Für 5,8 Millionen Euro ließ Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschafts-Minister Dr. Till Backhaus (62, SPD, mit 23 Jahren im Amt Deutschlands dienstältester Minister) aus Schwerin im September 2021 noch einen zusätzlichen zweiten 100 Kilometer langen Schutzzaun parallel zum ersten aus dem Jahr 2020 bauen, damit auch ja kein Wildschwein aus Polen herüberkommen und die dort grassierende Afrikanische Schweinepest (ASP) nach Deutschland einschleppen kann.
Die Seuche ist für den Menschen zwar ungefährlich, für die Hausschweine aber tödlich. Und für die Bauern und Fleischer ein Fiasko. China, größter Abnehmer für Schweinefleischprodukte aus Deutschland, verweigert Schweinefleischimporte aus Ländern mit Afrikanischer Schweinepest. Daher sei der Dammbruch, also der erste ASP-Fall in MV, für Landwirte hier eine Katastrophe, erklärt Landwirtschaftsminister Dr. Backhaus.
Am 15. November 2021 ist es dann doch bei der Ferkelproduktion Jens Blöcker KG passiert.
In der Schweinemastanlage in Mamerow, einem Ortsteil von Lalendorf bei Güstrow, die von Landwirt Jens Blöcker (64) aus Passade in Schleswig-Holstein, persönlich haftender Gesellschafter der Ferkelproduktion Jens Blöcker KG in Semlow in Ribnitz-Damgarten in Vorpommern, betrieben wird, waren mehrere seiner dort gehaltenen 4.038 Hausschweine verendet. Die Diagnose des Friedrich-Loeffler-Instituts auf der Insel Riems bei Greifswald ergab: Afrikanische Schweinepest. Alle verbliebenen Tiere wurden daraufhin getötet und die Kadaver fachgerecht entsorgt und ein 10 Kilometer breiter Sperrkreis errichtet.
Es handelt sich um den ersten Fall bei der Ferkelproduktion Jens Blöcker KG in Mecklenburg-Vorpommern.
Merkwürdig allerdings: Kein weiterer der umliegenden 20 Mastbetriebe war betroffen.
Und es war nirgendwo in der Umgebung ein Wildschweinkadaver gefunden worden oder ein Wildschwein geschossen worden, bei dem die Seuche festgestellt wurde.
Aber wie ist dann die Schweinepest weit weg von der polnischen Grenze in ein gesundes Gebiet in der Mitte Mecklenburg-Vorpommerns gelangt?
Landwirtschaftsminister Dr. Backhaus hat Gutachter beauftragt. Im Ergebnis wirft der Minister nun dem Schweinezüchter aus Passade in Schleswig-Holstein vor:
Er habe das Virus selbst von einer Jagd aus Polen mitgebracht.
Noch im November 2021, zwei Wochen nach dem Seuchenausbruch, hatte Landwirt Jens Blöcker gegenüber der Nachrichtenagentur dpa angekündigt:
Wir wollen wieder Schweine dort halten.
Blöcker hoffte, sein Unternehmen werde durch die Tierseuchenkasse entschädigt.
Doch nun weicht Blöcker den Fragen von Journalisten aus. Er werde seinen Anwalt konsultieren, sagte er der Ostsee Zeitung vom 6. Januar 2022.
Als Reporter Frank Pubantz ihn mit der Aussage des Ministers konfrontiert, er solle zur Jagd in Polen gewesen sein, antwortete Jens Blöcker lediglich:
Es ist richtig, dass ich Jäger bin.
Und fügt hinzu: Er kenne aber die Regeln, die “jagdlichen Herausforderungen”, wenn man woanders unterwegs sei.