Die Volksbank und Raiffeisenbank Bad Salzungen Schmalkalden eG sieht sich selbst als Tiger von Thüringen. Sie investiert gern auf eigene Rechnung in Mietshäuser und vergibt gern Kredite an Fußballvereine. Mit Erfolg. Die Bank hat in den vergangenen drei Jahren stets mehr verdient.
Doch die Bankenaufsicht BaFin will den Vorstandsvorsitzenden Stefan Siebert (56) aus Schmalkalden feuern, wie im Protokoll der jüngsten Generalversammlung der Bank vom 17. Oktober 2020 in Erfurt nachzulesen ist.
Das Landeskriminalamt Thüringen und die Staatsanwaltschaft Mühlhausen durchsuchten am 14. August 2018 mehrere VR-Bank-Betriebsstätten, darunter auch die in Schmalkalden in der Judengasse 9, von der aus der Vorstandsvorsitzende die Geschäfte führt, wie GoMoPa berichtete.
Wie Dirk Germerodt von der Staatsanwaltschaft Mühlhausen MDR THÜRINGEN sagte, bestehe der Verdacht der Untreue.
Hintergrund sind laut Germerodt mögliche Unregelmäßigkeiten bei Immobiliengeschäften in Erfurt.
Zunächst ging es nur darum: Von 27 gekauften Immobilien ist eine in der Buchhaltung gänzlich verschwunden.
Doch inzwischen geht es wohl auch noch um persönliche Vorteilsnahme des Chefs bei einem Immobilien-Deal in Erfurt sowie um Zuschanzungen an den neuen VR-Bankmitarbeiter Ex-Fußballstar Stefan Effenberg (52, mit FC Bayern München drei Mal Deutscher Meister, Gewinner der Champions League und des Weltpokals 2001, aber auch mit 114 Gelben Karten Rekordhalter in Deutschland) und die Bekleidungs-Designer-Firma seiner Ehefrau Claudia Effenberg (55).
Dank zwei Whistleblowern aus der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden kam heraus:
Siebert habe 2014 in Erfurt privat eine Immobilie für 1 Millionen Euro gekauft, die zuvor der VR-Bank zum Preis von 1,5 Millionen Euro angeboten worden war. Ein damaliger Vorstandskollege hatte nach Bankangaben zuvor das Objekt in der Innenstadt Erfurts vom Kauf ausgeschlossen, weil es zu teuer gewesen sei.
Der Verkäufer wollte aber seine 22 Immobilien, zu der auch die zunächst abgelehnte Immobilie gehörte, nur im Gesamtpaket verkaufen.
Um den Deal zu retten, sei Siebert privat eingesprungen.
Doch nun das vorgeworfene Anrüchige:
Die halbe Million, die Siebert beim Privatkauf einsparte, sollen auf den Preis bei den anderen 21 Immobilien, die die VR-Bank kaufte, draufgeschlagen worden sein.
Das Handelsblatt schrieb am 8. November 2020:
Die Strafverfolger haben den Verdacht, dass die Bank nach dem Preisnachlass für den Vorstandschef im Gegenzug mehr Geld für den Erwerb von 21 anderen Immobilien vom selben Verkäufer bezahlt habe.
Dadurch sei dem Institut ein Schaden von insgesamt 548.800 Euro entstanden. Insofern bestehe “ein Tatverdacht in Bezug auf den Vorwurf der Untreue”, heißt es im Protokoll.
Bank und Aufsichtsrat argumentieren dagegen, der anfängliche Preis für die Immobilie von 1,5 Millionen Euro sei nicht vereinbart, sondern nur vorbesprochen worden. Im Rahmen der Verhandlungen sei es dann auch bei anderen Objekten zu Bewertungsveränderungen gekommen. Gutachten zeigten, dass der Vorstandschef die Immobilie “zu einem zutreffenden, das heißt nicht zu niedrigen Kaufpreis” erworben habe.
Und dann ist da noch die Sache mit Stefan Effenberg: