Der aus Österreich stammende P&R-Containervermittler Heinz Roth (75) wurde am Mittwochmittag (12. September 2018) in seiner Villa im noblen Münchner Vorort Grünwald verhaftet, wie am gestrigen Donnerstag die Münchner Oberstaatsanwältin Anne Leiding bekanntgab.
Der Haftbefehl begründet sich auf dringenden Betrugsverdacht sowie Flucht- und Verdunkelungsgefahr. Roth wurde einem Haftrichter vorgeführt, der ihn ins Untersuchungsgefängnis Justizvollzugsanstalt München in der Stadelheimer Straße 12 im Münchner Stadtteil Giesing überstellen ließ.
Nach Informationen der Abendzeitung München bestand die Gefahr, dass der 75-Jährige Zeugen beeinflusst.
Heinz Roth hatte P&R 1975 gegründet und lange auch als Geschäftsführer geleitet. Seit Mai 2018 hat die Arbeitsgruppe Container der Staatsanwaltschaft München I 270 Anleger befragt, nach Erkenntnissen der Ermittler sind sie um fast 18 Millionen Euro betrogen worden.
“Heinz R. hat bislang nicht ausgesagt”, sagte Anne Leiding, Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Die Justiz ermittelt auch gegen einen seiner Geschäftsführer-Nachfolger. Zwei ehemalige Geschäftsführer leben nicht mehr.
Martin Ebben (50) aus Bad Tölz in Bayern ist ab 6. Juni 2017 neuer alleiniger Multi-Geschäftsführer der P&R Gruppe aus Grünwald und ist Nachfolger von Gesellschafter Heinz Roth (75), der die Geschäfte in Grünwald ein Jahr lang davor übernommen hatte, nachdem Werner Feldkamp aus Grünwald, ehemals Vorstand der P&R AG und langjähriger Geschäftsführer der Tochterunternehmen, am 8. Mai 2016 im Alter von 65 Jahren verstorben war und Wolfgang Stömmer aus Oberhaching, ebenfalls Vorstand der P&R AG und Geschäftsführer der Tochterunternehmen, im Juni 2016 aus den Unternehmen ausgeschieden ist. Wolfgang Stömmer starb am 13. Juni 2018 im Alter von 57 Jahren.
Der Container-Millionär Heinz Roth verfügt privat über ein Kapital von 13 Millionen Euro, wie er kürzlich gegenüber den Insolvenzverwaltern nach der Milliarden-Pleite der P&R Gruppe im März 2018 selbst angab. Seine Villa hat er bereits auf seine Frau überschrieben, um sie vor einem Regress-Zugriff zu schützen.
54.000 Anleger haben bei P&R, die ihren Firmensitz nur ein paar Gehminuten von seiner Villa entfernt hat, bis ins Jahr 2018 hinein 3,5 Milliarden Euro in Container investiert, die sie an die P&R vermieteten und die dann von P&R zurückgekauft werden sollten.
Die Schulden der P&R-Gruppe belaufen sich jedoch auf 4,5 Millarden Euro, wie die vier Insolvenzverwalter zusammenrechneten.
Insolvenzverwalter Michael Jaffe stellte fest, dass zwar 1,6 Millionen Container in den Büchern standen, doch nur 618.000 tatsächlich existieren, wie der Finanznachrichtendienst GoMoPa.net berichtete.
Die Lücke habe sich seit 2007 aufgebaut. Der Verdacht: Mit dem Geld neuer Kunden wurden oft keine neuen Container mehr gekauft, sondern die Auszahlungen an die Altanleger bezahlt. Im März 2018 stellte P&R Insolvenzantrag.
Alles in allem messen die Insolvenzverwalter dem aktuellen Containerbestand einen Wert von etwa 800 Millionen Euro zu. Das heißt: Mit den derzeit bestehen Containern könnten bei einer Verwertung wohl nur etwa ein Fünftel der Ansprüche von Seiten der Gläubiger bedient werden.
Der Leitende Oberstaatsanwalt Hans Kornprobst schätzt den Schaden durch die nicht existenten Container auf 1,5 bis zwei Milliarden Euro: