Schon beim Verkauf der Bahnhofspassagen Potsdam letztes Jahr an den Londoner Finanzmanager Revcap (Real Estate Venture Capital) unterhalb der 15fachen Jahresmiete (die Jahresmiete lag 2019 bei 11,7 Millionen Euro) erzürnte der Münchener WealthCap-Geschäftsführer Dr. Rainer Krütten (59) seinen Kommanditisten asuco, einen Zweitfondsanbieter aus Frankfurt, der 6 Prozent an dem betreffenden H.F.S Immobilienfonds Deutschland 10 GmbH & Co. KG hält, ziemlich schwer, wie GoMoPa berichtete.
Der Deal zum Dumpingpreis (der erwartete Verkaufspreis von WealthCap sank von 2017 in Höhe von 205 Millionen Euro dann im Jahr 2019 plötzlich auf nur noch 168,7 Millionen Euro, obwohl das Center zu 98 Prozent vermietet war) ging trotzdem Ende 2020 über die Bühne und WealthCap konnte eine millionenschwere Verkaufsprovision einsacken.
Damals beim H.F.S 10 hatte Dr. Krütten noch den Anlegerbeirat auf seiner Seite.
Doch jetzt beim H.F.S. Immobilienfonds Deutschland 12 GmbH & Co. KG und dem anstehenden Verkauf des Blautal-Centers im baden-württembergischen Ulm bläst dem WelthCap-Fondsmanager nun harscher Widerstand vom einflussreichen Anlegerbeirat entgegen.
WealthCap wollte das Blautal-Center schon im Jahr 2015 verkaufen. Ein Investor war damals bereit, 118 Millionen Euro zu bezahlen, habe aber leider keine Finanzierung erhalten.
Die H.F.S-12-Kommanditisten sollen nun bis Ende September 2021 einem neuen Verkaufs-Deal für lediglich rund 37,9 Millionen Euro zustimmen.
Das ist wohl der Abrißpreis. Der avisierte Käufer möchte das Verkaufs-Center nämlich in großen Teilen abreißen, um auf dem Areal Büros, Wohnungen und Handel entstehen zu lassen.
Der dreiköpfige Anlegerbeirat moniert:
Uns wird der Verkauf des Blautal-Centers in Ulm zu einem Preis nahe dem aktuellen Grundstückspreis vorgeschlagen, der Käufer erhält ebenfalls den Anspruch auf noch ausstehende Corona-Mietrückstände,
so dass sein Einstand bei zirka 35 Millionen Euro liegen wird.Für diesen Preis erhält er ein Center mit rund 43.500 qm vermietbarer
Fläche, welches aktuell zirka 4 Millionen Euro Nettokaltmiete erwirtschaftet.Selbst bei von WealthCap prognostizierten Mieteinnahmen von
zukünftig zirka 2,6 Millionen Euro pro Jahr würde der Käufer eine laufende Verzinsung von über 7 % auf sein eingesetztes Kapital erzielen und könnte in aller Ruhe eine Revitalisierung des Centers oder auch eine Umnutzung planen.
Das Blautal-Center Ulm ist mit über 90 Geschäften und Gastronomiebetrieben mit einer Fläche von 44.000 Quadratmetern, davon 37.500 Quadratmetern Verkaufsfläche das größte Einkaufscenter in Baden-Württemberg. Die insgesamt 500 Meter langen, voll überdachten Ladenstraßen des Shoppingcenters sind Magnet für 350.000 Menschen in Ulm und Umgebung. Das Center ist Arbeitgeber für zirka 670 Menschen.
Doch WealthCap argumentiert wie schon bei dem langatmigen Verkauf der Bahnhofspassagen Potsdam, dass der Online-Handel den stationären Handel kaputt machen würde.
Das Fondsmanagement teilte den Kommanditisten mit:
Seit vielen Jahren weist das ‘Blautal-Center’ eine Leerstandsquote von über 20 % auf. Die Gründe hierfür liegen in der Sortimentsbeschränkung der Stadt Ulm, der gestiegenen Konkurrenzsituation vor Ort und der Verdrängung des stationären Einzelhandels durch den Onlinehandel.
Letztgenannter Grund war am Investmentmarkt für Shopping-Center der Auslöser eines bereits mehrjährigen Trends fallender Kaufpreise und eines abnehmenden Transaktionsvolumens.
Und die Überwindung von Corona könne daran nichts ändern: