Ist der SAP SE-Gründer Dietmar Hopp (81) aus Walldorf in der Kurpfalz wirklich der Ehrenmann, den Prominente in ihm sehen?
Schon als Sport-Mäzen hat sich Milliardär Dietmar Hopp (81) aus Baden bei echten Sportfans offenbar einen Bärendienst erwiesen, als er 2008 den Hoffenheimer Dorfklub TSG 1899 aus der Kreisliga in die Bundesliga pushte. Das schaffte er mit Geld: Als Gesellschafter (ihm gehören an der TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH aus Zuzenhausen nördlich von Hoffenheim 96 Prozent). Und mit tollen Beziehungen von seinem Büro im Golfclub St. Leon-Rot aus: Hopp schob eine Kooperation mit dem damaligen FC-Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann (56) und dem FC Bayern München an.
Für eingefleischte Fußballfans wurde Hopp zum Musterbeispiel für Kommerzialisierung. Und immer wieder zur Hassfigur. Der Vorwurf: Hopp habe sich mit Hoffenheim einen Platz in der Bundesliga gekauft.
Nachdem BVB-Fans Hopp im Dezember 2019 wiederholt geschmäht hatten, legte der DFB fest, dass Dortmund-Fans drei Jahre lang nicht zu Auswärtsspielen in Hoffenheim fahren dürfen.
Und nach Hass-Plakaten (“Hurensohn”) von Bayern-Fans gegen Hopp im Februar 2020 beim Spiel in Hoffenheim reichte FC-Bayern-München-Boss Karl-Heinz Rummenigge (65) nach dem Schlusspfiff Hopp demonstrativ auf dem Spielfeld die Hand und adelte Hopp in einer offiziellen Presseerklärung als “einen ganz feinen Ehrenmann”.
Die Stadt Sinsheim, die das Tabakdorf Hoffenheim 1972 eingemeindete und in der Hopp 1959 sein Abitur ablegte, führt Hopp als “Ehrenbürger“.
Doch im Konzern SAP SE aus der Dietmar-Hopp-Allee 16
in Walldorf kennen sie auch die andere Seite des Dietmar Hopp – die, die offenbar knallhart Interessen auf Kosten der anderen Aktionäre durchsetzt.
Der Mitgründer des heute weltweit größten Anbieters für Entwicklung und Vertrieb integrierter Softwarepakete Hopp besitzt nur etwa fünf Prozent von SAP, und auch den Aufsichtsratsposten hat Hopp bereits 2003 an Mitgründer Professor Hasso Plattner (77) aus Potsdam übergeben – doch offenbar gibt es bis in den SAP-Vorstand Manager, die sich für Hopps Interessen stark machen. Und wer stellt sich schon offen gegen einen Gründer, das wäre der eigenen Karriere alles andere als förderlich.
Hat Dietmar Hopp diese Machtstellung ausgenutzt, um Crossgate, die Firma seines jüngsten Sohnes Daniel Hopp (41) aus Walldorf, zum Nachteil der Aktionäre der SAP SE zu retten?
Insgesamt 11 Prozent an SAP SE gehören den Gründern, dem verstorbenen Heidelberger Physiker Klaus Tschira (1914-2015) , Professor Plattner und Dietmar Hopp. 3 Prozent gehören der SAP SE selbst. Und 86 Prozent sind Streubesitz.
Die Machtstellung von Hopp bei SAP stützen auch Recherchen und Dokumente, die vom ARD-Magazin “Fakt” und dem Magazin “SPIEGEL” ausgewertet wurden. Es geht dabei um die Übernahme des IT-Unternehmens Crossgate AG im Jahr 2011 durch SAP. Die Geschäfte von Crossgate liefen damals schlecht. SAP stellte sogar Überbrückungskredite.
Zu einem erheblichen Teil von 28 Prozent gehörte Crossgate damals der DAH Beteiligungs GmbH, der Gesellschaft von Daniel Hopp, dem jüngsten Sohn von Dietmar Hopp. Die Hopp-Familie fragte SAP an, ob man Crossgate kaufen wolle.
Doch es gab große Vorbehalte bei SAP.
Der für die Übernahme zuständige Manager fasste Crossgates Zustand so zusammen:
Die haben ein erbärmliches Geschäft und völlig unangemessene Bilanzierungsmethoden, um zu verschleiern, dass sie tonnenweise Geld verlieren. (…). Ihren Vorsteuergewinn haben sie drastisch zu hoch angesetzt.
Doch anstatt Crossgate mit eigenem Geld zu sanieren oder abzuwickeln, gelang es der Hopp-Familie, SAP doch noch zum Kauf der Firma zu bewegen. Für knapp 120 Millionen Euro.
Der Professor für Wirtschaftswissenschaften der Universität Würzburg und Sachverständiger für den deutschen Bundestag, Hansrudi Lenz, hat sich die Unterlagen zum Fall Crossgate angeschaut: