Anleihen von mittelständischen Unternehmen erfreuten sich seit 2011 rasanter Beliebtheit. Das Lockmittel lautete: hohe Zinsen von über 7 Prozent. Innerhalb kürzester Zeit ist so ein neuer Markt entstanden. Am 11. Oktober 2014 wird nun mit der Anleihe der GOLDEN GATE GmbH die erste Mittelstandsanleihe fällig. Doch zur pünktlichen Tilgung wird es nicht kommen, denn das Unternehmen stellte beim Amtsgericht München Insolvenzantrag.
Die GOLDEN GATE GmbH hat sich auf den Erwerb, die Entwicklung und Vermarktung von Gesundheits- und Wohnimmobilien spezialisiert. Das Unternehmen entwickelt und realisiert zukunftsgerichtete Nutzungskonzepte und veräußert die Immobilien später wieder an langfristig orientierte Betreiber und Investoren. Doch das Geschäftskonzept des Unternehmens scheint nicht aufgegangen zu sein, denn Ende 2013 stand ein Jahresfehlbetrag von rund 2,6 Millionen Euro zu Buche. In einer Pressemitteilung vom 2. Oktober 2014 heißt es:
Die Geschäftsführung der GOLDEN GATE GmbH wird heute beim zuständigen Amtsgericht München einen Insolvenzantrag gemäß § 270a InsO stellen. Ziel ist die zügige nachhaltige Sanierung der GOLDEN GATE GmbH in Eigenverwaltung. Der Antrag betrifft ausschließlich die GOLDEN GATE GmbH. Die Tochtergesellschaften der GOLDEN GATE GmbH bleiben von dem Verfahren voraussichtlich unberührt.
Sollte das Amtsgericht München dem Antrag stattgeben, will das Unternehmen unter neuer Geschäftsleitung und in Zusammenarbeit mit dem vorläufigen Sachverwalter einen Insolvenzplan erarbeiten. Ziel des Insolvenzplans sollen vor allem realistische Perspektiven für die Projektentwicklung in Leipzig und Amberg sein, sowie eine finanzielle Restrukturierung der GOLDEN GATE GmbH als Ganzes.
Besonders das ehemalige Bundeswehrkrankenhaus in Leipzig scheint der Firma offenbar zum Verhängnis geworden zu sein. Pläne für eine Fachklinik sind schon vor längerer Zeit gescheitert und ein neues Konzept konnte nicht rechtzeitig realisiert werden. Zwar wurden Verhandlungen mit potentiellen Interessenten und lokalen Projektentwicklern geführt, diese blieben jedoch bisher ohne nennenswertes Ergebnis. Aktuell ist das ehemalige Bundeswehrkrankenhaus im Leipziger Stadtteil Wiederitzsch als Asylbewerberheim im Gespräch.
Dabei zeigte sich der damalige GOLDEN-GATE-Geschäftsführer Uwe Rampold noch im Mai 2014 zuversichtlich, dass das Projekt in Leipzig gewinnbringend an Investoren weiterverkauft werden kann. In einem Interview mit dem Bond Magazine sagte Rampold damals:
Für das Krankenhaus in Leipzig haben wir vier Interessentengruppen; mit einem Interessenten haben wir vor zwei Wochen einen Letter of Intent unterschrieben. Bei dem Interessenten handelt es sich um einen ausländischen Klinikbetreiber, der eine Fachklinik daraus machen würde, ähnlich wie wir es geplant haben. Auch bei den anderen drei Interessenten handelt es sich um Klinikbetreiber. Dabei sind verschiedene Ausrichtungen der Klinik möglich. Das Projekt ist als Klinik vorgesehen und deshalb wäre eine Nutzung als Klinik immer am sinnvollsten; denkbar wäre aber auch eine Nutzung als Pflegeimmobilie.
Auch eine Gefahr für die Anleger in Verbindung mit möglichen Liquiditätsengpässen der GOLDEN GATE GmbH vermochte Rampold nicht zu erkennen:
Die Anleihe hat ein Volumen von 30 Millionen Euro. Die 30 Millionen sollten nach Abzug von Verbindlichkeiten durch die vier Projekte in Amberg, Sylt, Mittelweg/Hamburg sowie das Grundstück Seepark-Neubrück realisiert werden. Den gleichen Wert sollte das Objekt in Leipzig allein ebenfalls haben. Netto sollten wir damit den doppelten Wert des Anleihevolumens haben. Falls wir das Objekt
in Leipzig nicht bis zur Fälligkeit der Anleihe verkauft haben, bleibt die Möglichkeit, die Rückzahlung durch den Verkauf der genannten anderen Objekte vorzunehmen.
In einem späteren Interview mit dem Portal Anleihen-Finder bekräftigte Rampold seine Aussagen nochmals:
Wir zahlen unsere 30-Millionen-Euro-Anleihe im Oktober 2014 wie geplant zurück, einschließlich der dann vierten und letzten Zinszahlung von 6,5 Prozent ebenfalls im Oktober.
Doch zum Verkauf des ehemaligen Bundeswehrkrankenhauses kam es nicht und auch die anderen Objekte konnten trotz aktiver Vermarktung nicht rechtzeitig verkauft werden, um die Refinanzierung der Anleihe sicherzustellen. So heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens zum Insolvenzantrag weiter:
Sämtliche vom Management unternommenen Versuche zur Refinanzierung der Anleihe sind gescheitert.