG, ETV Bad Vals, in der Gürtelstraße 14 in Chur. Als deren einziger Verwaltungsrat mit Einzelunterschrift amtete damals Remo Stoffel.
Der Kauf hatte am 28. April 2005 stattgefunden. Avireal ist jene Firma, welche die wertvollen Liegenschaften auf dem Balsberg besitzt, wo die Swissair ihren Sitz hatte und die Priora Suisse AG von Stoffel heute auf 45.000 Quadratmetern vermietbarer Flächen auf 7 Etagen eine autarke City als “Mikrokosmos erfolgreicher Firmen” betreibt.
Die Staatsanwaltschaft kam im Rahmen ihrer Untersuchung zum Schluss, dass die Zwischenbilanz der Avireal AG vom 30. Juni 2005 sowie eine im Jahr 2009 verwendete Bankbestätigung nicht korrekt waren und gewisse Urkunden bis Ende 2006 unterdrückt wurden.
Noch am Tag des Kaufs der Avireal veräusserte diese unter Leitung des neuen Verwaltungsrates Stoffel den grössten Teil ihrer Immobilien an die Winsto AG in Zug, die ebenfalls in Stoffels Besitz war. Die Winsto AG wiederum hatte drei Tage vor der Transaktion mit der Zürcher Kantonalbank am 25. April 2005 einen Kreditvertrag geschlossen.
Darin war vorgesehen, dass die Bank der Winsto einen Kredit von 190 Millionen Franken gewähren würde, einer der Investoren hätte zudem rund 171 Millionen Franken als nachrangiges Darlehen gewährt. Doch der Kreditvertrag wurde nicht so umgesetzt wie vorgesehen.
Um die Gesamttransaktion zu retten, kam es zu den strafrechtlich relevanten Handlungen. In der Zwischenbilanz der Avireal etwas mehr als zwei Monate später wurden nämlich flüssige Mittel in der Höhe von über 188 Millionen Franken ausgewiesen. Tatsächlich vorhanden waren jedoch lediglich 380.000 Franken.
In einem anderen Fall ging es um einen Mittelnachweis aus dem Jahr 2008. Ein mit einem Briefkopf und Unterschriften der VP-Bank in Liechtenstein versehenes Schreiben mit dem Betreff “Mittelnachweis” bestätigte per 31. Dezember 2007 das Vorhandensein von mehr als 208 Millionen Franken auf einem Klientenkonto von Stoffels Treuhänder.
Laut Strafbefehl wurde das Dokument mit abgedeckter Adresse und Anrede von einer unbekannten Täterschaft schliesslich verwendet als Nachweis der Werthaltigkeit der Escrow-Forderung der Avireal gegenüber dem Treuhänder.
Stoffel hatte laut Strafbefehl gewusst, dass es kein solches Konto des Treuhänders gegenüber einer Bank mit einem solchen Guthaben gegeben hatte.