Bis zum 27. Januar 2016 wurde die 50 Millionen Euro Anleihe der Frankfurter Exer D GmbH an der Börse gehandelt. Sie war vor fünf Jahren vom italienischen Hut- und Energieunternehmer Dr. Marco Marenco aus Asti (Norditalien) aufgelegt worden, um sich über seine Holding F.I.S.I. SA (deutsche Niederlassung in Frankfurt) Geld für sauberen Strom in Italien zu besorgen. Doch die Geschäfte von Geschäftsführer Dr. Marco Marenko waren wohl das Gegenteil.
Das Geld der deutschen Anleger sollte angeblich beim italienischen Stromversorger Exergia S.p.A. investiert werden. Konkret für den antizyklischen Erwerb von Stromkontingenten, womit sich Exergia auf dem Beschaffungsmarkt absichern und Kostenvorteile ausnutzen wolle. Das Couponziel für die Anleger lag bei 5,7 Prozent jährlich.
Und die Anleihe der eigens von der F.I.S.I. SA egründeten Zweckgesellschaft Exer D GmbH ging kurz vorm fälligen Rückzahltag am 1. Februar 2016 durch die Decke. Wurde die Anleihe im November 2015 noch mit 30 Euro gehandelt, stand sie am 27. Januar 2016 bei 85,95 Euro.
Die Zahlstelle M-Bank zahlte dann auch auftragsgemäß zum Stichtag 1. Februar aus. Einige Anleger verfügten sogleich über das Geld. Aber am 4. Februar 2016 wurden die Konten der Anleger wieder rückbelastet. Die M-Bank holte das Geld zurück, denn von der Exer D GmbH oder der Mutter F.I.S.I. SA gab es keinen Cent.
Bereits Ende 2014 hatte die norditalienische Staatsanwaltschaft gegen Dr. Marco Marenco Haftbefehl wegen betrügerischen Konkurses und Steuerbetruges gestellt.
Dr. Marenco ging ins Schweizer Exil, wo er von Lugano aus auch die Geschäfte der GeoEnergy GmbH in Karlsruhe leitete. Die wollte über die Geoenergy Werk Brühl GmbH in Brühl ein Geothermiekraftwerk bauen. 20 Millionen Euro flossen seit 2008 in das Projekt. Aber das Geothermiekraftwerk kam über über ein Bohrloch in Brühl nicht hinaus. Seit 2012 steht der Bau still. Die GeoEnergy ist insolvent.
Auch das Traditions-Hutmacherunternehmen Borsalino musste vor einem Jahr unter Führung von Dr. Marenco Insolvenz anmelden. Borsalino, dessen Kopfbedeckungen Humphrey Bogart und Mafiaboss Al Capone einst zur Legende machten, hat juristische Schwierigkeiten. Die sind der Art, dass Medien von “dubiosen Geschäftspraktiken eines Finanzjongleurs” berichten und die italienischen Behörden Marenco per Haftbefehl suchen ließen.
Ein Vorwurf der Ermittlungsbehörden in Norditalien lautet auf Insolvenzverschleppung bei Borsalino. Die zuständigen Behörden werfen ihm in diesem Zusammenhang auch vor, Steuern und Abgaben für das Unternehmen, das wirtschaftlich vor dem Aus stehen dürfte, nicht gezahlt zu haben. Außerdem sollen Lieferanten nicht bezahlt worden sein – es werden Beträge in Millionenhöhe genannt.
Und die Vorwürfe werden immer heftiger. So soll Marenco, der im Handelsregister als Eigner der deutschen F.I.S.I. steht, mit einem unübersichtlichen Firmengeflecht Schulden in Milliardenhöhe angehäuft haben. Borsolino etwa soll laut Handelsregisterauszug zu über 50 Prozent F.I.S.I. gehören, weitere 17 Prozent hält Finid, ebenfalls ein Marenco-Unternehmen.