Die Verwendung von Münzen und Scheinen ist nicht nur unhygienisch, sondern auch umständlich und teuer. Doch auch das sich abzeichnende Ende des Bargelds und der Umstieg auf elektronische Zahlungsmittel bringt Probleme mit sich. Es drohen die Einführung von Negativzinsen auf Bankguthaben und ein erheblicher Verlust an Privatsphäre.
Noch vor zwanzig Jahren wurde im Einzelhandel zu 80 Prozent in bar gezahlt. Doch seitdem ist der Anteil der Barzahlungen Jahr für Jahr immer weiter zurückgegangen. Der Handelsverband Deutschland (HDE) erwartet, dass es voraussichtlich ab 2016 mehr elektronische Zahlungen im Einzelhandel geben wird, als Barzahlungen.
Denn ein Portemonnaie mit Scheinen und Münzen braucht nicht nur mehr Platz und ist schwerer, als eine Geldkarte oder das Handy. Sondern das Bargeld muss auch meist manuell gezählt werden. Für die Einzelhändler und letztlich auch für die Kunden bedeutet dies Zeit und Kosten.
Griechenland hat mit Wirkung vom Januar 2011 als erstes EU-Land jeglichen Bargeldverkehr von mehr als 1.500 Euro untersagt. Es folgte Italien, wo Bargeldzahlungen ab 1.000 Euro seit Dezember 2011 verboten sind. Höhere Beträge kann man nur noch mit Kreditkarte, EC-Karte oder per Überweisung bezahlen. Diese Regelung gilt auch für Touristen. In Spanien liegt die Obergrenze für Bargeldzahlungen bei 2.500 Euro und in Frankreich bei 1.000 Euro.
Auch in Deutschland gibt es bereits eine Art Bargeldverbot beim Kauf von Edelmetallen. Wer Gold und Silber für 15.000 Euro oder mehr kaufen will, der muss seine Identität preisgeben. Anonyme Bargeldgeschäfte, sogenannte Tafelgeschäfte, sind nur bei geringeren Summen zulässig, was das Finanzamt mithilfe von verdeckten Beamten auch regelmäßig kontrolliert.
Entwicklung des Bargelds in der Eurozone
Der Gesamtwert aller Eurobanknoten liegt nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) aktuell bei circa einer Billion Euro. Die Münzen spielen im Vergleich kaum eine Rolle. Ihr Gesamtwert beträgt nur rund 25 Milliarden Euro. Pro Einwohner der Eurozone gibt es also statistisch betrachtet Bargeld im Umfang von rund 3.000 Euro.
Die mit Abstand größte Rolle beim Bargeld spielt der 50-Euro-Schein, von dem rund 360 Milliarden Euro im Umlauf sind. Das entspricht mehr als einem Drittel allen Euro-Bargelds. Es folgt der 500-Euro-Schein, deren Gesamtumlauf rund 300 Milliarden Euro beträgt.
Wenn man die Bargeld-Statistik der EZB betrachtet, sieht man, dass jedes Jahr im Dezember die Menge an Geldscheinen (nicht jedoch Münzen) deutlich ansteigt und im Januar wieder deutlich abfällt. Dies ist offenbar auf die Tradition des Weihnachtsfests zurückzuführen.
Zudem kann man beobachten, dass die Bargeldmenge Jahr für Jahr zunimmt. Noch im November 2004 lag der Gesamtwert aller Euro-Banknoten bei rund 476 Milliarden Euro. Im November 2014 (neueste verfügbare Daten) lag der Wert bei rund 981 Milliarden Euro.
Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Menge an Eurobanknoten also etwas mehr als verdoppelt. Der durchschnittliche jährliche Anstieg liegt bei rund 7,5 Prozent. Dies erklärt sich unter anderem aus der Aufnahme neuer Mitgliedstaaten in die Eurozone, welche nun ebenfalls die Eurowährung nutzen.
In den letzten zehn Jahren sind Slowenien (2007), Malta und Zypern (2008), die Slowakei (2009), Estland (2011), Lettland (2014) der Eurozone beigetreten. Seit dem 1. Januar 2015 ist nun auch Litauen als das 19. Land in die Eurozone aufgenommen worden.
Die Geldmenge M1, welche neben dem Bargeld auch die Sichteinlagen und das Zentralbankgeld umfasst, ist im Verlauf der letzten zehn Jahre von 2,9 Billion Euro auf 5,8 Billion Euro angewachsen. Auch dies ist eine Verdopplung. Die Rolle des Bargelds innerhalb der Geldmenge M1 hat sich in diesem Zeitraum also kaum verändert.
Bei einem anderen Detail zeigt sich hingegen eine auffällige Veränderung in der EZB-Statistik: Bis vor drei Jahren lag der Gesamtwert aller 500-Euro-Scheine noch höher als der Gesamtwert der 50-Euro-Scheine. Doch während seitdem die Menge der 50-Euro-Schein stetig zugenommen hat, ist die Menge der im Umlauf befindlichen 500-Euro-Scheine stagniert.