Vorstand Jens Meier (48) aus Obersontheim in Schwäbisch-Hall rang der Mehrheit der 5.269 Genossen der GENO Wohnbaugenossenschaft eG auf der Mitgliederversammlung am 30. Juni 2016 in der Musikhalle der Stadt Ludwigsburg trotz eines Bilanzverlustes zum Ende letzten Jahres in Höhe von rund minus 5,3 Millionen Euro ein Darlehen zu Lasten der Genossen von 4,2 Millionen Euro ab – nicht etwa für den Kauf von Wohnungen für zuteilungsfähige Genossen (2015 gab es zwar Zuteilungen, aber nicht ein einziges realisiertes Objekt), sondern einen Kredit für den Neuaufbau eines eigenen Vertriebes mit 50 festangestellten Außendienstmitarbeitern.
Die bekommen nicht nur eine 34f-Maklerausbildung, sondern sollen auch in bundesweit einzurichtenden WohnKompetenzZentren der Genotec Vertriebs AG einziehen. Zwei wurden schon mit Kreditmitteln aus der Genossenschaftskasse in Höhe von 263.000 Euro, die die Mitgliederversammlung im Dezember 2015 bewilligte, in Ludwigsburg und Erfurt eröffnet. Und das, obwohl Meier mit einem weiteren Vertrieb, nämlich der 2004 gegründeten Genotrade e.K., mittlerweile schon 100 Außendienstmitarbeiter unter Vertrag hat.
Für diese millionenschwere Finanzspritze an den zweiten Vetrieb, der Genotech Vertriebs AG, musste Meier, der in Doppelfunktion sowohl der Genossenschaft als auch diesem Vertrieb vorsteht, nun sogar die Satzung der GENO Wohnbaugenossenschaft eG ändern lassen.
Nach der auf der Mitgliederversammlung am 30. Juni 2016 beschlossenen Änderung stellt nun Paragraph 2 der GENO eG-Satzung ab sofort klar, dass die Genossenschaft einen eigenen Vertrieb unterhalten und finanzieren darf.
Vorher arbeitete die 2008 gegründete Genotec Vertriebs AG mit freien Maklern zusammen. Die suchten aber das Weite, als die Staatsanwaltschaft 2014 gegen Verantwortliche der GENO eG strafrechtliche Ermittlungen führte, diese aber einstellte. Meier fühlte sich zudem von ehemaligen Führungskräften verunglimpft, “die ihre eigene Erfolgslosigkeit bei der Beratung der Produkte der GENO in Kritik umgemünzt haben, die mitunter jeglicher objektiver Grundlage entbehrt”, wie er im Geschäftsbericht 2015 festhielt.
Die Sache eskalierte so weit, dass Meier im Jahr 2015 in der Unternehmenszentrale sogar Überwachungskameras installieren ließ, “da aufgrund einer Internet-Kampagne und eines Einbruchs der Verdacht auf Datendiebstahl aufkam”.
“Seit Frühjahr 2015 ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen Verantwortliche eines Ludwigsburger Wohnungsbaufunternehmens, die Ermittlungen sind so umfangreich, dass sie noch mindestens 6 Monate andauern”, sagte am 4. Februar 2016 der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, Staatsanwalt Jan Holzner, dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net.
Gemeint war die Geno Wohnbaugenossenschaft eG mit Jens Meier als Vorstandsvorsitzenden – vormals Genotec. Motto: “Mietkauf – ohne Schulden zur eigenen Immobilie.” Den genauen Tatvorwurf konnte der Sprecher nicht benennen, da noch nicht feststehe, ob das Verfahren in Richtung Insolvenzverschleppung oder Betrug gehen werde.
Die neue Finanzspritze für die Genotec Vertriebs AG machte Meier den Genossen am 30. Juni 2016 als “Sowieso-Ausgaben” schmackhaft, die die Genossenschaft einerseits entlasten und andererseits Kreditzinsen in die Genossenschaftskasse spülen würde. Meier ließ in der Einladung zur Mitgliederversammlung die Genossen wissen: