Nun muss procontra-Autor Robert Krüger Kassissa (36) vom Alsterspree Verlag aus Berlin entweder einen neuen Versuch starten, das “System kapital-markt intern” zu erklären, oder es einfach lassen.
Sein letzter Versuch vom 12. Juli 2012 in der Finanzfachzeitschrift procontra ist jedenfalls gründlich missglückt und wurde nun am 9. August 2012 nach einer neunstündigen mündlichen Verhandlung in all seinen Kernaussagen vom Landgericht Düsseldorf verboten (Aktenzeichen 37 091/12). Der einzige von procontra dabei aufgebotene Zeuge wurde in der Luft zerrissen.
“Am 9. August 2012 haben wir gegen procontra einen wichtigen Sieg errungen”, kommentierte k-mi-Chefredakteur Uwe Kremer den Ausgang des einstweiligen Verfügungsverfahrens gegenüber dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net.
Dabei hatte procontra-Redakteur Krüger Kassissa kurz nach Veröffentlichung seiner Breitseite gegen k-mi noch beteuert “Ich kann ruhig schlafen”, nachdem ihn GoMoPa.net gefragt hatte, ob er denn auch einen Beweis für seine Behauptung habe, dass der Düsseldorfer Brancheninformationsdienst kapital-markt intern (k-mi) käuflich sei und sogar Druck auf Marktteilnehmer ausübe.
Im Artikel selbst fehlte dafür jedwedes konkrete Beispiel, was Krüger Kassissa mit “Angst vor entsprechenden Reaktionen seitens des Verlages” entschuldigte, die die angeblich betroffenen Unternehmen hätten. K-mi-Chefredakteur Uwe Kremer hatte GoMoPa.net nach Erscheinen des procontra-Artikels mitgeteilt, dass er juristische Schritte gegen den Alsterspree Verlag vorbereiten würde.
Doch zunächst einmal musste k-mi die unglaublich schnelle Weiterverbreitung des faktenlosen Artikels stoppen. Deutschlands größter unabhängiger Allfinanz Maklerpool, die Fonds Finanz Maklerservice GmbH aus München, und zugleich Großkunde für Messeauftritte beim Alsterspree Verlag hatte nämlich den unbewiesenen Artikel seines PR-Partners gleich auf dem kurzen Dienstweg an seine mehr als 23.000 angeschlossenen Partner verschickt. Die Bewertung aus Leipzig schrieb dazu am 3. August 2012: “Es ist aber nicht gerade ein Zeichen von hochgestochener Intelligenz, wenn man einen gerade erschienenen Presseartikel als Maklerpool über seinen eigenen Verteiler schickt, nach dem Motto: Dass es bloß jeder mitbekommt. Dass es nicht so sein soll, haben jetzt die Düsseldorfer Richter entschieden.”
Tatsächlich verbot das Landgericht Düsseldorf der Fonds Finanz die Verbreitung des procontra-Artikels (Aktenzeichen: 12 O388/12).
Procontra selbst jedoch dachte gar nicht daran, von seinen Behauptungen einen Millimeter abzurücken und ließ es sogar auf eine mündliche Verhandlung ankommen, die nun am 9. August 2012 ebenfalls vor der 7. Kammer für Handelssachen des Landgerichts Düsseldorf stattfand.
Mit großer Spannung wurde erwartet, wen procontra nun als Zeugen ins Rennen schicken würde. Es war nur einer. Und der war auch noch der Werbepartner des Alsterspree Verlages, nämlich die Fonds Finanz.
“Wir waren völlig überrascht, als der Alsterspree Verlag die Fonds Finanz Maklerservice GmbH mit ihrem Gesellschafter Geschäftsführer Norbert Porazik als Zeugen aufbot”, schildert Prozessteilnehmer Kremer gegenüber GoMoPa.net.
Damit hatte k-mi nun überhaupt nicht gerechnet, und musste nun zu jeder Behauptung, die der Maklerpool Fonds Finanz gegen k-mi ins Feld führte, als Gegenbeweis die entsprechenden Verträge, E-Mail-Verkehr und eigene Artikel über Fonds Finanz raussuchen, herbeischaffen, um sie dem Gericht präsentieren zu können – weshalb sich die Verhandlung zermürbende neun Stunden hinzog.
Was hatte Fonds Finanz gegen k-mi vorzubringen?
