GARANTIS GmbH & Co. KG19. März 2021 | 19:54 | Lesedauer ca. 5 min | Autor: GoMoPa-Redakteur SS

GARANTIS GmbH & Co. KG: BaFin prüft Rückabwicklung der Nachrangdarlehen


Seit dem Jahr 2012 hat Finanzmakler Eugen Sterczewski (67) aus Dresden Kunden aus Lebensversicherungen herausgeholt und das frei werdende Kapital als nachrangige Darlehen für seine Dresdner Immobilienfirma GARANTIS GmbH & Co. KG hereingeholt.

 

Die Firma hieß bis mitte Dezember 2018 WBS Finanzservice GmbH. Die Darlehen nannte Sterczewski “WBS Garant” oder “Garant Flex”. Es winkten satte Zinsen von 6 und 8 Prozent im Jahr.

Rechtsanwältin Kerstin Bontschev aus Dresden © Kanzlei Bontschev DresdenRechtsanwältin Kerstin Bontschev aus Dresden © Kanzlei Bontschev Dresden

Doch seit mehr als einem Jahr warten etliche Anleger vergeblich auf die Rückzahlung ihrer Darlehen, berichtete die Dresdener Anwältin Kerstin Bontschev, die in mehreren Fällen gegen die Garantis GmbH & Co. KG Klage einreichte.

Sterczewski begründete seine Auszahlungsverweigerung mit einer Nachrangklausel der Darlehen und mit deren vorinsolvenzlicher Durchsetzungssperre. Das heißt, auch vor einer Insolvenz müssen sich die Darlehensgeber hinter alle anderen Verpflichtungen der Firma hinten anstellen und wenn durch die Rückzahlung nur eine Insolvenz drohen würde, bräuchte die Firma die Nachrangdarlehen gar nicht zurückzahlen.

Über eine derartig harte Konsequenz seien jedoch die Anleger gar nicht transparent aufgeklärt worden, klagte Anwältin Kerstin Bontschev.

 

Und bekam Recht.

Das Landgericht Dresden erklärte im März 2020 die Nachrangabrede wegen ungenügender Aufklärung als unwirksam, Aktenzeichen 9 O 1995/19. Das Urteil ist seit September 2020 rechtskräftig, nachdem die GARANTIS ihre Berufung nach einem Hinweisbeschluss des Oberlandesgerichts Dresden zugunsten der Anlegerin zurückgenommen hat.

Auch eine Bearbeitungsgegebühr nach den Allgemeinen Vertragsbedingungen von 5 % des Nachrangdarlehensbetrages sei unwirksam.

 

Mit fatalen Folgen für die Garantis GmbH & Co. KG

Ohne qualifiziertem Nachrang sind die Darlehen der Anleger ganz normale Darlehen. Die darf man aber nur einsammeln, wenn man eine Erlaubnis nach dem Kreditwesengesetz besitzt, zum Beispiel eine Banklizenz.

Eine solche hat die Garantis nicht. Anwältin Bontschev hat die Finanzmarktaufsicht BaFin aufgefordert, eine Rückabwicklung aller Darlehen anzuordnen.

Bontschev gegenüber habe die Aufsichtsbehörde erst kürzlich mitgeteilt, die Prüfungen, ob Garantis ein unerlaubtes Einlagengeschäft betreibe, sind noch nicht abgeschlossen.

Vollstreckungsversuche auf Rückzahlung der Darlehen schlugen fehl.

Im Mai und im November 2020 verweigerte die GARANTIS GmbH & Co. KG gegenüber dem Gerichtsvollzieher die Vermögensauskunft.

Der letzte Jahresabschluss wurde von Eugen Sterczewski für das Jahr 2017 erstellt. Dabei fiel auf, dass die Verbindlichkeiten der Firma in Höhe von rund 4,8 Millionen Euro das Umlaufvermögen in Höher von rund 4,5 Millionen Euro um 300.000 Euro überschritten. Die Gesellschafter der Firma haben sich selbst Darlehen in Gesamthöhe von rund 286.000 Euro gegeben. Und das Anlagevermögen ist von rund 413.000 Euro im Jahr 2016 auf rund 377.000 Euro im Jahr 2017 geschrumpft.

Eugen Sterczewski ist zu 8,51 Prozent Gesellschafter an der GARANTIS.

Größter GARANTIS-Gesellschafter ist mit 21,93 Prozent die NPL Select Immobilien GmbH & Co. KG aus Eltville am Rhein.

Sie wird seit 2017 von Edgar Hude (65) aus Eltville geführt, der im August 2020 auch noch zusätzlicher Geschäftsführer bei der GARANTIS wurde.

Über diesen GARANTIS-Hauptgesellschafter NPL Select Immobilien GmbH & Co. KG, der mit notleidenden Immobilienkredit-Forderungen handelt, schätzt eine Wirtschaftsauskuft gegenüber GoMoPa aktuell ein:

Das Ausfallrisiko wird als hoch eingeschätzt. Sicherheiten werden empfohlen.

Der zweitgrößte GARANTIS-Hauptgesellschafter ist mit 18,28 Prozent der Immobilienprojektierer, -verwerter und -verwalter GRUNDWERTE Projekt & Management GmbH aus Wiesbaden.

Sie gehört mehrheitlich (55,2 Prozent) Dagmar Vogel aus Wiesbaden Dotzheim. Geschäftsführer war zunächst Thomas Vogel (58) aus Wiesbaden, bis er von Nils Vogel (28) abgelöst wurde.

Thomas Vogel war von Dezember 2008 bis Oktober 2012 Vorstand der berühmtberüchtigten SHB Innovative Fondskonzepte AG aus Aschheim im Landkreis München, die sich mit der S&K-Gruppe aus Frankfurt eingelassen hat und die 2013 infolge Insolvenz und Masseunzulänglichkeit von Amts wegen gelöscht wurde.

Die aus ihren Lebensversicherungen herausgeholten Kunden haben als Ratensparer jahrelang die SHB Gewerbeimmobilienfonds künstlich am Leben gehalten.

Auch die GARANTIS soll nach Erkenntnissen von Anwältin Bontschev von Ratenzahlern leben.

Die Immobilienfirma GRUNDWERTE Projekt & Management GmbH ist seit Jahren bilanziell überschuldet. Das nicht durch Eigenkapital gedeckte Defizit wuchs von rund minus 143.000 (2015) auf rund minus 224.000 Euro (2016) und mit den letzten veröffentlichten Geschäftszahlen auf rund minus 273.000 Euro (2017).

GARANTIS-Geschäftsführer Edgar Hude ist mit der Wiesbadener Immobilien-Unternehmerfamilie Vogel gut verbandelt

Hude ist zehnprozentiger Gesellschafter und seit anfang 2020 Geschäftsführer der SWK Sachwertkompetenz GmbH aus Wiesbaden, die mehrheitlich (55 Prozent) dem Immobilien- und Versicherungsmakler Thomas Vogel gehört. Prokurist der SWK ist Nils Vogel.

Auch diese Firma ist mit den letzten veröffentlichten Geschäftszahlen für die Jahre 2015 und 2016 jeweils mit rund minus 90.000 Euro bilanziell überschuldet.

Eine Verbesserung der Situation für die GARANTIS-Anleger, darunter sind Ratenkreditgeber und Kreditgeber, deren Verträge auf 300 Monate (25 Jahre) abgeschlossen sind, scheint mit dem neuen Geschäftsführer Edgar Hude also erst einmal nicht in Sicht.

Im März 2020 kam noch ein dritter GARANTIS-Geschäftsführer hinzu: Makler Frank Mühle (44) aus Schwarzheide.

Der ist zugleich Geschäftsführer der Lebensversicherungs-Ankäuferin AC ReInvest GmbH aus Senftenberg Ortsteil Hosena.

Auch über diese Firma urteilt eine Wirtschaftsauskunft aktuell:

Das Ausfallrisiko wird als überdurchschnittlich eingeschätzt.

Die 2013 gegründete AC ReInvest GmbH gehört zu 100 Prozent Heidelinde Sterczewski aus Zittau. Es fällt auf, dass sich Heidelinde Sterczewski aus dem Umlaufvermögen der Firma persönliche Kredite geben ließ: 2017 172.000 Euro, 2018 75.000 Euro.

