Aufatmen beim niedersächsichsen Windparkentwickler WestWind? Das vergangene Jahr war für das Unternehmen nämlich eine Durststrecke.
“Für das Jahr 2019 erwarten wir die Fertigstellung von 4 Windenergieanlagen und somit auch wieder ein positives Ergebnis”, prognostizierte Diplom-Vermessungsingenieur Gerard Meindertsma (60) im Dezember 2018 in seinem letzten Geschäftsbericht für seine WestWind Projektierungs GmbH & Co. KG aus Kirchdorf (Brinkstraße 25).
Der geschäftsführende Mehrheitsgesellschafter (62,01 Prozent) Meindertsma rechnet für die Bilanz 2018 mit einem Verlust von rund 1 Million Euro, weil 2018 keine Windkraftanlagen (Windräder) fertiggestellt wurden.
Das auf und ab mag mit der Schwierigkeit zu tun haben, passende Grundstücke für Windräder zu finden. Aber insbesondere Mehrheits-Boss Meindertsma fiel in der Vergangenheit durch ein schmutziges Geschäftsgebaren zulasten eines langjährigen Auftraggebers auf, durfte sich aber von einer Anklage freikaufen, wie wir noch sehen werden.
Zum ganz normalen Geschäftsalltag gehört zunächst folgende Ausgangssituation:
Jede Anlage verschlingt zwar als Investition laut Meindertsma sechs Millionen Euro an Baukosten und Investitionen in die Infrastruktur.
“Aber in der Projektierung liegt nun mal der Gewinn. Die Höhe der Wertschöpfung beträgt in der Regel zwischen 20 bis 50 Prozent der Baukosten. In Einzelfällen (also bei Top-Standorten) auch mehr”, erläuterte Diplom-Wirtschaftsingenieur Michael Alois Behlau (54) aus Salzkotten in NRW gegenüber GoMoPa das Geschäftsprinzip.
Der Wert des fertigen Bauwerks, also die Windkraftanlagen beziehungsweise die Windparks, sind von dem zu
erwartenden Ertrag abhängig.
Der Wert liegt laut Ingenieur Behlau derzeit bei etwa 80 Cent je prognostizierter Windkraftanlage. Bei einem Energieertrag von 10 Millionen Kilowattstunde wäre eine Windkraftanlage 8 Millionen Euro wert.
Bei Baukosten von 6 Millionen Euro dürfen sich also der Projektierer und der Generalunternehmer je Windkraftanlage mindestens 2 Millionen Euro teilen.
Soweit das übliche Geschäft. Dabei blieb es aber nicht immer.
Beim 20jährigen Jubiläum der WestWind-Gruppe im Dezember 2018 lobte Ortsbürgermeister Holger Könemann WestWind als einen “Vorzeigebetrieb für Kirchdorf” und dankte dem Unternehmen, das sich im Bereich Sport als großzügiger Sponsor zeige. Landrat Cord Bockhop feuerte Gerard Meindertsma und den Mitgesellschafter und Multi-Windpark-Geschäftsführer Vermessungsingenieur Jörg Osterholz (57) aus Staffhorst in Niedersachsen mit Blick auf die Steuereinnahmen mit einem “weiter so” an.
In ihrer aktuellen Image-Broschüre versprechen Meindertsma und Osterholz nun:
In Zukunft nur noch sauberen und bezahlbaren Strom erzeugen – das ist unser persönliches Ziel.
Doch Projektleiter Gerard Meindertsma soll bei seinem früheren Kunden, dem Landvolk Kreisverband der Grafschaft Diepholz, der 20 Windparks gebaut hat, sein Schärflein dazu beigetragen haben, dass diesem Bauernverband am Ende ein Gesamtschaden von insgesamt zehn Millionen Euro entstanden sein soll, wie die taz im Jahr 2014 schrieb.
Insider Behlau schildert gegenüber GoMoPa:
Der Geschäftsführer des Landvolks hat die Grundstücke
des Landvolks an den Projektentwickler WESTWIND
vermietet.Dieser hat dem Geschäftsführer an eine von ihm gegründete Gesellschaft Zahlungen geleistet.
Dann erwarb der Geschäftsführer des Landvolks von
der WESTWIND die betriebsfertigen Windkraftanlagen
zu einem überhöhten Preis – und hat sich dann nochmals
“ein finanzielles Dankeschön” auszahlen lassen.Der Ruf des Landvolks wurde darüber hinaus beschädigt.