GoMoPa.net fragte bei Fonds Finanz-Chef Norbert Porazik nach, erhielt aber keinerlei Reaktion. Dafür war Sieger Uwe Kremer umso gesprächiger.
Kremer: “Der Alsterspree Verlag zauberte einfach einen Zeugen aus dem Hut, um gegen uns Stimmung zu machen. Und weil die diesen Zeugen erst an diesem Morgen aus dem Hut gezaubert hatten, kannten wir die Sachen nicht, die die da vorbringen wollten. Wir sind mit neuen Sachverhalten konfrontiert worden. Und es ist uns trotzdem gelungen, den Richter zu überzeugen.”
GoMoPa.net: Was hat Fonds Finanz versucht, Ihnen zu unterstellen?
Kremer: “Fonds Finanz, genauer gesagt Norbert Porazik, hat versucht zu unterstellen, wir hätten Fonds Finanz unter Druck gesetzt. Ich weiß nicht, ob Sie Porazik persönlich kennen?”
GoMoPa.net: “Nein, leider nicht.”
Kremer: “Wenn Sie einen Pool in so kurzer Zeit so pushen, wie die Jungs das gemacht haben, müssen Sie ein taffer Typ sein. Und er hat da vor Gericht erzählt, dass er da irgendwie schlaflose Nächte und Riesenkrach mit seiner Frau gehabt hätte.”
GoMoPa.net: Wie viel Geld habe Porazik angeblich unter Druck an Sie zahlen sollen?
Kremer: “Es ging darum, dass sie mal Nachdrucke eines Artikels in k-mi bestellt haben. Die haben verschiedene Sachen bestellt. Unter anderem auch 30.000 Nachdrucke für 5.000 Euro nach Erscheinen des Artikels. Jetzt sagen sie, das würden sie in der Größenordnung anderswo viel günstiger kriegen. Ich weiß nicht, wo da von uns ein Druck gewesen sein soll.”
GoMoPa.net: Was war das für ein Artikel?
Kremer: “Das war ein Artikel, der vor zwei Jahren in k-mi veröffentlicht worden war. Dabei wurde das Geschäftsmodell von Fonds Finanz dargestellt. Wir haben Presseanfragen gestellt. Die haben uns ihr Geschäftsmodell erklärt. Es gibt um Fonds Finanz immer wieder Gerüchte. Das war der Grund, warum wir uns mal mit denen befaßt hatten. Es gab Anfang 2010 etliche Gerüchte, die haben dann das Geschäftsmodell erklärt, ein bisschen tiefer in die Zahlen.”
GoMoPa.net: Fonds Finanz hat Ihnen die Geschäftsunterlagen überlassen, damit Sie auch richtig prüfen konnten. Und das Ergebnis fiel positiv aus?
Kremer: “Ja. Wir haben denen auch Presseanfragen im Nachgang geschickt. Und die haben uns auch die Antworten dazu geschickt. Heute ist das ein bisschen anders. Nach der Dortmunder Erklärung der Versicherungsgesellschaften im Oktober 2011 hat die Ideal Versicherung im Frühjahr diesen Jahres die Zusammenarbeit mit Fonds Finanz beendet. Der Grund ist eine Intransparenz im Geschäftsmodell von Fonds Finanz, die uns Fonds Finanz bis heute nicht widerlegen konnte.”
GoMoPa.net: Was besagt das Dortmunder Modell?
Kremer: “Die Dortmunder Erklärung ist im Prinzip ein Aufruf der Versicherungsgesellschaften auf der DKM (Leitmessse für die Finanz- und Versicherungswirtschaft in den Westfalenhallen in Dortmund – Anmerkung GoMoPa.net) gewesen, letzte Oktoberwoche 2011. Da haben verschiedene Versicherungsgesellschaften eingefordert, dass die Pools offenlegen, dass das Geschäft wirklich auch vom Makler kommt.”
GoMoPa.net: Was war das Problem bei den Makler-Pools wie Fonds Finanz?
Kremer: “Das Problem bei den Pools ist ja so, wenn der Kunde bei einem Ausschließlichkeitsvertreter abschließt, muss dieser Vertreter keine Qualifikation und keine Vermögenshaftpflichtversicherung nachweisen, weil die Versicherungsgesellschaft das für den übernimmt. Ein Makler muss beides nachweisen. Jetzt wissen sie alle, dass es Ausschließlichkeitsvertreter gibt, die über die Pools Geschäft bei den Versicherungsgesellschaften einreichen.
Jetzt ist es hochgradig strittig, wer in einem solchen Fall, wenn es mal zu einer Auseinandersetzung kommt, haftet und wer eine Prüfpflicht hat. Deshalb haben einige Versicherungsgesellschaften eine Offenlegung gefordert, wer genau das Geschäft eingereicht hat.”
GoMoPa.net: Was ist jetzt ihr Kritikpunkt an Fonds Finanz?
Kremer: “Der Kritikpunkt an Fonds Finanz ist, dass nicht klar ist, woher das Geschäft kommt. Ob Makler das Geschäft bei denen einreichen oder ob das auch Mehrfachagenten oder Ausschließlichkeitsvertreter sind.”
GoMoPa.net: Ziehen Versicherungsgesellschaften Konsequenzen, welche Versicherungsgesellschaft kann sich das überhaupt leisten?
Kremer: “Ja, das können sich nur wenige Versicherungsgesellschaften leisten. Die Ideal Versicherung hat das jetzt durchgezogen. Die haben bekannt gegeben, dass sie mit der Fonds Finanz kein Geschäft mehr machen, eben weil die diesen Nachweis nicht führen. Und Ideal sagt, sie ist als Versicherungsgesellschaft gesetzlich dazu verpflichtet zu prüfen, ob das Geschäft auch wirklich vom Makler kommt. Die Fonds Finanz weigert sich aber, das offen zu legen. Und deshalb sagt die Ideal, dann machen wir kein Geschäft mehr mit euch.”
GoMoPa.net: Darüber haben Sie berichtet?
Kremer: “Ja, wir haben eine Presseanfrage an Fonds Finanz geschickt im Hinblick auf deren Transparenz. Das haben sie moniert, dass wir ihnen eine Presseanfrage geschickt haben. Im Gegensatz zu einem geschlossenen Fonds, wo sie einen Investitionsgegenstand haben, müssen Sie bei einem Maklerpool das Geschäftsmodell beurteilen. Und wenn die Versicherungsgesellschaften sagen, wir müssen das jetzt prüfen, dann ist das eine andere Basis. Darüber haben wir eben berichtet und Intransparenz kritisiert.”
Am 23. März 2012 fragte k-mi in einem Artikel: “Fonds Finanz: Wie viel Transparenz duldet der Marktführer.”
Diesen Artikel führte nun Fonds Finanz vor Gericht als Beweis ins Feld, dass der Maklerpool von k-mi unter Druck gesetzt werden würde. Und beschwerte sich insbesondere darüber, dass die Presseanfragen von k-mi an Fonds Finanz schriftlich gestellt wurden. Das sei journalistisch völlig unüblich, wollte Fonds Finanz dem Gericht erklären. Üblich seien Telefonanrufe. Und außerdem sei man dann anschließend nicht genügend zitiert worden.
Dem entgegnete Kremer: “Wenn kritische Punkte auftauchen, das machen wir bei allen so, dann kriegen diejenigen von uns schriftlich eine Presseanfrage, damit sie schriftlich antworten können. Und dann hat sich hier in dem Zuge ergeben, dass Fonds Finanz uns schriftlich geantwortet hat, aber die Fragen nicht beantwortete, nicht tief genug antwortete, so dass man noch mal nachhaken musste.
Diese Presseanfragen haben die nun als Druckausübung interpretiert. Aber es ist doch ganz normal, dass ich denen einen Presseanfrage schicke. Das ist eher ein guter Stil. Procontra hat behauptet, wir würden die Leute anrufen, aber genau das ist für uns ungewöhnlich. Und der Pressesprecher von Fonds Finanz, der da als Zeuge aufgetreten ist, beschwerte sich nun wieder, dass es völlig ungewöhnlich wäre, dass es schriftliche Presseanfragen gebe.
