Das erste schwimmenden Turbinenkraftwerk seiner Art, das mit Seilen am Meeresboden verankert wird und durch die Gezeitenmeeres-Strömung von Ebbe und Flut angetrieben wird, wurde gerade in diesem Monat in der Bay of Fundy in Neuschottland (Nova Scotia) in Kanada zu Wasser gelassen, schon sammelt der niedersächsische Initiator Karsten Reetz (53) aus Rosengarten mit seiner Hamburger reconcept consulting GmbH wieder neues Kommanditkapital für 6 weitere Offshore-Turbinen-Plattformen dieser Art ein.
Wieder können sich Anleger ab 10.000 Kanadische Dollar (6.525,45 Euro) plus 3 Prozent Agio für 15 Jahre am Nachfolgeprojekt der R13 als Kommanditisten beteiligen: R16 Meeresenergie Bay of Fundy II GmbH & Co. KG.
Reetz will ein Kommanditeigenkapital ohne Agio in Höhe von 12,4 bis 16 Millionen Kanadische Dollar einsammeln, den Rest von der geplanten Gesamtfinanzierung von 33,9 Millionen Kanadischer Dollar sollen Banken beisteuern.
Aufgrund eines 15jährigen Stromabnehmervertrages mit einem Stromversorger aus Neuschottland glaubt Reetz, seinen Kommanditisten eine jährliche Gewinnausschüttung zwischen 5,7 und 7 Prozent ausschütten zu können.
Die Einspeisevergütung aus Neuschottland fließt aber nur, wenn sich die Turbinen drehen und auch wirklich Strom liefern.
Auf seiner Angebotsseite verspricht Reetz zwar, dass die Mondenergie immer die Gezeiten wechseln lässt und so stets für eine Meeresströmung sorgt:
Der große? Vorteil? von Gezeitenkraftwerken ist deren Berechenbarkeit. Während die Solar- und Windenergie vom Wetter abhängen, sind Gezeitenkraftwerke in der Lage, rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr Strom zu liefern. Denn solange der Mond um die Erde kreist, wird es Gezeitenenergie geben – vorhersehbar und damit kalkulierbar.
Reetz hat die Rechnung zumindest auf seiner Angebotsseite ohne die unter Naturschutz stehenden Wale gemacht.
Und nur, wer tiefer in den Prospekt für die Beteiligung einsteigt erfährt:
Laut Prospekt kann das Ministerium für Fischerei und Ozeane von Nova Scotia zum Schutz sich nähernder gefährdeter Meeresbewohner, wie beispielsweise Wale, die zeitweise Abschaltung von Force 2 behördlich anordnen.
Und wann kommen die Wale?
Firmen in Neuschottland bieten Walführungen von Mai bis einschließlich Oktober an. Also ein halbes Jahr lang.
Die Buckelwale und Weißdelfine kehren im Juni in die Bay of Fundy zurück und bis Mitte Juli sind alle Wale, einschließlich des seltenen Nordatlantik-Glattwals, zurückgekehrt und bleiben normalerweise bis zum Herbst in der Bay of Fundy. Aus diesem Grund dauert die Walbeobachtungssaison in der Bay of Fundy von Juni bis einschließlich Oktober.
Novascotia.com schreibt zu Walbeobachtungstouren in der Bay of Fundy von Novia Scotia:
In Nova Scotia können Sie viele verschiedene Walarten entdecken, doch ist die Wahrscheinlichkeit auch sehr hoch, dass Sie Tümmler, Seehunde und Seevögel (wie beispielsweise Papageientaucher) sehen, während Sie auf dem offenen Wasser sind.
Die beste Zeit um Wale zu beobachten ist übrigens in den Sommer- und Herbstmonaten. Viele Veranstalter vor Ort bieten dann sogar eine Garantie dafür, dass sie Wale sehen werden – ansonsten bekommen Sie Ihr Geld zurück!
Ob die Anleger im Jahr 2036 ihr Geld plus Rendite (prognostizierte Gesamtmittelrückfluss vor Steuern von 190 Prozent) aus dem schwimmenden Gezeiten-Turbinen-Kraftwerken des ersten Angebots R13 Meesenergie Bay of Fundy oder ein Jahr später das Geld plus eine jährlich ausgezahlte Gewinnauszahltun von bis zu 7 Prozent (Frühzeichnerbonus) aus den Kraftwerken der R16 Meeresenergie Bay of Fundy tatsächlich erhalten, hängt davon ab, wie viel Strom die Meeresströmungskraftwerke in der Zeit produzieren können, in der die Wale sich dort nicht tummeln und somit auch nicht in die gefährlichen Turbinen geraten können.
Hinzu kommt, dass die Kommanditisten im neuen Projekt Force 2 schlechter gestellt sind als bei der Vorgängerbeteiligung
Denn die Vergütung für den Betriebsführer ist beim RE13 prospektgemäß vom tatsächlichen Umsatz abhängig, wogegen es beim neuen RE16 laut Prospekt eine fixe Vergütung geben soll, wodurch sich die finanziellen Risiken für die Betreibergesellschaft der Emittentin in der Betriebsphase erhöhen können.
Diese ist laut Prospekt in den ersten drei Jahren nach der Inbetriebnahme mit 200.000 CAD (Kanadische Dollar) pro Jahr gering und wird dann planmäßig ab Oktober 2025 auf 1,421 Millionen CAD (umgerechnet rund 920.000 Euro) pro Jahr erhöht und an die Inflationsentwicklung angepasst.
Der Betriebsführer wird laut Prospekt eine technische Verfügbarkeit von 96 Prozent und einen Gesamtenergieertrag von 60 Prozent der im Prospekt prognostizierten 9.549 MWh garantieren (Leistungsgarantie). Allerdings ist die Haftung des Betriebsführers auf 50 Prozent seiner vertraglichen Vergütung des betreffenden Jahres beziehungsweise bei der Leistungsgarantie auf 5 Millionen CAD für die gesamte Laufzeit gedeckelt.
“Es bestehen erhebliche Projektrisiken. Angesichts der hohen Risiken kann die Renditeerwartung für die Anlegerinnen und Anleger als gering gelten”, urteilten die Dortmunder ECOreporter in ihrem ECOanlagecheck vom 24. Februar 2021. Nun denn…