An einem staubigen Baustellen-Schild in den Vereinigten Arabischen Emiraten prangen die Großbuchstaben des Nürnberger Emissionshauses SHEDLIN Capital AG. Die Gitterstäbe am großen Schiebetor sind angerostet. Dahinter befindet sich eine verwaiste Baugrube mit einer Betonplatte im Wüstensand am Rande von Abu Dhabi.
Seit drei Jahren soll hier schon ein deutsches Luxus-Krankenhaus mit 240 Betten für Herz-, Nieren- und Gefäßerkrankungen in Betrieb sein. Der Prospekt dafür wurde im Jahr 2008 von der damals erst ein Jahr jungen SHEDLIN Capital AG erstellt. 3.500 Anleger zahlten etwa 35 Millionen Euro in den geschlossenen Fonds Middle East Health Care 1 GmbH & Co. KG ein, den Rest zum 96 Millionen-Projekt sollten Banken finanzieren.
Werteanalyst Philip Nerb mit Firmensitz in der Schweiz (Zug) sprach 2008 von “erfahrenen Entscheidungsträgern” mit einer “exzellenten Analyse des Zielmarkts”.
Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL aus Hamburg nannte es 2013 die “wohl teuerste Betonplatte der Emirate […] – made in Germany”
Der Bielefelder Rechtsanwalt Georg Schepper veröffentlichte Fotos, die vom März 2014 in Abu Dhabi stammen. Sie zeigen, dass das Shedlin Krankenhaus wohl eher eine Fata Morgana ist.
Die von Philip Nerb so hochgeschätzten Entscheidungsträger sind über alle Berge. Ihre Vorkenntnise in Sachen Krankenhausbau und Krankenhausbetrieb waren eher bescheiden.
DER SPIEGEL schrieb:
Das Initiatoren-Trio Kamaran Amin, Markus Eulig und Oliver Schorn hatte nur homöopathische Ahnung von Kliniken oder Projektmanagement.
Einer hatte vorher ein Fitnessstudio betrieben, ein anderer konnte als Halbiraker zumindest die Landessprache. Aber sie konnten sich gut verkaufen. Heute schieben sich Shedlin und die drei Visionäre die Verantwortung gegenseitig zu. Damals trommelten sie gemeinsam.
Zumindest hatten die Initiatoren gut verdient, allein im Jahr 2009 zwischen 530.000 und 1,15 Million Euro.