Da frage ich mich, wie der Rest der Welt arbeitet? Natürlich kriegen die von uns eine schriftliche Presseanfrage. Für mich ist es doch etwas völlig anderes, ob ich einen am Telefon überfalle, ihm dann fünf Fragen vor die Füße haue (diese Methode wandte procontra-Redakteur Krüger Kassissa im Vorfeld seines Artikels bei Uwe Kremer an – Anmerkung GoMoPa.net) und sage, hier sagen Sie mir was oder sagen Sie nix, oder ob ich demjenigen eine Presseanfrage schicke. Selbst wenn er nur 24 oder 48 Stunden Zeit hat, diese zu beantworten, ist das allemal besser, als wenn er in irgendeinem Telefonat da jetzt spontan Stellung beziehen soll. Aber von procontra und Fonds Finanz ist nun vor Gericht behauptet worden, dass unsere Presseanfragen Druckausübung gewesen seien. Das ist natürlich Quatsch.
Sie haben auch behauptet, wir schicken eine Presseanfrage und hätten deren Antworten in unserem Artikel nicht aufgegriffen. Da konnten wir ihnen nachweisen und dem Richter anhand des Artikels zeigen, gucken Sie doch mal, da ist fast die Hälfte Zitat mit deren Antworten.
Das Problem ist, wenn Sie in einer Gerichtsverhandlung mit so was konfrontiert werden, müssen Sie ja erst mal die Mittel herbeischaffen, mit denen sie das widerlegen können.”
Wie GoMoPa.net aus zuverlässiger Quelle erfuhr, soll Fonds Finanz-Chef Norbert Porazik auf seiner Münchner Hausmesse am 13. März 2012, auf der übrigens die auf Medienschelte äußerst aggressiv reagierende Frankfurter S&K Gruppe der Hauptsponsor gewesen sein soll, zwei Medien versucht haben zu überreden, negativ über k-mi zu berichten. Die Medienvertreter sollen abgelehnt haben.
Einzig procontra ließ sich am 12. Juli 2012 zu einem Artikel gegen k-mi hinreißen. Wie sich nun herausstellte auf der Grundlage eines einzigen Zeugen: Fonds Finanz, deren Argumente vor Gericht keinen Bestand hatten.
Kremer: “Wahrscheinlich konte procontra gar nicht anders. Ich gehe mal davon aus, dass sie über die Ausrichtung der Messe für Fonds Finanz und wie sie sonst noch zusammenhängen in hohem Maße in einem wirtschaftlichen Abhängigkeitsverhältnis stehen. Darüber haben wir kürzlich ebenfalls berichtet.
Der Vorsitzende Richter hatte zunächst vorgehabt, das Urteil später zu verkünden. Aber am Ende war er so überzeugt, dass er doch noch um Viertel nach sieben Uhr abends das Urteil sprach. Übrigens muss der Alsterspree Verlag auch die Prozesskosten zu 100 Prozent tragen.”
GoMoPa.net: Vielen Dank, Herr Kremer, für die offenen Worte.
GoMoPa.net bat auch den Alsterspree Verlag und procontra um eine Stellungnahme zur erlittenen Gerichtsschlappe, die der Verlagsgeschäftsführer und procontra-Chefredakteur Philipp Benjamin Siebert wie folgt beantwortete:
GoMoPa.net: Warum sind Sie am 9. August 2012 vor Gericht gegen markt intern gescheitert?
Siebert: “Wieso gescheitert, und warum schreiben Sie eigentlich Gerichtsschlappe? Es wurden lediglich vorläufig vier Äußerungen untersagt. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Wir sitzen in Deutschland und verstecken uns nicht hinter irgendwelchen dubiosen Firmensitzen. Wir haben die Eier in der Hose, uns für unseren kritischen Journalismus zu verantworten. Das finden wir ehrlich gesagt auch richtig, gut und seriös. Oder wie sehen Sie das?”
GoMoPa.net: Wann haben Sie den Bericht über das System k-mi vom Martk genommen?
Siebert: “Versteh ich nicht die Frage – von welchem Markt? Wieso vom Markt genommen?”
GoMoPa.net: “Der Artikel ist online nicht mehr aufrufbar. Werden Sie in Revision gehen? Mit welcher Begründung?”
Siebert: “Herr Siewert, wir weinen den ganzen Tag und sind richtig traurig. Schaun mer mal, ob uns das Urteil überzeugt, dann ist doch alles gut. Vorerst müssen wir damit leben, dass wir zum Beispiel nicht mehr behaupten dürfen, dass sich k-mi als die unabhängigen Journalisten geben.”
GoMoPa.net: Herr Siebert, wir danken für die Stellungnahme. Nun denn …