Die kitzVenture GmbH aus Kitzbühel sammelt Geld für ein Comeback der seit 2012 insolventen deutschen Drogeriekette Schlecker als Schlecker+ ein. Doch der Boss von kitzVenture steht wegen Anlagebetruges gerade vor Gericht.
Patrick Landrock (37), in Stuttgart geboren und nun in Kitzbühel im österreichischen Tirol ansässig, steht seit dem 3. November 2021 vor dem Schöffenstrafgericht in Innsbruck: wegen vorgeworfenen schweren gewerbsmäßigen Anlagebetruges, wie Business Leaders berichtete.
Die Tiroler Tageszeitung titelte am 4. November 2022: „Betrugsprozess: ‚KitzVenture-System war ein Pyramidenspiel‘“.
Landrock beteuerte zum Prozessauftakt seine Unschuld: „kitzVenture ist mein Baby! Es ist eine florierende Gesellschaft. Ich wollte über sie niemals jemanden betrügen.“
kitzVenture – Staatsanwaltschaft spricht von Pyramidenspiel
Der Anklagevorwurf stammt noch aus einer Zeit, als kitzVenture im TV zur abendlichen Bestzeit mit einem Kleinanlegermodell mitsamt 9,75 Prozent Zinsen warb.
Der Vorwurf: Über Bonität und Veranlagungen bei Unternehmen sei getäuscht, das Totalverlustrisiko verschwiegen worden.
Staatsanwalt Hannes Wandl: „Bei den Ermittlungen zum System drängte sich schnell der Verdacht auf, dass hier schlicht und einfach ein Pyramidenspiel aufgebaut werden sollte.“
79 Anleger seien der Werbung mit einem Schaden von 176.650 Euro auf den Leim gegangen. Dazu wären bei Medienunternehmen bislang noch 658.857 Euro und bei Wiener Anwälten 141.452 Euro offen.
Dies bestritt Landrock (Foto) vehement und deklarierte sich selbst als Opfer
Schließlich habe man alles nur Erdenkliche getan, um das Anlagemodell auf rechtlich korrekte Beine zu bringen. Trotz der Beauftragung renommiertester Anwalts- und Steuerberaterkanzleien sei der Finanzmarktprospekt jedoch letztlich fehlerhaft und nicht markttauglich gewesen: „Wir sind keine Juristen. Dafür stelle ich für ein irres Geld solche Leute an. Die sollten eigentlich hier auf der Anklagebank sitzen!“ Ohne näher auf die Veranlagungen einzugehen, betonte der KitzVenture-Chef dazu, dass alle 79 Anleger „mitsamt Zinseszinsen“ entschädigt worden sind.
Der Prozess ist wegen eines Corona-Erkrankungs-Falls auf unbestimmte Zeit vertagt.
Frisches Geld für ein Comeback von Schlecker
Um neue Geldgeber zu finden, hat Landrock den Zinssatz für seine neuen Orderschuldverschreibungen im Mai 2022 von 6 auf 8 Prozent pro Jahr erhöht.
Ging seine und von ihm geleitete kitzVenture GmbH Ende April 2022 mit sechs Prozent Zinsen bei einer Laufzeit von fünf Jahren auf die Suche nach Geldgebern für einen Schlecker-Neustart, so verspricht man jetzt sogar acht Prozent, schrieb Cash.at am 12. Mai 2022. Landrock bietet auf seiner Homepage kitzVenture.com und nur in Österreich (nicht in Deutschland und der Schweiz) seit dem 5. Mai 2022 unbesicherte Orderschuldverschreibungen II 2022-2027 in Gesamthöhe von 1,95 Millionen Euro an. Anleger in Österreich können ab 500 Euro einsteigen. Die Laufzeit beträgt 5 Jahre.
Laut dem Informationsblatt für Anleger vom 4. Mai 2022 soll mit einer neuzugründenden Schlecker+ GmbH ein Handelsunternehmen im Bereich Lebensmittel, Drogerie, Einrichtung, Büro- und Geschäftsbedarf sowie Baumarktartikel aufgebaut werden. Das Unternehmen soll „Miet-Commerce“ für Unterhaltungs- und Haushaltsgeräte sowie Bau- und Betriebsgegenstände betreiben.
Hierzu habe sich die Emittentin kitzVenture GmbH die Marke „Schlecker“ des 2012 in Insolvenz geratenen gleichnamigen ehemaligen schwäbischen Unternehmens gesichert.“