Jetset statt Kryptomining? Seit Gründung seines Schweizer Startups Life Quality Management AG, kurz LQM AG, vor zwei Jahren in Märstetten im Kanton Thurgau sammelte Jungunternehmer Herolind Krrakaj (29) von Anlegern mehr als 12 Millionen Schweizer Franken (rund 11 Millionen Euro) ein.
Mit dem Geld wollte die LQM AG für die Anleger Computer-Server kaufen, die Krrakaj dann in einer Schweizer Farm beim Hardware-Kooperationspatner ELYSIUM SWISS AG in Widnau (Fuchsgasse 4) im Kanton Sankt Gallen betreiben wollte. Die geschürften Kryptowährungen wollte Krrakaj den Anlegern monatlich gewinnträchtig zu einem Festpreis abkaufen.
Der einstige Verkaufsleiter Remo Zingg aus Wil in der Ostschweiz erklärte dem Schweizer Tagblatt noch im Dezember letzten Jahres:
Unsere Kundschaft hat somit nichts mit den Währungen zu tun und partizipiert trotzdem an der Technologie.
Der monatliche Pauschalbetrag, welcher bei Vertragsbeginn fixiert wird, hänge einerseits von der Höhe der Kaufsumme der Hardware, anderseits vom Kurs der betroffenen Kryptowährungen ab.
Das Risiko sei für den Kunden eigentlich gering, fügte Zingg an:
Ein tiefer Kurs ist nur für uns nicht profitabel. Im schlimmsten Fall verbleibt die gekaufte Hardware so oder so im Eigentum unserer Kunden.
Vorausgesetzt, es wurden mit dem Geld auch genügend Computer-Server angeschafft. Daran gibt es inzwischen erhebliche Zweifel.
Nach einem Jahr des Schürfens wollte Krrakaj den Anlegern die Computer-Server zu 80 Prozent des ursprünglichen Preises abkaufen.
Das Geschfäft sollte unter dem Markennamen Interstellar Switzerland 1.0 und 2.0 laufen. Mindestanlage: 10.000 Schweizer Franken (rund 9.105 Euro).
In einem Kino-Werbespot hieß es: “LQM AG – clever die Zukunft gestalten.”
Der Schutz der Marke wurde im November 2018 beantragt, aber wurde bis heute nicht genehmigt.
Denn statt blühender Mining-Farmen präsentierte Krrakaj auf Instagram und Facebook lieber ein protziges internationales Luxusleben mit Jetset, Sport-Boliden und Edeluhren. Er zeigte sich im Spielcasino von Monaco und als Gast auf einem Empfang von Albert II., Prinz von Monaco.
Auch sponserte der Krypto-Farmer den 32jährigen Europäischen Boxchampion im Super Mittelgewicht Robin Krasniqi aus München, mit dem er im Blitzlichtgewitter glänzte.
Doch der rasche Aufstieg des einstigen Autoaufbereiters zum Internet-Millionär endete abrupt.
Weil die angehäuften Schulden von 12 Millionen Franken nicht zurückgezahlt werden konnten, traten im Februar diesen Jahres die ersten drei Verwaltungsräte der LQM AG zurück:
Ehefrau Besarta Krrakaj (28) aus Märstetten.
Cousin Vullnet Krrakaj aus Weinfelden.
Mergim Jasiqi aus Rothrist.
Im März 2019 schieden auch die letzten beiden Co-Verwaltungsräte aus:
Khalil James Keller aus Amriswil und
Egzon Berisha aus Rothrist.
Alle zehn Angestellten wurden entlassen. Der Fimensitz wurde aus Zürich (Bahnhofstraße 100) wieder zurück in die tiefste Provinz in das ehemalige Mehrfamilienhaus von Herolind Krrakaj nach Märstetten (Bahnhofstraße 10a) verlegt. Herolind Krrakaj blieb als einziger Verwaltungsrat im Amt.
Noch am 13. Mai 2019 redete Herolind Krrakaj die Turbulenzen gegenüber dem BLICK klein:
Wir haben ein paar Probleme. Jede Firma hat einmal Zahlungsverzögerungen. Das kommt vor.
Beinahe trotzig versprach der Jungunternehmer: