Ingo Kleis-Potschka (46) bezeichnet sich im Internet als Privatier, der im Saarland geboren wurde, in einer gutbürgerlichen Familien aufwuchs und vor vier Jahren von einem entfernten Verwandten eines der größten Aktienpakete des französischen Baustoff-Konzerns Compagnie de Saint-Gobain S.A. mit Marken wie Rigips und Raab Karcher und Deutschlandsitz in Aachen geerbt habe. Dieses Aktienpaket will er im Juli 2013 für einen einstelligen Milliardenbetrag an den niederländisch-luxemburgischen Stahlhändler ArcelorMittal verkauft haben.
Der angebliche Aktien-Erbe Kleis-Potschka habe in Berlin ein Family Business Center FBO gegründet. Die FBO Berlin verwalte sein Geld und habe im Jahr 2014 unter anderem ein Hamburger Luxushotel für rund 100 Millionen Euro erworben.
Ingo Kleis-Potschka veröffentlichte mit Hinweis auf Wikipedia auf seiner Internetseite die 500 reichsten Deutschen. Er gehört angeblich dazu. Die Familie Kleis wird da mit einem Vermögen von 4,95 Milliarden Euro aufgeführt. Auf Platz 17 gleich hinter dem Spediteur Klaus-Michael Kühne und vor den Privatbankiers Familie August von Finck.

Schaut man jedoch auf der Originalliste auf Wikipedia nach, gibt es dort gar keine Familie Kleis unter den 500 reichsten Deutschen. Den Platz 17 nahm im Jahr 2013 der SAP AG Walldorf Mitgründer Klaus Tschira aus Heidelberg ein, der am 31. März 2015 einen Herztod erlitt.
Auch eine Firma FBO Berlin sucht man im Handelsregister vergebens.
Laut Ingo Kleis-Potschka verwaltet diese FBO Berlin angeblich eine Stiftung Hüttenwerk für Finanz- und Sachgeschenke an Altersarme, in die Ingo Kleis-Potschka als Stifter 25 Millionen Euro eingezahlt haben will. Aber auch diese Stiftung ist nirgendwo zu finden.
Alle Angaben zu dem Reichtum des Ingo Kleis-Potschka würden laut Impressum des Privatiers im Internet aus der Feder des Wirtschaftswissenschaftlers Thomas Roeb stammen, der seinen Sitz im Nunsdorfer Ring 15 in Berlin Marienfelde haben soll.
Der aus der ARD bekannte Wirtschaftsweise Professor Dr. Thomas Roeb lehrt allerdings an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Im schmucklosen dreistöckigen Berliner Plattenbau in Marienfelde findet man zwei Obergerichtsvollzieher des Amtsgerichts Tempelhof-Kreuzberg und diverse kleinere Bau- und Werbefirmen.
Der Finanznachrichtendienst GoMoPa.net fragte im Bürohaus nach. Aber von einem Wirtschaftswissenschaftler Thomas Roeb, einer Firma FBO Berlin oder einer Stiftung Hüttenwerk hat man dort noch nie etwas gehört.
Anfang Februar 2015 wurde Ingo Kleis-Potschka verhaftet. Er wohnt weder auf einem Schloss oder auf einer Finca in Palma de Mallorca mit eigenem Indoor-Pool, wie er behauptet. Er besitzt auch keinen Maserati, mit dem er das Wochenende auf Sylt verbringt, wie er auf Facebook tönte.
Ingo Kleis-Potschka lebt in einfachen Verhältnissen in einem Reihenhaus in Bremervörde in Niedersachsen und fährt Kleinwagen.
Die Generalstaatsanwaltschaft Hamburg verdächtigt Kleis-Potschka und dessen eingetragenen Lebensgefährten P. (35) des Betruges und der Urkundenfälschung.
Die Anklage steht. Am Freitag dieser Woche (22. Mai 2015) wird gegen Kleis-Potschka und P. vor der 22. Großen Strafkammer des Landgerichts Hamburg um 14 Uhr im Saal 345 der Prozess eröffnet.
Die Generalstaatsanwaltschaft Hamburg fasste die Vorwürfe gegen die Privatiers wie folgt zusammen: