Der HSV will in die 1. Fußball-Bundesliga. Finanzvorstand Dr. phil. Thomas Wüstefeld (53, rechts im Foto) soll Geld besorgen. Der steht unter Betrugsverdacht. HSV-Präsident und Aufsichtsratsboss Marcell Jansen (36, links) ist befangen.
Wenn man geschäftlich miteinander verfilzt ist, ist eine Aufsicht kaum durchsetzbar.
Deshalb kommt es wohl beim Fußball-Bundesliga-Zweitligisten HSV (Hamburger Sport-Verein e.V.) aus Altona zu einer Schieflage in dessen HSV Fußball AG, die das Finanzielle regelt.
Der Skandal: Trotz Strafanzeigen zweier Firmen bei der Hamburger Staatsanwaltschaft wegen Betruges und Untreue mit PCR-Testgeräten gegen den HSV-Finanzvorstand und Anteilseigner (5,11 Prozent für 14,2 Millionen Euro) Medizinunternehmer und Philosophie-Doktor Thomas Wüstefeld (alleiniger Geschäftsführender Gesellschafter der Hamburger MEDsan GmbH) spricht ihm sein Boss HSV e.V.-Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender der HSV Fußball AG, Marcell Jansen, dennoch sein (Finanz-)Vertrauen aus.
Denn, so beteuerte Jansen auf Sky: “Das betrifft ja gar nicht uns direkt.”
Das Duo Jansen/Wüstefeld
Damit bringt sich allerdings der einstige HSV-Abwehrspieler Jansen selbst in ein schiefes Licht. Denn beide, der Chef des Kontrollgremiums und der Finanzvorstand, haben schon länger zusammengearbeitet.
Dr. phil. Wüstefeld (auf dem Gruppenfoto mit Maske ganz links) sitzt im Kuratorium von Jansens gemeinnütziger Hamburger Firma “HygieneCircle gGmbH” und soll mehrfach beträchtliche Summen gespendet haben. Ex-Nationalspieler Jansen (auf dem Gruppenfoto mit Maske zweiter von rechts) wiederum nutzte seine Kontakte in die Fußballbranche und übernahm im Profisport den Vertrieb von Wüstefelds PCR-Tests.
Im Oktober 2020 feierte das Hamburger Abendblatt die PCR-Schnelltests von Dr. Wüstefeld als Spiele-Retter und schrieb: „Vor HSV-Spiel gegen Würzburg: Hotelrestaurant wird zum Corona-Labor. Nachdem nun (HSV-Mannschaftsarzt Götz) Welsch beim HSV-Labor Lademannbogen zunächst niemanden erreichte, hatte er bei Thomas Wüstefeld, dem Geschäftsführenden Gesellschafter der Medizintechnik- und Biotech-Firma sanaGroup, mehr Glück. Die Hamburger Firma arbeitet bereits seit Wochen in Kooperation mit dem HSV an einem sogenannten Fasttrack-PCR-Test, einem schnellen und autarken PCR-Test. Wüstefeld bot sofort seine Hilfe an und fuhr zusammen mit Welsch das Equipment ins Kickers-Mannschaftshotel Lindner am Tierpark Hagenbeck.“
Der Vorteil, so das Hamburger Abendblatt: „Mit dem mobilen Testgerät, das nicht größer als eine Brotbox ist, können bis zu 21 Menschen gleichzeitig auf das Sars-Cov-2-Virus sowie auf Influenza A und B getestet werden. Diese Proben müssen dann nicht mehr ins Labor geschickt werden. Sieben bis elf Arbeitsschritte, die manuell im Labor ausgeführt werden und fehleranfällig sind, könnte man sich so sparen.“
Der UKE-Experte Dominik Sebastian Nörz (Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene) warnte jedoch, es gebe derzeit zu den entsprechenden Testsystemen noch keine qualitativ hochwertigen und unabhängig gewonnenen Vergleichsdaten in der Literatur. Generell könnte aber die Verfügbarkeit von Reagenzien und Verbrauchsmaterialien ein Problem werden. Der sanaGroup-Chef kennt von seinen Partnern die einzig entscheidende Frage: Könnt ihr liefern? „Die Antwort ist ja“, so Wüstefeld.
Und genau um das Liefern beziehungsweise Nichtliefern geht es bei den Strafanzeigen um die Wüstefeld-PCR-Tests:
► Im ersten Fall will das Medizintechnik-Unternehmen V.M. 2021 PCR-Testgeräte (2.000 Stück) bei MEDsan bestellt haben und einen Vorschuss von 5,5 Millionen Euro gezahlt haben.