Anfänglicher Geschäftsführer war Eckehard Jurowski (64) aus Schipkau Ortsteil Klettwitz. Seit April 2019 ist er Prokurist und die Geschäfte führt GARANTIS-Geschäftsführer Frank Mühle.

Zum Firmenverbund der AC ReInvest GmbH gehört auch eine Futurum Invest GmbH aus Senftenberg Ortsteil Hosena. Hier ist seit 2015 ein Mike Lemke (53) aus Dresden Prokurist. Unter Lemkes Verantwortlichkeit ist die Firma mit den letzten Geschäftszahlen 2019 bilanziell überschuldet.

Lemke ist seit 2016 zugleich Prokurist bei der GARANTIS GmbH & Co. KG.

Eine besonder Rolle im ganzen Firmengeflecht soll Eckehardt Jurowski spielen.

Er soll der “fiktive Geschäftsführer” der GARANTIS sein und soll seine Vorteile aus der GARANTIS zu Lasten von Mitarbeitern, Kooperationspartnern und Kunden gezogen haben.

Ein Informant schrieb dazu im November 2020 in einem Kommentar auf dem Leipziger Portal DieBewertung:

Jedoch fehlt Ihnen noch die wichtigste Information zur Historie der WBS / Garantis.

Die Hauptperson: Herr Eckehardt Jurowski.

Herr E.J. ist vormals mit dem Wirtschaftsbüro Senftenberg (WBS Senftenberg) aktiv gewesen.

Im Anschluß (nach einem Geschäftsführer-Wechsel) wurde die WBS Finanzservice GmbH gegründet.

Man könnte ihn als fiktiven Geschäftsführer betrachen. Nach außen wollte er nicht in Erscheinung treten und versteckt sich hinter anderen besonders vor der Verantwortung und Arbeit.

Sämtliche Entwicklungen der WBS sowie Garantis sind auf seine Reden, Handlungen und Ideen (welche andere umsetzen sollten/ mussten) zurückzuführen.

Daraus Profit gezogen hat fast immer nur er selbst beziehungsweise seine Familie. Leider fast immer auf Kosten der Mitarbeiter/ Kooperationspartner sowie Kunden. Diese folgten seinen überzeugenden Worten, stundenlangen Reden im Glauben an “das Gute und die tollen Ideen”.

Dafür opferten Sie noch ihre Gesundheit, Beziehungen zu Freunde und Familie bis hin zu den eigenen Ersparnissen, Immobilien et cetera.

Der Hinweisbeschluss zu den unerlaubten Bankgeschäften der GARANTIS GmbH & Co. KG ist nun ein halbes Jahr her und passiert ist von Seiten der BaFin noch nichts.

Anlegeranwältin Kerstin Bontschev ist darüber verärgert.

Sie kritisierte das Nichteinschreiten der Aufsichtsbehörde deutlich gegenüber dem bayerischen InvestmentCheck am 16. März 2021 mit den Worten:

Auch nachdem das OLG Dresden bestätigt hat, dass die Nachrangabrede unwirksam ist, handelte die BaFin nicht und erließ keine Abwicklungsanordnung.

Bontschev spricht ihren Frust deutlich an:

Wenn die BaFin bereits bei so kleinen Finanzdienstleistern nicht handlungsfähig ist, wird es erst recht nicht bei den Großen klappen, wie Wirecard. Die BaFin – ein zahnloser Tiger. Leider geht diese Untätigkeit zu Lasten der Kleinanleger und zu Lasten der Reputation des Kapitalmarktes.

Da im Januar als Folge des Wirecard-Skandals sowohl die BaFin-Nummer 1 Felix Hufeld als auch die Nummer 2 Elisabeth Roegele gegangen wurden, ist eine glaubwürdige Chance für einen Neuanfang vorhanden.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz als oberster Dienstherr der BaFin muss nun liefern und sozialdemokratische Grundsätze bei den anstehenden Personalentscheidungen berücksichtigen. “Mehr Biss für die Finanzaufsicht” hat er versprochen. Nun denn…




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