Wirecard-Betrugsprozess: Ehemaliger Chefbuchhalter Stephan von Erffa räumt Fehler ein und erhebt Vorwürfe gegen die Staatsanwaltschaft

Im fortlaufenden Betrugsprozess um Wirecard hat Stephan von Erffa, der frühere Chefbuchhalter des Finanzkonzerns, eigene Versäumnisse eingeräumt und gleichzeitig der Staatsanwaltschaft schwere Vorwürfe gemacht. „Ich sehe selbst, dass ich leider auch Fehler gemacht habe, die ich bereue“, sagte der 49-Jährige am Mittwoch, dem 17. Juli, zu Beginn seiner Aussage vor dem Landgericht München. Dafür entschuldigte er sich. Seit Prozessbeginn vor mehr als anderthalb Jahren hatte von Erffa geschwiegen.

„Grund war mein Gefühl, dass man mir nicht zuhört“, erklärte Erffa. Er habe den Eindruck gehabt, dass entlastende Beweise von der Staatsanwaltschaft nicht gewünscht waren. Als Beispiel führte er an, dass ihm Schäden an einem iPad hartnäckig als Verdunkelungsversuch angelastet worden seien, obwohl das Gerät lediglich heruntergefallen sei. Wegen dieses Vorwurfes saß von Erffa vorübergehend in Untersuchungshaft.

Von Erffa kündigte an, nun ausführlich auszusagen. Das Gericht hat allein für seinen ersten Vortrag zwei Tage eingeplant. Seine Anwälte betonten, dass diese Aussagen als Beitrag zur Aufklärung zu verstehen seien, jedoch nicht als Geständnis.

Zu Beginn des Prozesses im Dezember 2022 hatte von Erffa lediglich seine Personalien bestätigt und danach seinen Mitangeklagten die Bühne überlassen. Diese beschuldigen sich gegenseitig: Während Oliver Bellenhaus als geständiger Kronzeuge von gemeinsamen Fälschungen im großen Stil spricht, weist Markus Braun die Vorwürfe zurück. Er betont, das Drittpartner-Geschäft habe existiert, und beschuldigt Bellenhaus sowie das untergetauchte Vorstandsmitglied Jan Marsalek, die fehlenden Milliarden veruntreut zu haben.

Der Betrugsprozess um Wirecard, der seit über anderthalb Jahren andauert, bleibt weiterhin komplex und umstritten, während die verschiedenen Parteien ihre Schuldzuweisungen fortsetzen.