Der KPMG-Bericht hat uns schockiert. Wir hätten nicht gedacht, dass so etwas bei einem Dax-Unternehmen möglich ist, sagt Wirecard AG-Aktionär DekaBank.
Belege zur Existenz vieler Kundenbeziehungen konnte die Wirecard AG aus Aschheim (Einsteinring 35) bei München der Berliner KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgsellschaft anlässlich einer unabhängigen Sonderuntersuchung zu Bilanzmanipulationen nicht vorlegen.
Als erster Großaktionär fordert nun die Frankfurter DekaBank (Wertpapierhaus der Sparkassen und Anstalt des öffentlichen Rechts) den Rücktritt des Wirecard-Vorstandsvorsitzenden, des Österreichers Dr. Markus Braun (50) aus München.
Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der DekaBank, sagte gestern der WirtschaftsWoche:
Wir fordern den Rücktritt von Markus Braun. Das haben wir dem Aufsichtsratsvorsitzenden von Wirecard, Thomas Eichelmann, im Laufe dieser Woche mitgeteilt.
Markus Braun sei der Hauptverantwortliche für den Vertrauensverlust am Kapitalmarkt.
Speich:
Dieser lässt sich nur reparieren, indem ein anderer den Chefposten übernimmt.
Der als kritischer Investor bekannte britische Hedgefonds-Manager Christopher Hohn hatte bereits in der vergangenen Woche die Absetzung von Wirecard-Chef Markus Braun gefordert, wie GoMoPa berichtete.
Hohn schrieb an den Wirecard-Aufsichtsrat:
Wir sind der Ansicht, dass der Aufsichtsrat rechtlich verpflichtet ist einzugreifen. Unserer Meinung nach besteht der notwendige Eingriff nun darin, den CEO von allen Führungsaufgaben zu entbinden.
Der Bericht zu Betrugsvorwürfen, den die beiden Wirtschaftsprüfer KPMG-Vorstand Sven-Olaf Leitz (47, links) aus Buchholz und KPMG-Partner Alexander Geschonneck aus Berlin von der KPMG AG aus Berlin Tiergarten (Klingelhöferstraße 18) am 27. April 2020 über ihre unabhängige Sonderuntersuchung insbesondere zu Bilanzmanipulationen über Umsätze mit Drittgschäften des Aschheimer Zahlungsabwicklers Wirecard AG vorlegten, schlägt hohe Wellen.
Der Prüfbericht konnte nicht als Befreiungsschlag gewertet werden.
Die Wirtschaftsprüfer sollten klären, ob Wirecard seine Bilanz geschönt hat. KPMG sollte vor allem prüfen, ob bestimmte von der Financial Times und auch der WirtschaftsWoche kritisch analysierte Umsätze mit Drittpartnern tatsächlich existierten. Das aber konnten die Wirtschaftsprüfer nicht, weil entsprechende Belege fehlten
KPMG konnte die Frage nicht eindeutig beantworten, weil Wircecard AG gemauert habe.
KPMG kritisiert Wirecard harsch.
Das Unternehmen habe geforderte Dokumente nicht vorlegen können oder erst mit Monaten Verspätung. KPMG habe immer nur Kopien und nie Originale gesehen. Belege zur Existenz vieler Kundenbeziehungen konnte Wirecard nicht vorlegen und nicht einmal Protokolle von Vorstandssitzungen; die, so habe Wirecard erklärt, gäbe es einfach nicht.
Der Dax-Konzern Wirecard tut nun so, als sei alles in Ordnung. Denn immerhin hat KPMG ja mangels Dokumenten nichts gefunden, also auch nichts, was das Unternehmen belastet.
Die Wirecard AG erklärte am 28. April 2020 auf ihrer Transparenz-Seite:
Belastende Belege für die öffentlich erhobenen Vorwürfe der Bilanzmanipulation wurden nicht gefunden.
Bei KMPG heißt es sinngemäß, dass weder die Existenz noch die Höhe des Geschäftsvolumens über Drittpartner bestätigt noch dementiert werden kann. Im Umkehrschluss bedeutet dies für Wirecard keine Entlastung. Sie wäre nur bei einer Bestätigung der Zahlen eingetreten.
Hier konnte aber noch nicht einmal die Existenz der Umsätze zweifelsfrei dokumentiert werden. Es bleibt ein fader Beigeschmack, denn aus welchem Grund hätten die Drittpartner ihre Unterlagen zurückgehalten, wenn sie alle in Ordnung sind?
Das kommentierte Hauke Reimer, Stellvertretender Chefredakteur WirtschaftsWoche, am 6. Mai 2020 in seinem Newsletter BörsenWoche mit den Worten: