Die Jubelmeldungen über volle Auftragsbücher können kaum noch das eigentliche Problem beim Reutlinger IT-Dienstleister SOLCOM GmbH in Baden-Württemberg übertünchen.
Der Fisch fängt immer vom Kopf an zu stinken, heißt es im Volksmund.
Während Konzernchef Norbert Doll (55) aus Wien von der Staatsanwaltschaft Tübingen wegen mutmasslich 21fachen Reisespesenbetrugs angeklagt wurde, soll nun auch der im April 2019 für ein angebliches Jahressalär von 200.000 Euro plus Boni eingestellte neue General Counsel / Leiter Recht Dr. Thomas Söbbing LL.M. (49) aus Kleinkahl in Bayern bereits in der Vergangenheit mit mutmasslichem Spesenbetrug bei seinem vorigen Arbeitgeber, der CRIF Bürgel GmbH aus der Radkoferstraße 2 in München, vorbelastet sein und soll deswegen dort seinen Hut habe nehmen müssen, wie wir noch lesen sollen.
Seinem Vorgänger im Amt des Rechtsleiters bei SOLCOM, Rechtsanwalt Dr. Martin Schäfer (43) aus Pfullingen, der heute Co-Geschäftsführer der SOLCOM GmbH ist und seit Februar 2018 die Bereiche Recht, Buchhaltung, Compliance und Controlling verantwortet, wird von der Staatsanwaltschaft Tübingen Umsatz- und Sozialvesicherungsbetrug in Höhe von 3 Millionen Euro vorgeworfen, wie ein Insider GoMoPa berichtete.
“SOLCOM GmbH sucht Einsteiger mit Ehrgeiz und Profis mit Vision. Hier wächst der beste Vertrieb der Branche.”
So heißt es aktuell und strotzend vor Selbstbewusstsein auf der Internetseite des IT-Fachkräfteverleihers SOLCOM GmbH.
Zumindest scheint SOLCOM vom allgemeinen Fachkräftemangel zu profitieren: Der Projektdienstleister Solcom hat zum Jahresstart 2019 nach eigenen Angaben das erfolgreichste Quartal der Firmengeschichte hingelegt. Solcom wird dieses Jahr 25.
So liegt der Umsatz nach den ersten drei Monaten mit 31 Millionen Euro um gut elf Prozent über dem Niveau des Vorjahres. “Durch den hohen Auftragseingang sind wir auch für die kommenden Monate sehr gut aufgestellt”, sagte Geschäftsführer Dr. Martin Schäfer am 14. Juni 2019 gegenüber econo.de, dem Portal für den Mittelstand aus Villingen-Schwenningen in Baden-Württemberg.
Solcom stellt externe Spezialisten für IT- und Engineering-Projekte bereit. Damit sei das Unternehmen zurzeit sehr erfolgreich. Knapp 1.000 Fachkräfte hat Solcom an Firmen vermittelt. An den eigenen sieben Standorten sind rund 250 Mitarbeiter beschäftigt. Der Hauptsitz ist in Reutlingen. Im zurückliegenden Jahr hatte Solcom einen Jahresumsatz von 117 Millionen Euro eingspielt. Aktuell liege man in alle relevanten Kennzahlen über dem Vorjahr, so Geschäftsführer Schäfer.
Alles in allem gipfelt die SOLCOM-Einschätzung von econo.de in dem Satz:
Bei SOLCOM läuft es auch in diesem Jahr wieder rund.
Ganz anders dagegen die Einschätzung eines SOLCOM-Insiders, der sich diese Woche an GoMoPa wandte.
Nach den beiden Razzien am 14. März 2018 von der Steuerfahndung und am 4. Juli 2018 von Zoll und Staatsanwaltschaft wegen vermuteter Scheinselbständigkeit und hinterzogener Sozialabgaben hüllt sich die SOLCOM Geschäftsführung nach Angaben des Insiders weiterhin in Schweigen!
Nach Angaben eines weiteren Informanten, eines ehemaligen Mitarbeiters von Lead Equities in Österreich, dem Mehrheitsgesellschafter (74,89 Prozent) der SOLOCOM GmbH, sollen in den letzten drei Jahren rund 2.000 Freiberufler von SOLCOM eingesetzt worden sein, wovon um die 30 Prozent, also mehr als 600, Scheinselbstständige gewesen wären.
“Auch gibt es Gerichtsverhandlungen, die offenbar weitergehen, ohne daß es zu einer Klärung kommt”, schrieb diese Woche der oben erwähnte Insider an GoMoPa.
Der ehemalige Solcom-Personalchef und Minderheitsgesellschafter Unternehmsberater Ansgar M. Nagel aus Reutlingen, der 2,51 Prozent Anteil hält, klagt auf die Herausgabe von wichtigen Firmeninformationen.
