Er hatte sie zur ESG-(Nachhaltigkeits-)-Chefin bei der DWS, dem Fondshaus der Deutschen Bank in Frankfurt, gemacht. Der DWS-CEO Dr. Asoka Wöhrmann (56) aus Frankfurt schuf damit im Herbst 2020 einen Posten, den es in dem börsennotierten Fondshaus zuvor gar nicht gab.
Doch dann im April 2021 hat der DWS-Boss die 6monatige Probezeit nicht verlängert. Die Engländerin Desiree Fixler (41) musste gehen, weil sie nach ihrer Ansicht zu kritisch war. Seither ist der studierte Volkswirt (Uni Bielefeld) und Politikdoktor (Uni Magdeburg) Wöhrmann selbst der oberste Nachhaltigkeitsschützer der DWS.
Doch die Ex-ESG-Chefin lässt diese Schmach (Karriereknick) nicht auf sich sitzen. Sie kämpft um ihren Ruf und macht ihrem Ex-Boss nun mit öffentlichen Vorwürfen über angebliches Greenwashing, also Schönfärberei, die Hölle heiß.
So heiß – dass jetzt die US-Börsenaufsicht SEC, die deutsche BaFin und die US-Bundesstaatsanwaltschaft in Brooklyn Ermittlungen aufgenommen haben sollen, wie das Wall Street Journal zuerst berichtete. Die Behörden untersuchen, ob die DWS das Volumen ihrer nachhaltigen Geldanlagen überhöht ausgewiesen und Bewertungskriterien für nachhaltige Investments vernachlässigt hat.
Die DWS will sich zwar “zu Fragen im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten oder regulatorischen Angelegenheiten nicht äußern”, weist aber in einer Presseerklärung am 26. August 2021 die Vorwürfe zurück.
Aber allein schon, dass es diese Vorwürfe in der Öffentlichkeit gegen Dr. Asoka Wöhrmann und die DWS überhaupt gibt und die Behörden der Sache nachgehen, reichte aus, dass die Aktie am 26. August 2021 um 14 Prozent fiel und sich seitdem nicht erholen will.
Der Verlust für die DWS Group GmbH & Co. KG aus Frankfurt beträgt duch diesen Aktiensturz rund 1 Milliarde Euro. Das ist fast die Hälfte des gesamten Umsatzes aus dem Jahr 2020 von rund 2,2 Milliarden Euro, für den Dr. Asoka Wöhrmann eine Jahresvergütung (inklusive Boni) von 6,522 Millionen Euro kassierte.
Generell sagte die DWS, dass der Weg in eine Zukunft, in der ESG-Investitionen die Norm und nicht die Ausnahme sind, “lang und voller Hürden sein wird, sowohl für die Branche als auch für die DWS.”
Erforderlich sei ein “gewissenhafter und auch schneller Ansatz”.
Genau dieses gewissenhafte Vorgehen wird nun in Frage gestellt, berichtet heute Business-Leaders.net.
Es ist klar, dass die Vorwürfe das Haus zu einem ungünstigen Zeitpunkt getroffen haben: Seit diesem Jahr werden alle Fonds strenger reguliert.
Die Aufsichtsbehörden wollen verstärkt darauf achten, dass den Anlegern nicht nur Nachhaltigkeit vorgegaukelt wird.
Weitere Verschärfungen sind bereits in Sicht:
So dürfen nach den Plänen der Bafin Fonds künftig nur noch als nachhaltig vermarktet werden, wenn sie mindestens 75 Prozent ihrer Mittel nachhaltig anlegen.
Tatsächlich ist es aber nicht einfach, Nachhaltigkeit zu definieren, und die Grenzen sind oft fließend. Bislang konnten Fondsmanager oft frei wählen, welche Unternehmen sie für vorbildlich halten.
Angebliches Greenwashing und angeblich kaum Fortschritte bei der Nachhaltigkeit bei der DWS.
Die ehemalige Nachhaltigkeitschefin der DWS, Desiree Fixler, hat vor einigen Wochen im Wall Street Journal kein gutes Haar an den Nachhaltigkeitsbemühungen der Deutsche Bank-Tochter gelassen.
Dem Wall Street Journal sagte sie, die DWS habe in Sachen Nachhaltigkeit keine klare Ambition oder Strategie, es fehle beispielsweise an Vorgaben zum Umgang mit Kohleinvestments.
Zudem habe das Unternehmen falsche Angaben zu nachhaltigen Geldanlagen gemacht.
Sie sei nach ihrer Probezeit entlassen worden, weil sie diese und andere Unzulänglichkeiten angesprochen habe.
Die DWS wies diese Anschuldigungen Fixlers als unbegründet zurück.
Dabei hatte sich Dr. Asoka Wöhrmann von Desiree Fixler soviel versprochen: