Nach der Gewinnhalbierung von rund 23,1 Millionen Euro (2016) auf rund 10,1 Millionen Euro (2017) wurde nun in diesem Jahr der zweiköpfige Vorstand (Gesamtbezüge 2017: 747.000 Euro) der Leipziger publity AG ebenfalls halbiert.
Der aus Saarbrücken stammende Finanzvorstand und Wirtschaftsingenieur Frederik Christian Mehlitz (53) aus München trat nach vier Jahren zum 31. August 2018 zurück.
“Auf eigenen Wunsch und im allerbesten beiderseitigen Einvernehmen”, wie es in der dazugehörigen publity-Pressemitteilung heißt.
Damit ist der aus Essen im Ruhrpott stammende 94prozentige Inhaber Thomas Olek (50) aus Frankfurt am Main nun ganz allein am Vorstands-Hebel der Wandel-Anleihe-Emittentin 2015/2020 (50 Millionen Euro, jährlicher Zins 3,5 Prozent) und zugleich mittelbare Asset-Managerin für drei seit 2013 aufgelegte geschlossene Publikumsimmobilienfonds
» publity Performance Fonds Nr. 6 (Emissionsphase Juli 2013 bis Juni 2014, Emissionskapital 33,443 Millionen Euro),
» Nr. 7 (Emissionsphase Februar 2014 bis Dezember 2015, Emissionskapital 41,980 Millionen Euro) und
» Nr. 8 (Emissionsphase Januar 2016 bis Dezember 2017, Emissionskapital 30,312 Millionen Euro) mit einem Gesamt-Fondsemissionskapital in Höhe von 105,735 Millionen Euro.
Kein leichter Job. Die Vorgängerfonds für notleidende Kredite (NPL) zeichneten sich schon mal durch eine Null-Peformance aus. Außerdem gab es bei NPL und Immobilien eigentlich untersagte In-Sich-Geschäfte, wie GoMoPa in beiden Fällen berichtete.
Trotz eigener Stützkäufe sank die Aktie der publity AG jetzt innerhalb eines Jahres um 70 Prozent auf nunmehr 10,50 Euro.
Und: Thomas Olek sitzt inzwischen gleich auf zwei Pulverfässern, wovon er zumindestens bei einem keine Vorsorge in Form von ausreichenden Rücklagen getroffen haben soll.
Letzteres betrifft eine Vertriebsprovisionsklage eines ehemaligen Vermittlers in Höhe von 47,1 Millionen Euro, dessen Forderung Olek bestreitet, und Klagen von NPL-Fondsanlegern auf rund 2,9 Millionen Euro Schadensfestellung. Doch dazu kommen wir im zweiten Teil unseres Berichts. Bleiben wir zunächst beim wohl brennendsten Problem.
Das 1. Pulverfass: Die Bonner Finanzmarktaufsicht BaFin ermittelt wegen Marktmanipulation beim Börsengang der publity AG.
Die BaFin hat am 16. Oktober 2018 gegenüber dem Düsseldorfer Branchendienst kapital-markt intern bestätigt, dass es bei publity seitens der Aufsicht
eine laufende Marktmanipulationsuntersuchung im Zusammenhang mit dem Börsengang gibt.
Im aktuellen Wertpapierprospekt der publity zur Kapitalerhöhung von rund 6 Millionen Stückaktien ohne Nennbetrag auf rund 11 Millionen Stückaktien ohne Nennbetrag (mit jeweiligem Anteil am Grundkapital von 1 Euro) vom 28. September 2018 finden sich keine konkreten Hinweise auf die laufende Untersuchung wegen Marktmanipulation.
Der Prospekt enthält lediglich diffuse Andeutungen, dass “Untersuchungen durch Aufsichtsbehörden” zu Reputationsschäden für publity und damit zu weiteren negativen Konsequenzen führen können:
Seite 14: Der Erfolg der publity Unternehmensgruppe hängt von bestimmten Schlüsselpersonen ab. Ein Ausscheiden von Schlüsselpersonen könnte sich erheblich negativ auf ihre Geschäftstätigkeit auswirken…
Seite 14: Risiken im Zusammenhang mit der Reputation. Der gute Ruf eines Unternehmens ist ein wichtiger Vermögenswert. Negative Medienberichterstattung sowie Untersuchungs- und Gerichtsverfahren können den Ruf der publity Unternehmensgruppe und ihre Geschäftstätigkeit negativ beeinflussen…
Seite 29: Negative Berichterstattung und andere öffentliche Äußerungen, die Rechtsverletzungen irgendeiner Art unterstellen, führen oftmals ungeachtet der tatsächlichen Grundlage dieser Behauptungen zu Untersuchungen durch Aufsichtsbehörden oder gar zu gerichtlichen Verfahren.
Die Verteidigung und Reaktion auf derartige Untersuchungen und Verfahren ist, unabhängig vom Ausgang dieser Verfahren, zeitaufwändig und kostspielig und kann insbesondere Zeit und Engagement der Geschäftsführungen der Emittentin und der publity Unternehmensgruppe in Anspruch nehmen und diese von ihren eigentlichen Aufgaben abhalten.
Negative Medienberichterstattung sowie Untersuchungs- und Gerichtsverfahren können den Ruf der publity Unternehmensgruppe sowie die Moral und Leistung ihrer Mitarbeiter negativ beeinflussen, was wiederum negative Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der publity Unternehmensgruppe und der Emittentin zur Folge haben kann.
Nun im Falle des Börsengangs der publity AG 2015 hatte Thomas Oleg seine persönlichen Verfehlungen, nämlich zeitgleiches Platzieren von Aktien aus seinem persönlichen Bestand, selbstkritisch zugegeben und sogar öffentlich versprochen, dass so etwas in dieser Form nie wieder vorkommen soll.
Aber schützt ein Bedauern über ein Manipulationsgeschäft vor Ermittlungen der Finanzaufsicht? Wie die BaFin nun zeigt, wohl eher nicht.
Was genau könnte Oleg also im Nachhinein zum Verhängnis werden?
Der Börsengang der publity AG im Entry Standard der Frankfurter Börse fand im April 2015 statt.
Das Unternehmen hatte die Notiz gefeiert. Der erste Kurs lag bei 28,50 Euro. Kurz darauf habe Olek das Grundkapital um 10% via Kapitalerhöhung erhöht.
Im Frühjahr 2016 sei eine weitere Kapitalerhöhung gefolgt. Zu einem Kurs von 36 Euro seien weitere, neue Aktien platziert worden.
Insgesamt habe Olek dabei knapp 20 Millionen Euro brutto eingesammelt.
Zum fast exakten Zeitpunkt habe der Vorstand (Olek, Mehlitz und Rechtsanwalt Christoph Blacha, 61, aus Leipzig) angekündigt, für 2015 eine Dividende von 2 Euro auszuschütten.