Nagel hat die Mutter Solcom Holding GmbH und die operative Tochter Solcom GmbH, beide in der Schuckertstraße 1 in Reutlingen, wegen Nichtigkeit des Jahresabschlusses 2016 verklagt, weil gar keine Rückstellungen für Nachzahlungen an Sozialleistungen allein in 14 ihm bekannten Fällen in Höhe von rund 1 Million Euro gebildet worden sind, wie GoMoPa berichtete.
Ein ehemaliger Mitarbeiter der Rechtsabteilung versicherte dem Reutlinger General-Anzeiger, bei den 14 genannten Fällen handele es sich nur um die Spitze des Eisberges. Er spricht von mutmasslichem Umsatz- und Sozialversicherungsbetrug in Höhe von 100 Millionen Euro.
Ähnlich soll es auch bei anderen Beteiligungen von Lead Equities laufen, wie zum Beispiel beim IT Unternehmen MCL, dem Übersetzungsdienstleister Transline oder beim Versicherungsmakler RFL Reiniger.
Eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft kam in einem Gutachten, das dem Reutlinger General-Anzeiger zugespielt wurde, zu dem Schluss:
Risiken verdeckter Arbeitnehmerüberlassung treffen hier beim vorliegenden Subcontracting mit denen der Scheinselbständigkeit zusammen.
Der Österreicher Norbert Doll, seit Mai 2015 alleiniger Geschäftsführer der Muttergesellschaft SOLCOM Holding GmbH, an welche die SOLCOM GmbH die Gewinne abzuführen hat, sowie geschäftsführender Gesellschafter des SOLCOM-Mehrheitsinhabers Lead Equities in Wien, fiel erst einmal dadurch auf, dass er in zahlreichen Fällen private Kosten über die Firma abgerechnet haben soll, darunter auch Flugreisen, wie ein Insider GoMoPa mitteilte.
Am 30. Januar 2018 musste sich Doll deswegen vor dem Landgericht Tübingen wegen 21fachen Diebstahl-Vorwurfs verantworten. Aktenzeichen: 20 O 25/17.
Schriftlich erklärte Doll, er habe die 21 Privatreisen “irrtümlich verrechnet”, wie GoMoPa.net berichtete.
Inzwischen mauert Doll nur noch. Ein Insider schrieb diese Woche an GoMoPa:
Der Investor in Wien, Lead Equities, mauert und lehnt Stellungnahmen ab.
Angeblich soll es nun der Jurist Dr. Thomas Söbbing richten.
Der Insider schrieb weiter:
Die Geschäftsführung von SOLCOM, Martin Schäfer, Oliver Koch (37 aus Leinfelden-Echterdingen – Anmerkung der Redaktion) sowie Andreas Müller (45 aus Landshut, mit 1,25 Prozent SOLCOM-Minderheitsgesellschafter – Anmerkung der Redaktion), versuchen mit einem bereits bekannten Juristen sich aus dem Sumpf zu ziehen:
Dr. Thomas Söbbing, bei seiner vorigen Firma CRIF Bürgel GmbH aus München rund ein Jahr lang von Februar 2018 bis März 2019 für Inkasso und Compliance zuständig.
Er ist dort rausgeflogen. Warum?
Dazu schweigt der Dr. Söbbing, sein Lebenslauf ist dort schnell gelöscht worden.
Ein Ex-Freelancer weiß mehr. Er schreibt in seinem Blog, dass Dr. Söbbing wegen Spesenbetruges vorbelastet sei:
Aus lauter Verzweiflung hat SOLCOM einen neuen Juristen beauftragt, um das Schlimmste abzuwenden.
Thomas Söbbing, auch ein Doktor wie Martin Schäfer, der wiederum nach einigen Gerüchten keiner sein soll, sondern vielmehr ein ganz anderer Mensch.
Dieser Thomas Söbbing nun war im früheren Job für Inkasso und Compliance zuständig.
Er paßt also hervorragend zu SOLCOM, denn Compliance ist dort, wenn alle die Gerüchte von Geldverschiebung in die Schweiz, Bordellbesuche, Gerichtsverfahren und Hausdurchsuchungen zutreffen, ein Fremdwort.
Und Inkasso: Das werden vielleicht bald die vielen genervten Kunden von SOLCOM beauftragen müssen!
Für die viele Arbeit bekommt Thomas Söbbing dann auch 200.000 Euro Euro Jahresgehalt + Bonus bei erfolgreich bestandenen Gerichtsverfahren.
Ist er also der richtige Mann?
Ja! Bei seinem vorherigen Arbeitgeber CRIF Bürgel ist er wegen Spesenbetrugs rausgeflogen.
Die Frauengeschichten bringen also nicht nur Martin Schäfer und Oliver Koch, sondern auch den neuen Saubermann Thomas Söbbing in Bedrängnis.
Wie soll so einer die Freiberufler bei SOLCOM schützen? Ich bin so froh daß ich den Absprung geschafft habe.