Warum braucht ein angeblich so erfolgreicher Windkraftpionier wie Volker Friedrichsen (reconcept GmbH) aus dem nordfriesischen Rantrum plötzlich eine Blindpool-Finanzspritze von Privatanlegern in Höhe von 5 Millionen Euro gänzlich ohne Sicherheiten für die Anleger und zur freien Verteilung an verbundene Unternehmen?
In den nächsten Jahren stehen eine Reihe von Anleihen in Millionenhöhe zur Rückzahlung an.
Sein Emissionshaus reconcept GmbH aus der ABC-Straße 45 am Hamburger Gänsemarkt hat in zwei Jahrzehnten seines Bestehens rund 40 grüne Geldanlagen emittiert, wobei rund 500 Millionen Euro in Anlagen für Erneuerbare Energien investiert wurden.
Die reconcept GmbH schuldete mit Stichtag 27. Dezember 2017 an verbundene Unternehmen 6,937 Millionen Euro. Das ist mehr als das gesamte Umlaufvermögen des Emissionshauses in Höhe von rund 6,468 Millionen Euro im Jahr 2016 (im Jahr davor erreichte das Umlaufvermögen rund 3,9 Millionen Euro). Der Gewinn lag 2016 bei rund 70.000 Euro (im Vorjahr gab es einen Verlust von rund minus 79.000 Euro).
Die reconcept GmbH unter Leitung von Karsten Reetz hat nun einen Dienstleistungsvertrag für Vorbereitungsverhandlungen, um das geplante Anleihekapital in Höhe von 5 Millionen Euro an verbundene Unternehmen, die nicht genannt werden, zu verteilen. Sie erhält von dem einzuwerbenden Anleihekapital eine Vergütung von 685.000 Euro (13,71 Prozent).
Der hauseigene Vertrieb reconcept consulting capital GmbH und zugleich mit einem Anteil von 1.000 Euro Gründungskommanditist der im November 2017 frisch gegründete reconcept-Schuldnerin unter Leitung von Karsten Reetz RE12 EnergieZins 2022 GmbH & Co. KG aus der ABC-Straße 45 in Hamburg erhält eine Vergütung von 3 Prozent (150.000 Euro) des angepeilten Anleihekapitals von 5 Millionen Euro. So dass insgesamt für die Darlehensspritze an die verbundenen Unternehmen nur 4,31 Millionen Anleihekapital (86,18 Prozent) zur Verfügung stehen.
Die Kapitaleinwerbung durch die reconcept consulting GmbH (ebenfalls unter Leitung von Karsten Reetz) startete am 11. Juni 2018 und soll bis zum 1. Juni 2019 laufen. Die Anleihe hat eine Mindesbeteiligung von 10.000 Euro, kein Agio. Bis zum Laufzeitende am 31. Dezember 2022 werden jährlich 5 Prozent angebliche Festzinsen in Aussicht gestellt, die bei einem qualifiziertem Rangrückritt wie in diesem Fall gar nicht als feste Zinsen versprochen werden dürften.
Die 4,31 Millionen Euro dienen den verbundenen Unternehmen als Vorzeigekapital, um bei Banken einen Kredithebel von weiteren 17,24 Millionen Euro zu erhalten.
Das geht nicht nur aus dem Prospekt hervor.
Auf die Frage des bayerischen Wirtschaftsjournalisten Stefan Loipfinger vom Portal Investmentcheck.de vom 6. Juni 2018:
Wie ist aktuell die Eigenkapital/Fremdkapital-Relation und wie wird diese voraussichtlich nach Abschluss der Kapitaleinwerbung aussehen?
antwortete die reconcept GmbH:
reconcept plant mit Hilfe des Anleihekapitals (AK) regenerative Energieprojekte mit einer AK/FK-Relation von 20 zu 80 zu finanzieren. Auf Ebene der Anleihegesellschaft liegt die Anleihekapitalquote bei 100 Prozent.
Mit den 21,55 Millionen Euro könnte dann mit bestehenden Windkraftanlagen in Deutschland, Kanada oder Finnland gemakelt werden. Also: In Windkraftanlagen mit alten hohen Einspeisevergütungen einsteigen, diese halten und die Vergütungen kassieren und dann wieder verkaufen. So das Konzept.
Sein mit 10 Prozent mitbeteiligter Multigeschäftsführer Karsten Reetz (50) aus Rosengarten in Niedersachsen betont nun in seinem Prospektvorwort zur nachrangigen Schuldverschreibung in Höhe von 5 Millionen Euro am 17. Mai 2018:
Versprochen und gehalten
Gut zu wissen: Unsere fest verzinsten grünen Geldanlagen haben bis dato stets pünktlich und zu 100 Prozent zuverlässig ihre Aus- und Rückzahlungen an die Anleger geleistet…
Karsten Reetz
Geschäftsführender Gesellschafter
der reconcept Gruppe
Leider stammten die Einnahmen zur Rückzahlung an ihre Investoren nicht immer aus Veräußerungsgewinnen von Kraftwerken an Dritte.
Die reconcept GmbH zeigte Anzeichen eines Schneeballysytems, wie der Finanznachrichtendienst GoMoPa.net im vergangenen Herbst berichten musste: