Wer von einer eigenen Marihuana Plantage träumt, beißt in Deutschland noch auf Granit, obwohl es die berauschenden Kügelchen auf jeder deutschen Schultoilette gibt.
Allerdings nur illegal. Denn von den Bundesparteien sind nur die Grünen und die FDP klar für eine Cannabis-Freigabe. Die anderen sind grundsätzlich dagegen. 63 Prozent der Bundesbürger wollen das geltende Cannabis-Verbot beibehalten. Das hat eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa ergeben.
Einziger Lichtblick für viele Krebs- und Schmerzpatienten in Deutschland war die Freigabe von medizinischem Hanf auf Arztrezept seit dem 1. März 2017.
Doch das hochreine medizinische THC kommt nicht aus Deutschland, sondern wird aus den Niederlanden und Kanada importiert.
Einer der ersten Importeure und Händler für medizinisches Marihuana wurde David Henn (27), der in Köln das Startup Cannamedical Pharma GmbH gründete. Er hatte zunächst große Mühe, Geldgeber zu finden. Denn man muss beim Bestellen aus dem Ausland schon mal 150.000 Euro in Vorkasse überweisen. Klassische Venture Capital Investoren gaben Henn, der sich eine Handelslizenz bei der Bundesopiumstelle in Bonn besorgt hatte, zunächst einen Korb, inzwischen buhlen sie um eine Beteiligungschance. Zu spät.
Sofort zugeschlagen hat der ehemalige Allein-Gesellschafter der in Luxemburg angesiedelten Manwin Gruppe Fabian Thylmann (39) aus Aachen, der seine Millionen mit den Sexportalen Pornhub und Youporn verdiente. Über seine Beteiligungsfirma SN Invest kaufte er sich in der ersten Finanzierungsrunde im Mai 2017 sofort 20 Prozent von Cannamedical und legte dafür einen sechsstellige Summe auf den Tisch.
In der zweiten Finanzierungsrunde im November 2017 erhöhte Thylmann sein Engagement um einen Millionenbetrag.
Thylmann landete damit einen Volltreffer.
Denn wie Cannamedical-Gründer Henn dem Berliner Magazin Gründerszene berichtete, konnte das junge Unternehmen gleich im ersten Geschäftsjahr 300 Kilogramm medizinisches Marihuana in den Handel bringen. Sein Einkaufspreis liegt bei 6,90 Euro.
Die Patienten zahlen am Ende für 1 Gramm THC Bedrocan Blüten zwischen 12 und 24 Euro, wie der Finanznachrichtendienst GoMoPa.net berichtete. Während in Holland das gleiche Gramm für 7,20 Euro über den Ladentisch geht.
Für das Jahr 2017 liege das Unternehmen Cannamedical Pharma GmbH deutlich über der Finanzplanung, sagt Cannamedical-Gründer Henn auf Nachfrage von Gründerszene. Anfang November 2017 plante Henn noch mit einem Jahresumsatz von 2,2 Millionen Euro.
Im Sommer 2017 hatte die Deutsche Apothekerzeitung gar Lieferengpässe von Hanfblüten aus Holland und Kanada gemeldet, weil das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn, das seit dem 3. März 2017 die Rolle als staatliche Cannabis-Agentur übernommen hat, mit der Genehmigung nicht hinterhergekommen sein soll.
Wie Apothekerin Dr. Helga Blasius berichtete, gibt es in Deutschland vier Importeure, die von der niederländischen Firma Bedrocan beliefert werden: ACA Müller ADAG Pharma in Überlingen, Cannamedical® Pharma in Köln, Fagron Deutschland in Barsbüttel und Pedanios in Berlin.
Cannabisblüten des kanadischen Herstellers Tweed werden von dem Unternehmen MedCann in St. Leon-Rot (bei Heidelberg) importiert und Blüten von Peace Naturals, ebenfalls aus Kanada, von Pedanios.
David Henn von Cannamedical in Köln, der anfangs nur von Bedrocan bezog, teilte im Sommer 2017 dem Kölner Express mit:
Ich habe den Hersteller gefragt, wann er unsere Firma wieder beliefern kann. Spätestens Anfang nächster Woche, sagte man mir. Auch unsere Lager sind leer. Sobald was da ist, wird es uns aus den Händen gerissen.
Als Grund für die Verzögerung wurde uns die um 300 Prozent gestiegene Nachfrage genannt.
Henn musste sich einen zusätzlichen Lieferanten suchen. Im September 2017 sagte er dem Kölner Express:
Unsere Firma hat jetzt einen neuen Liefervertrag mit dem kanadischen Hersteller Peace natural abgeschlossen. Die erste Charge ist für Oktober geplant und wird 50 Kilo betragen, insgesamt planen wir jährlich zwei Tonnen zu importieren.
Inzwischen gilt Henn als “der größte legale Dealer im Rheinland”. Für 2018 plant er laut Handelsblatt mindestens 20 Millionen Euro Umsatz. Henn will 2018 mindestens 2.000 Kilogramm verkaufen. Dafür hat er im Herbst 2017 noch einen Liefervertrag mit einem großen börsennotierten Unternehmen geschlossen. Profitabel sei seine Firma schon jetzt. “Das ist Cannabis”, sagte David Henn. “Ein crazy Markt.”
Aber eine eigene Plantage besitzt er nicht.
Für eine legale Plantage müsste er über den großen Teich fliegen und es wie Ex-Boxweltmeister Mike Tyson (51) in Kalifornien machen:
Der kaufte sich gerade in der Wüste Kaliforniens ein gut 16 Hektar (fast 23 Fußballfelder) großes Stück Land, auf dem er eine Cannabis-Ranch errichten möchte. Mit Campingplatz für seine Kunden und einem Forschungszentrum, in dem Landwirte im Marihuana-Anbau unterrichtet werden sollen.