Als die im Jahr 2012 gegründete Projektgesellschaft Wohnen in Prora Vermögens-Verwaltung GmbH & Co. KG (WiP) am 1. August diesen Jahres kurz vor Fertigstellung der bereits verkauften 280 Luxuswohnungen (Hotelapartments) im ehemaligen Nazi-Block 1 auf der Ostseeinsel Rügen völlig überraschend Insolvenz anmeldete, gab der geschäftsführende Gesellschafter der Projektgesellschaft und des dahinter stehenden Berliner Bauträgers
IRISGERD, Gerd Grochowiak (55) aus Baruth bei Berlin, in seiner Stellungnahme am 10. August 2018 den verdatterten Käufern den Rat:
Die Käufer könnten ja als Wohneigentümergemeinschaft mit dem Geld aus der erst bei Übergabe fälligen letzten Rate (3,5 Prozent des Kaufpreises nach vollständiger Fertigstellung) selbst in Eigenregie die noch offenen Arbeiten im Außenbereich oder im Gemeinschaftsbereich für rund 1 Million Euro zuende führen.
Damit ging Grochowiak zum nächsten Tagesgeschäft über: Wieder in großem Stil luxussanierte Eigentums-Wohnungen verkaufen. Dieses Mal in der Neubauanlage Am Pätzer See in Bestensee bei Berlin, in attraktiver Lage in der Nähe des Berliner Golf- & Country Clubs Motzener See e.V. und des Bade- und Wellnessparadieses Tropical Islands.
Grochowiak hinterließ den “Wohnen in Prora”-Käufern nicht nur einen unvollendeten Bau und führte damit sein Verkaufsversprechen einer “garantierten Sonder-AfA”, also einer steuerlichen Abschreibung, ad absurdum.
Grochowiak hatte auch einen 25 Millionen Euro Sanierungs-Kredit nicht bedient und für diesen Kredit den Grund und Boden im Grundbuch des Blocks 1 an den Gläubiger Wilmington Trust SP Services (Frankfurt) GmbH aus Frankfurt am Main verpfändet, wie der Finanznachrichtendienst GoMoPa.net aufdeckte.
Die Gläubigerin kann nun jederzeit aus ihrem Pfandrecht vollstrecken. Wird nicht gezahlt, werden die Wohnungen zwangsversteigert, egal wer sie gerade gekauft hatte.
Hätten die Käufer die drohende Gefahr erkennen können?
Ein Kapitalanleger meint ja. Es gab deutliche Warnsignale
In einem Gedächtnisprotokoll schildert der Kaufinteressent gegenüber GoMoPa.net, warum er nicht bei IRISGERD gekauft hat.
Der Interessent wollte einige wichtige Fragen vor dem Kauf eines Hotelapartments in Prora von der Firma IRISGERD klar beantwortet haben, bevor so ein wichtiger Kauf getätigt wird. Auch die finanzierende Bank wollte folgende Punkte geklärt haben:
1. Thema Vermietung der Hotelapartments durch den Hotelbetreiber
» Die Vermietung der Hotelapartments ist nicht geklärt, da es noch keinen Betreiber gab.
» Es wurden Gespräche avisiert und versprochen, dass es potentielle Betreiber gibt, doch noch keiner hatte zugesagt.
» Der Kaufinteressent war im Grand Hotel Binz zu Gast, denn ein potentieller Betreiber sollte Dr. Hutter sein, der das Grand Hotel Binz führt. Der Interessent stellte fest, dass im Grand Hotel Binz nur hohe Preise sind und ansonsten alles veraltet ist und eine schlechte Qualität hat, also keinesfalls einem 5-Sterne-Hotel entspricht.
Da bieten 4-Sterne-Hotels wesentlich besseres zu günstigeren Preisen.
Somit war das Fazit für den Interessenten, dass dieser Betreiber ungeeignet ist für die Hotelführung in Prora (nur Geld verdienen für wenig Leistung und möglichst nicht investieren). Das kann also nicht gut gehen.
Gerd Grochowiak und IRISGERD-Vertriebsleiter Rico Gierke (51, WellStar-Ambassador beim umstrittenen Berliner Kosmetik-Verkaufspryramiden-Strukturvertrieb WellStar aus Kreuzberg) aus Hohen Neuendorf bei Berlin sagten, es soll einen Mietpool geben, so dass alle Hotelapartment-Investoren gleiche Mieteinnahmen bekommen, um somit eine gewisse Sicherheit zu haben.
Das war aber nicht gewährleistet aufgrund des fehlenden Betreibers.
» Es gab gar keinen Betreibervertrag zum Zeitpunkt der Beratung, welcher jedoch eine wichtige Grundlage bei der Finanzierung gespielt hat.
» IRISGERD sollte bei dem Betreiber beziehungsweise Facilitymanagement auch zukünftig involviert bleiben und dafür das ganze Facility auch schlüsselfertig bauen, wurde auf den Veranstaltungen von Rico Gierke erzählt.
» Dann hiess es von Gerd Grochowiak und Rico Gierke wiederum, der Betreiber soll diese Einrichtungen wie Wellnessbereich, Schwimmhalle und anderes selber fertig bauen.
Dafür müsste der Betreiber jedoch zusätzlich finanzieren und vielleicht 10 Millionen Euro oder mehr selbst investieren.
Doch welcher Betreiber macht das, wenn der Betreibervertrag nur auf 5 Jahre läuft, wie von IRISGERD vorgegeben wurde? Ausserdem hätte dies eine zusätzliche Bauverzögerung gegeben, weil der Betreiber diese hohe Finanzierungssumme erst aufbringen muss.
» Von Rico Gierke wurde auch erzählt, dass man nach 10 Jahren das Hotelapartment auch wieder in eine Wohnung umwandeln kann.
Welcher Betreiber lässt sich auf sowas ein, wenn er investiert – dann steht er nach 10 Jahren ohne Apartments da? Dazu kommt, dass der Betreibervertrag nur über 5 Jahre abgeschlossen werden sollte, damit man den Betreiber jederzeit wieder loswerden kann, falls er nicht richtig wirtschaftet.
» Kann der zukünftige Betreiber überhaupt die Mietgarantien bezahlen?
Fazit zu Punkt 1: