Julia Wiens, Chefaufseherin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) für Versicherer und Pensionsfonds, hat auf einer Veranstaltung des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) dazu aufgerufen, dass Investoren den Asset Managern nicht blind vertrauen sollten. Wiens warnte vor den Risiken, die mit einer zu großen Abhängigkeit von Asset Managern einhergehen könnten und betonte die Notwendigkeit, dass Versicherer ihre eigenen Risikomanagementverfahren stärken müssen.
Ein besonderes Augenmerk legte Wiens auf die Situation deutscher Versicherer, die mittelbar in Projekte der insolventen Signa-Gruppe investiert waren. Sie wies darauf hin, dass Investments, die in der Vergangenheit sinnvoll erschienen seien, nun aufgrund sich ändernder wirtschaftlicher Rahmenbedingungen Risiken bergen könnten. Dies könne sich bereits auf die Überschussbeteiligung auswirken, wie es im Fall des Zusammenbruchs des Signa-Konzerns geschehen sei.
Obwohl Wiens betonte, dass das Risiko für deutsche Versicherer aufgrund hoher Bewertungsreserven in ihren Immobilienportfolios derzeit als beherrschbar einzustufen sei, mahnte sie dennoch zur Vorsicht und forderte eine stärkere Überprüfung der Angaben der Asset Manager. Sie betonte, dass Versicherer nicht blind auf diese Angaben vertrauen sollten.
Die Bafin hat festgestellt, dass 46 Versicherungsunternehmen gegenüber der Signa-Gruppe exponiert sind, wobei bei einem Versicherer bis zu 2,2 Prozent des Gesamtportfolios auf Signa-Positionen entfallen. Die Schieflage der Signa-Gruppe betrifft laut Schätzungen der „Financial Times“ deutsche Versicherer mit einem Engagement von mehr als 3 Milliarden Euro.
Wiens forderte Versicherer dazu auf, ihre Kapitalanlagestrategien zu überdenken und in Papiere mit einem höheren Return umzuschichten, um von der besseren Kapitalanlagesituation zu profitieren. Gleichzeitig wies sie auf die Bedeutung der IT-Sicherheit hin und betonte, dass die Bafin bei bestehenden Lücken in der IT-Sicherheit eingreifen werde.
Abschließend betonte Wiens, dass die deutschen Versicherer grundsätzlich sehr stabil seien, jedoch aufgrund von IT-Risiken und potenziellen Problemen mit Versicherungsprodukten, insbesondere kapitalbildenden Lebensversicherungen, eine verstärkte Aufmerksamkeit erfordern. Die Bafin werde sich weiterhin dafür einsetzen, exzessiven provisionsgestützten Vertrieb zu verhindern und sicherzustellen, dass Versicherungsprodukte den Kunden einen angemessenen Nutzen bieten.