Der Hongkong Chinese Dr. Phil Ming Xu, der nach eigenen Aussagen als Business Angel und Investor mehr als 400 Millionen Renminbi (52,36 Millionen Euro) schwer ist, hatte weltweit mit der World Capital Market Inc. (WCM777), eines der größten Multi-Level-Marketing-Schneeballsysteme aller Zeiten hochgezogen. Die Schäden belaufen sich auf fast 900 Millionen US-Dollar (802,7 Millionen Euro). Nach dem Zusammenbruch des Ponzi-Schemas suchten südamerikanische und europäische Führungskräfte nach einem neuen Betätigungsfeld und gründeten den WCM777-Nachfolger Vizinova.
Das Lieblingsbetätigungsfeld der Multi-Level-Marketing-Szene (MLM) ist Onlinemarketing. Als vermeintlich innovative Produkte werden Cloudservices, Messanger- und Chatdienste, Onlineshops oder Mobile Apps angeboten. Interesse am Verkauf der Produkte haben die Initiatoren allerdings nicht, vielmehr geht es darum neue Vertriebspartner zu finden.
Den oft gutgläubigen Vertriebspartner wird das Blaue vom Himmel versprochen: finanzielle Unabhängigkeit und hohe Einkommen nach wenigen Monaten, sowie die Möglichkeit aus eigener Kraft ein florierendes Unternehmen aufzubauen. Nur einen Haken haben diese unseriösen Angebote: vor der Ernte muss erst einmal investiert werden.
Nach der Erstinvestition geht es für die neuen MLM-Partner dann auch nicht darum möglichst viele Produkte zu verkaufen, sondern weitere Vertriebspartner zu werben, die dann der eigenen Struktur zugeordnet werden. Für jeden geworbenen Vertriebspartner erhält der Werber eine Provision und soll auch an Neuwerbungen innerhalb der eigenen Struktur beteiligt werden.
Ob Waren und Produkte, ein eigener Onlineshop oder Lizenzen, die Initiatoren von MLM-Systemen sind kreativ, wenn es darum geht den eigenen Vertriebspartnern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Für die Vertriebspartner hingegen stellt sich das Ganze häufig als schlechtes Geschäft heraus. Überfüllte Keller mit nutzlosen und überteuert erworbenen Waren, Schulden und ein verbranntes soziales Umfeld sind häufig die Folge eines Engagements in MLM-Systemen.
WCM777-Gründer Ming Xu versprach seinen Vertriebspartnern ein rasantes Wachstum.
Innerhalb von 100 Tagen sollte das eingesetzte Kapital zurückgezahlt werden, danach dürften sich die Vertriebspartner über hohe Renditen freuen – und zwar ein Leben lang.
Gegründet wurde WCM777 im Mai 2009 und expandierte innerhalb von einigen Jahren von Südamerika aus weltweit. Der große Sprung sollte mit Markteintritt in den USA im Juli 2013 erfolgen, ein Börsengang wurde angestrebt.
Doch das Gegenteil trat ein. Die US-Vertriebspartner schafften es noch innerhalb weniger Monate zweistellige Millionenbeträge einzusammeln, bevor das Poni-System den Bach runter ging.
Mehrere US-Bundesstaaten warnten offiziell vor WCM777, später wurde der Vertrieb untersagt. Im Auftrag der US-Börsenaufsicht SEC wurden im Frühjahr diesen Jahres 54 Bankkonten der WCM777-Gruppe eingefroren und 65 Millionen US-Dollar (52,2 Millionen Euro) beschlagnahmt, die gezielt bei Asiaten und Latinos eigesammelt worden waren. Der Gesamtschaden liegt nach Schätzungen der SEC bei rund 890 Millionen US-Dollar (714,1 Millionen Euro).
Nach dem Verbot der WCM777 gründeten Top-Vertriebler den Nachfolger des Schneeballsystems: Vizinova, mit dem Slogan “Human Innovation”.