Es war der Tag, an dem Cengiz Ehliz (48) in seiner Geburtsstadt Bad Tölz in Bayern aus einem Hubschrauber auf die Bühne der weeArena sprang.
An jenem 11. November 2017 konnten die Tausenden aus aller Welt angereisten Mitglieder der von Ehliz gegründeten Münchener Geld-Zurück-Einkaufsgemeinschaft wee.com (Walter-Gropius-Straße 15), die für die Mitgliedschaft 1.000 Euro zahlen mussten, auch einem zweiten sehr bekannten Vertriebs-Gesicht zujubeln.
Der offiziell nach London verzogene Robert Mundt (54) vom 2013 pleite gegangenen Berliner Billigstrom- und gasanbieter Flexstrom AG ist wieder zurück auf der Vertriebsbühne.
Das Handelsblatt schrieb dazu am 13. September 2018:
Wollte Mundt mit Flexstrom schon den ganzen Strommarkt aufmischen, so ist er danach ein noch größeres Projekt angegangen: die Revolution des Einkaufens, europaweit.
WeeConomy AG heißt das Vorhaben.
(Anmerkung der Redaktion: Cengiz Ehliz hat 2014 in der Burgstraße 8 in Kreuzlingen in der Schweiz die WeeConomy AG gegründet. Sie soll laut Impressum die 2013 in der Walter-Gropius-Straße 15 in München gegründete weeCom GmbH als Betreiberin der Internet-Plattform wee.com unterstützen. Mehrheits-Gesellschafter Cengiz Ehliz ist seit dem 27. September 2018 auch Geschäftsführer der weeCom GmbH.)
Angepriesen wird ein Cash-Back-System, bei dem Kunden statt Bonuspunkten tatsächlich Geld erhalten.
Initiator ist Cengiz Ehliz, der 2003 schon zu den Vätern von Flexstrom gehörte.
Mundt hat kein Amt bei WeeConomy, spielt sich aber trotzdem in den Vordergrund.
So stand er im November 2017 vor 2.800 Gästen in Bad Tölz auf derselben Bühne wie der Hauptredner des Abends: Edmund Stoiber.
Ob der Ehrenvorsitzende der CSU wusste, worauf er sich einließ?
Die Staatsanwaltschaft Berlin hat gegen Robert Mundt im August 2018 Anklage wegen Untreue erhoben.
Wie eine Sprecherin der Berliner Strafgerichte am 27. August 2018 der Nachrichtenagentur dpa sagte, geht es um Zahlungen an den damaligen Vorstandschef Mundt aus dem Dezember 2012. Das war wenige Monate vor dem Insolvenzantrag, der am 12. April 2013 beim Amtsgericht Charlottenburg eingereicht worden war.
Das Insolvenzverfahren wurde am 1. Juli 2013 eröffnet. Als Insolvenzverwalter wurde Dr. Christoph Schulte-Kaubrügger, Partner der White & Case Insolvenz GbR aus dem John-F-Kennedy-Haus in der Rahel Hirsch Straße 10 in Berlin Moabit. Aktenzeichen: 36f IN 1569/13.
Mundts Anwalt Carsten Wegner nannte den Vorwurf der Untreue haltlos. Die Gehaltsbestandteile seien verdient gewesen, die Zahlungen nicht zu beanstanden, betonte Wegner am 27. August 2018.
Flexstrom-Slogan: “Verboten günstig”
Der Berliner Stromanbieter hatte Kunden mit Stromtarifen gelockt, die die Kosten häufig erst im zweiten oder dritten Jahr nach Vertragsschluss deckten. Ein Großteil der Kunden kündigte aber schon nach einem Jahr.
Von der Pleite sind rund 835 000 frühere Kunden betroffen, gemessen daran gilt es als das bis dahin größte Insolvenzverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik. Bis 2014 haben 600.000 Kunden aus ganz Deutschland Forderungen von insgesamt 511 Millionen Euro angemeldet.
Das Verfahren zieht sich unter anderem wegen Ermittlungen und Gerichtsterminen hin. Ob und wann Kunden mit Zahlungen rechnen können, steht noch nicht fest.
Gegenüber dem Robert Mundt wurde der Insolvenzverwalter zum Jäger: