ROY Asset Holding SE5. März 2021 | 15:36 | Lesedauer ca. 6 min | Autor: GoMoPa-Redakteur SS

ROY Asset Holding SE: Keramik nur Cashflow für US-Immobilien – So tickt ein Hongkonger in Hessen


Warum siedelt der millionenschwere Hongkonger Entrepreneur Siegfried Lee Siu Fung (62) sein börsennotiertes Keramik- und Immobilien-Unternehmen ROY Asset Holding SE ausgerechnet in der hessischen Provinzstadt Hungen an?

 

Siegfried Lee Siu Fung (62), COO und Verwaltungsratsvorsitzender der hessischen ROY Asset Holding SE aus Hungen, in seinem Hongkonger Büro © Ausrisse aus ChinaDailyhk.com und South China Morning Post scmp.com (kleines Foto)Siegfried Lee Siu Fung (62), COO und Verwaltungsratsvorsitzender der hessischen ROY Asset Holding SE ... mehrSiegfried Lee Siu Fung (62), COO und Verwaltungsratsvorsitzender der hessischen ROY Asset Holding SE aus Hungen, in seinem Hongkonger Büro © Ausrisse aus ChinaDailyhk.com und South China Morning Post scmp.com (kleines Foto)

 

Hungen (12.600 Einwohner) nennt man wegen der alle zwei Jahre stattfindenden Schäferfeste “Die Schäferstadt”. Dort im Ortsteil Villingen produzieren “Die Amigos” im Kellerstudio einen volkstümlichen Hit nach dem anderen, wie etwa “Ein Tag im Paradies” oder “Sehnsucht, die wie Feuer brennt”.

Zumal der Hongkong-Chinese trotz seines deutschen Vornamens Siegfried gar keine deutschen Wurzeln hat, sondern thailändische. Seine Großeltern stammen aus Thailand.

Doch der Millionär liebt Standorte mit viel Land und bezahlbaren Mieten. Wie etwa in Houston in Texas, wo er mit Hilfe von chinesischen Investoren für Chinesen Wohn- und Gewerbeimmobilien entwickelt, die dort im Medizinsektor oder Ölgeschäft arbeiten oder dort Unternehmen ansiedeln wollen.

Hungen liegt nur eine Autostunde von der Frankfurter Börse entfernt, wo Siegfried Lee Siu Fung im Jahr 2015 sein 2014 gegründetes deutsches Unternehmen ROY Asset Holding SE listen ließ, um auch deutsche Geldgeber (Aktienkäufer) an seinem internationalen Keramik- und Immobilienfeldzug teilhaben zu lassen.

 

Matthias Herrmann (36, links) aus Rodgau ist CEO der hessischen ROY Asset Holding SE aus Hungen und Geschäftsführer der bayerischen Klingenberg Dekoramik GmbH aus Klingenberg mit seinem Keramikvertriebsleiter Ralf Kohl © Klinenberg Dokoramik anlässlich des 120jährigen Firmenjubiläums im Oktober 2019 im Essener Keramik-Magazin 1200grad.comMatthias Herrmann (36, links) aus Rodgau ist CEO der hessischen ROY Asset Holding SE aus Hungen und ... mehrMatthias Herrmann (36, links) aus Rodgau ist CEO der hessischen ROY Asset Holding SE aus Hungen und Geschäftsführer der bayerischen Klingenberg Dekoramik GmbH aus Klingenberg mit seinem Keramikvertriebsleiter Ralf Kohl © Klinenberg Dokoramik anlässlich des 120jährigen Firmenjubiläums im Oktober 2019 im Essener Keramik-Magazin 1200grad.com

 

Und überhaupt kommt auch sein deutscher Finanz- und Verwaltungschef CEO Matthias Herrmann (36, im Foto links) aus dem hessischen Rodgau bei Frankfurt. Dem spendiert Siegfried Lee Siu Fung eine erfolgsunabhängige Vergütung von 345.000 Euro im Jahr (2019, davor 311.000 Euro).

Ob Herrmann die richtige Wahl als Finanzchef ist?

Das Unternehmen erhält seit 2020 jedes Jahr von der deutschen Finanzaufsicht BaFin saftige Bußgeldbescheide, zuletzt am 4. März 2021 über 84.000 Euro, weil CEO Herrmann Stimmrechtsmitteilungen zu spät mitgeteilt haben soll.

Die Mehrheit des Unternehmens hält mit 75,47 Prozent der Aktien Siegfried Lees Tochter Sujida Lelalertsuphakun Lee aus China, die neben ihrem Papa im Verwaltungsrat der Roy Asset Holding SE sitzt. Der Rest ist Streubesitz.

Anfangs haben sich die deutschen Anleger gefreut und kauften die Aktie im April 2015 für 1,50 Euro.

Da kam schließlich mit Siegfried Lee Siu Fung ein Besitzer einer großen Pekinger Badkeramikfabrik aufs deutsche Börsenparkett, der zudem ein vielversprechendes Produkt erfand.

Nach drei Jahren Forschung hatte Siegfried Lee Siu Fung 2014 einen universellen Toilettenadapter erfunden und patentieren lassen. Sein “a kind of toilet” passt auf alle PVC-Abflüsse an der Wand oder auf dem Boden, egal ob nach asiatischen, amerikanischen oder europäischen Rohr-Abmessungen.

Doch im September 2015 verkaufte der Erfinder die einzigen beiden operativen chinesischen Tochterfirmen der deutschen ROY Asset Holding SE, die Kingbridge und Hillmond (beide mit Sitz auf Tortola, Britische Jungferninseln), für 80 Millionen US-Dollar (67,35 Millionen Euro) an den britischen Investor White Horse Holding Ltd.

Zum Verkaufsinventar gehörten auch 78 Prozent der Siu Fung Ceramics Sanitary Ware Company Ltd. in Peking und 100 Prozent der Siu Fung Expo Investment Company Ltd. in Guangzhou in China.

Von einem Tag zum anderen hatte die ROY Asset Holding SE zwar eine Menge Bargeld, welches der geschäftsführende Direktor (COO, Chief Operating) Siegfried Lee Siu Fung in einer Tochterfirma namens Lion Legend Holdings Ltd. (LLH) in Georgetown auf den Cayman Islands parkte und parkt.

Aber die Pekinger Fabrik wurde dicht gemacht.

Siegfried Lee durfte das bewegliche Inventar mitnehmen. Ermittelter Zeitwert zum Ende 2019 angeblich 30 Millionen Euro plus Buchwert an Maschinen in Höhe von 1,6 Millionen Euro.

Sein Versuch, anschließend in Houston in Texas ein neues modernes Keramikwerk hochzuziehen, scheiterte. Schließlich lagerte er die alten Pekinger Maschinen in Deutschland ein. Sie stammten ursprünglich auch mal aus Deutschland.

Das Keramikgeschäft war für Siegfried Lee erst einmal tot.

Die Aktie an der Frankfurter und Wiener Börse war zu einem Pennystock verkommen und hat sich bis heute nicht erholt. Sie wird bis heute für 25 Cent verramscht. Siegfried Lee Siu Fung hat das Unternehmen zum Ende 2020 von der Wiener Börse abgemeldet, weil das Listing nur unnötig kostet, aber nichts einbringt.

Er war bereits im Jahr 2017 auf US-Immobilien umgeschwenkt.

2018 gründete er in Houston ein Unternehmen für Investitionseinwanderung und sammelte dafür von chinesischen Investoren Gelder ein.

Bei einem Besuch in Hongkong und einem Mittagessen für die Medien äußerte er sich 2018 optimistisch über die Produktion in den Vereinigten Staaten und sagte, dass die Produktionsbedingungen dort besser seien als auf dem chinesischen Festland.

Lee wohnte und arbeitete zu dieser Zeit in Houston, das für Hongkonger nicht gerade ein Hot Spot ist. Aber da er ein Einwanderungsgeschäft in der texanischen Metropole betreibt, ist es klar, dass er eine positive Sicht auf das Leben dort hat.

Das Lebensumfeld in Houston sei schön, sagte er, und die Lebenshaltungskosten niedrig. Eine Yachtclub-Mitgliedschaft zum Beispiel liegt im Bereich von zehntausenden Hongkong-Dollar (Tausenden Euro). Am wichtigsten ist, dass Land im Überfluss vorhanden ist, was die Kosten erheblich senkt.

In den letzten Jahren, so bemerkt er weiter, hat Houston seine medizinische Industrie ausgebaut und viele junge Leute angezogen, dorthin zu ziehen.

Lee, der auch Erfahrung mit Investitionen auf dem chinesischen Festland hat, sagt, dass die Leute zwar die Arbeitskosten in China als niedrig ansehen, dass aber die Strom- und anderen Energiekosten in den Vereinigten Staaten sehr wettbewerbsfähig sind. Daher bieten die Vereinigten Staaten gute Möglichkeiten für Menschen, die in die Produktion oder die Landwirtschaft einsteigen wollen.

Unter Berufung auf das Beispiel von Foxconn Technology wies Lee darauf hin, dass das Unternehmen eine massive Produktionsbasis auf dem chinesischen Festland hat, aber Pläne zum Bau einer Montagelinie in den Vereinigten Staaten gemacht hat.

Die US-Fabrik soll zwar anspruchsvolle Teile für Mobiltelefone herstellen, aber wer sagt, dass sie nicht auch weniger anspruchsvolle Produkte herstellen wird, sobald sie in Betrieb ist?

Mit anderen Worten: Foxconn mit Hauptsitz in Taiwan kann in den beiden größten Volkswirtschaften parallel produzieren.

Doch eine Immobilienprojektentwicklung verschlingt viel Geld und Zeit. Und die Investoren wollen Rendite und auch ihr Geld zurück.

Daher suchte Siegfried Lee Siu Fung nach einer neuen beständigen Geldquelle.

Er suchte nach einer Möglichkeit, die Sanitärkeramikproduktion wiederzubeleben.

2019 hatte er Glück.

Das 1899 gegründete bayerische Fliesen-Traditionsunternehmen Klingenberg Dekoramik GmbH, das in Klingenberg am Main auf 40.000 Quadratmetern Fläche mit eigener Wasserquelle unglasierte keramische Bodenfliesen produziert, war in Schieflage geraten und suchte dringend einen neuen Investor.

Das war die Stunde des Hongkongers. Er kaufte der italienischen Muttergesellschaft Ceramiche Riccetti S.P.A. aus Modena, die das deutsche Werk 1995 übernommen hatte, im Herbst 2019 das deutsche Werk für einen 1 Euro ab, stattete das Werk mit 1,7 Millionen Euro frischer Liquidität aus und will nun mit Hilfe seines Pekinger Maschinenparks die Fliesenproduktion ankurbeln und die Fliesen unter den Markennamen ROY und Klingenberg in Asien und den USA als Qualität Made in Germany vermarkten.

Außerdem arbeitet er mit einem osteuropäischem Partner an der Entwicklung eines Smart-Dusch-WCs, das er als Qualität Made in Europe in Übersee vermarkten will.

Doch das Fliesen- und Sanitärkeramikgeschäft ist seinem eigentlichen Ziel untergeordnet: US-Immobilien.

Im August 2018, als er von Houston nach Hongkong zurückzog, verriet er der China Daily als Operativchef und Verwaltungsvorsitzender der deutschen ROY Asset Holding SE:

Für mich ist das Toilettengeschäft mein Cashflow.

Und es ist ein notwendiger Teil für mich, um auf dem Immobilienmarkt Fuß zu fassen.

Im Gegensatz zu den Immobilienentwicklern auf dem chinesischen Festland halten die Hongkonger Unternehmer seit Jahrzehnten an demselben Geschäftsmodell fest – ein Teil ist für die Produktion von materiellen Gütern verantwortlich, um genügend Gewinn zu erwirtschaften, um den Immobilienvorstoß zu unterstützen – und Lee ist da keine Ausnahme.

Allerdings musste er 30 Millionen Euro aus den stillen Reserven der Tochtergesellschaft LLH aus den Cayman Islands in die deutsche ROY Asset Holding SE herüberholen und als Anschubkapital für das US-Immobiliengeschäft nutzen.

Die Aktionäre bekamen für ihre bisherigen Aktien zwar zwei neue Aktien dazu. Aber zugleich waren die Aktien nur noch ein Drittel wert.

Im letzten Finanzbericht des Unternehmens zum 30. September 2020 konnte Siegfried Lee Siu Fung nach Verzögerungen und einer nochmaligen Kapitalerhöhung von knapp 1 Million Euro endlich die Fertigstellung seines größten Projekts in Texas verkünden: The Travis.

Das 29stöckige Gebäude an der 3300 Main Street hat 328 Einheiten mit einer durchschnittlichen Größe von 1.114 Quadratmetern und war zum Stichtag 30. September 2020 zu 28 Prozent vermietet.

Im Jahr 2019 erzielte ROY Asset Holding SE einen Verlust von rund 1,9 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten 2020 kletterte der Nettoverlust auf 10,5 Millionen Euro.

Und das, obwohl ROY Asset Holding SE in den ersten neun Monaten 2020 mit Keramik 5,7 Millionen Euro erwirtschaftete und mit Immobilien gar 6,8 Millionen Euro (ROY Asset konnte das Projekt Kirby Interschange mit mehreren Baugrundstücken in Houston und Los Angeles verkaufen).

Doch die Umsatzeinnahmen wurden durch immense Abschreibungen für die Maschinen und Investitionen in die Keramik und Immobilien ausgebremst.

Die deutschen Anleger tun sich noch schwer mit dem Hongkonger Geschäftsmodell. Schließlich hat Siegfried Lee Siu Fung 2001 schon mal mit 32 chinesischen Keramikfabriken eine 4-Milliarden-Dollarpleite hingelegt, wurde von der Hongkonger Börse gedelistet und musste seine Immobilie in Hongkong (damals das teuerste Haus in Hongkong) notverkaufen. Seine Familie konnte 2010 Teile des Pekinger Werkes zurückkaufen, bis das ganze chinesische Keramikgeschäft 2015 an den britischen Investor White Horse Holding Ltd. ging.

Die ROY-Aktie kletterte inzwischen auf 26 Cent – ein Plus von einem Cent. Nun denn…




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