Nicht nur Videospieleanbieter GameStop, sondern auch Deutschlands größter Flagship-Store-Betreiber, die Unibail-Rodamco-Westfield (URW) Germany GmbH aus Düsseldorf (23 Center, darunter die eigenen Gropius Passagen in Berlin Neukölln, den eigenen Ruhrpark Bochum oder das gemanagte Nordwestzentrum Frankfurt am Main), wurde mit ihrem französischem Mutterkonzern URW SE in Paris zum Spielball von Leerverkäufern an der Börse.
Die URW-Aktie ist zum Ende Januar 2021 auf Sicht von drei Monaten völlig überraschend fast 100 Prozent ins Plus geschossen. Scheinbar ohne ersichtlichen Grund.
Es gab keine neuen Unternehmensmeldungen. Es gab auch keine neuen Entwicklungen in der Immobilienbranche. Börsenexperten zufolge ist der URW-Kurs vor allem deshalb so stark gestiegen, weil Leerverkäufer (Shortseller) sich in großem Umfang mit URW-Aktien eindecken mussten.
Wenn nämlich zu viele Leerverkäufer auf fallende Kurse wetten, kann der Schuss für die Wetten auch nach hinten los gehen.
Leerverkäufer leihen sich Aktien von schwächelnden Unternehmen, verkaufen sie sofort an der Börse unter der Bedingung, sie zurückzukaufen, wenn die Leihfrist vorüber ist und sie die Aktien zurückgeben müssen. Sie hoffen, dass der Aktienkurs fällt und sie dann viel weniger für die Aktien bezahlen müssen, als sie dafür erhalten haben.
Doch wenn stattdessen der Aktienkurs steigt, weil sich zum Beispiel viel zu viele Leerkäufer diese Aktien geliehen haben und dadurch allein wegen der Verknappung der Kurs in die Höhe prescht, machen alle Leerverkäufer Verluste.
Weil die URW-Aktie sich in den letzten Jahren schlecht entwickelt hat (zum November 2020 innerhalb eines Jahres um 65 Prozent gefallen), deckten sich Leerverkäufer mit größeren Positionen ein, erlitten damit aber schon im November 2020 einen ersten Schiffbruch.
Denn eigentlich wollte die Pariser URW SE für 3,5 Milliarden Euro neue Aktien ausgeben, um ihre Liquidität in der Corona-Krise zu stärken. Doch daraus wurde nichts.
Nur rund 62 Prozent der Aktionäre stimmten auf der Generalversammlung des Immobilienkonzerns am 10. November 2020 für die Kapitalerhöhung. Zur Annahme des Antrags wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig gewesen. Mehrere Großaktionäre hatten vor der Generalversammlung dazu aufgerufen, gegen die Kapitalerhöhung zu stimmen, da diese für die finanzielle Sicherheit des Konzerns nicht notwendig sei.
Nachdem die vom Management geplante Erhöhung des Eigenkapitals durch Ausgabe neuer Aktien im November 2020 gescheitert war, traten mehrere Führungskräfte in der Pariser Konzernzentrale zurück, darunter auch der damalige CEO Christophe Cuvillier.