Die MBB Clean Energy AG wollte mit einer an der Deutschen Börse in Frankfurt notierten Mittelstandsanleihe 300 Millionen Euro einsammeln und bot Anlegern dafür eine Rendite von 6,25 Prozent. Mit dem Kapital wollte das bayerische Unternehmen Solar- und Windparks erwerben und profitabel betreiben. Doch das ambitionierte Ziel “einer der führenden Erzeuger ‘sauberer Energie’ Deutschlands zu werden” ist gescheitert. Die Zinszahlungen wurden eingestellt, die Anleihe vom Handel ausgesetzt und nun ermittelt sogar die Staatsanwaltschaft gegen Vorstand und Aufsichtsrat wegen Betrugsverdachts.
Schon bei der Platzierung der Anleihe verfehlte die MBB Clean Energy das ausgegeben Ziel von 300 Millionen deutlich: Bei der Erstemission sammelte man nur 22 Millionen Euro ein, schlussendlich wurden es noch 72 Millionen Euro. Eigentlich hatte die MBB Clean Energy AG Solar- und Windanlagen mit 1.500 Megawatt Gesamtleistung als Investitionsziel, die man im fertigen Netzbetrieb mit einem Return-Invest-Flow von mindestens 10 Prozent kaufen wollte. Doch bislang konnte Vorstandschef Eckhart Misera lediglich Kauverträge für drei Solaranlagen mit 11 Megawatt Gesamtleistung auf Sizilien in Italien vermelden.
Das war im Oktober 2013 und seitdem wissen die Anleihegläubiger nicht, wie es um den Fortschritt der unternehmerischen Aktivitäten bestellt ist. Im Februar 2014 war der Halbjahresfinanzbericht 2013/2014 fällig, doch das Management ließ ihn ausfallen. Zudem hat sich das Geschäftsumfeld für Solaranlagenbetreiber in Italien seitdem drastisch verschlechtert, wie auch die Fondsgesellschaft Leonidas schmerzlich feststellen musste. GoMoPa.net berichtete.
Dass die überhöhten Erwartungen so drastisch enttäuscht wurden, nährte bei einigen Anlegern wohl den Verdacht, dass sie gezielt hinters Licht geführt wurden. Nun geht auch die Staatsanwaltschaft München I diesem Verdacht nach und ermittelt gegen den Vorstandschef der MBB Clean Energy, Eckhart Misera, und gegen den Aufsichtsratschef Matija Podvorec. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte gegenüber dem Manager Magazin, dass die Ermittlungen im Zusammenhang mit der Emission der Mittelstandsanleihe stehen. Die Münchner Staatsanwaltschaft hatte das Verfahren bereits Mitte Mai von den Kollegen aus Ulm übernommen.