Der Internetriese Unister und der Versicherungskonzern Hanse Merkur sollen laut Medienberichten in einen millionenschweren Interessenskonflikt verwickelt sein. Das Leipziger Unternehmen steht seit geraumer Zeit in den roten Zahlen und wurde scheinbar durch die Hanse Merkur mit einem Darlehen von rund 40 Millionen Euro gestützt. Unister betreibt unter anderem das Portal Geld.de, auf dem Kunden verschiedene Versicherungen miteinander vergleichen können. Auf diesem Vergleichsportal erhalten Hanse-Merkur-Policen durchweg Bestnoten. Zufall oder Gefälligkeit?
Unister wurde im Jahr 2002 von Thomas Wagner gegründet und war zunächst als Internetplattform für Studenten gedacht. Das Campus-Netzwerk scheiterte, doch Wagner stellte das Konzept kurzer Hand um und begann ab 2005 mit der Vermittlung von Versicherungen und Krediten auf Provisionsbasis. Das Unternehmen wächst schnell und nimmt in der Folge auch die Vermittlung von Urlaubsreise und Flügen ins Portfolio auf. Mittlerweile existiert die Unister-Holding GmbH als Dachgesellschaft eines weitreichenden Firmengeflechts, welches im Internet die folgenden Webseiten und Vergleichsportale betreibt:
Reiseportale: ab-in-den-urlaub.de, reisen.de, fluege.de, hotelreservierung.de, urlaubstours.de und kurz-mal-weg.de
Einkaufsportal: shopping.de
Finanzvergleichsportale: geld.de und kredit.de
Dating-Webseite: partnersuche.de
Nachrichtenportale: news.de und börsennews.de
Immobilienportal: myimmo.de
Automobilportal: auto.de
Anlässlich der millionenschweren Darlehen des Hamburger Versicherers Hanse Merkur unterzogen die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg und das Handelsblatt diverse Versicherungsangebote des Finanzportals Geld.de einem gemeinsamen Test. Dabei mussten sie feststellen, dass sie “bei zahllosen Tests ausnahmslos bei der Offerte eines einzigen Anbieters namens BD24 Berlin Direkt” landeten, wie das Handelsblatt berichtet. Bei BD24 Berlin Direkt handelt es sich um einen Online-Versicherer der Hanse Merkur.
Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg und das Handelsblatt kritisieren bei ihren Tests einen “Spezialtarif” von 4,99 Euro für eine Versicherung der Hanse Merkur-Tochter. Dieses Angebot der BD 24 Berlin Direkt bezeichnet die Tester “als gezieltes Lockangebot”, denn bei Verlängerung der Vertragslaufzeit würden im Folgejahr statt der jährlichen 4,99 Euro mit einem Mal monatlich 8,92 Euro fällig. Vergleichsportale wie die von Unister könnten deshalb schon bald die Regulierungsbehörden aus Brüssel auf den Plan rufen. In den Richtlinien des EU-Versicherungsaufsehers EIOPA heißt es, dass die Anbieter Bezeichnungen wie “Spezialtarife”, “Top-Angebote” oder “Aktionsangebot” künftig klar und deutlich begründen müssen.
Tiefrote Zahlen bei Unister
Das Handelsblatt geht bei der Verflechtung von Hanse Merkur und Unister nicht von einem Zufall, sondern von knallharten Wirtschaftsinteressen aus: “Rund 20 Millionen Euro soll der Hamburger Versicherungskonzern Unister Ende 2013 geliehen haben. In diesem Jahr sollen dann nochmals 20 Millionen hinzugekommen sein.” Zudem befinde sich der Leipziger Internetriese weiterhin tief in den roten Zahlen. Der bisher unveröffentlichte Konzernabschluss der Unister-Holding, auf den sich die Düsseldorfer Wirtschaftszeitung beruft, weist für das Jahr 2013 einen Fehlbetrag von 27 Millionen Euro aus.