Auch in der Schweiz ist es Wirtschaftsprüfern verboten, Dienstleistungen anzubieten, die vom Geldwäschereigesetz erfasst sind.
Doch die Schweizer Geldwäsche-Abwehr hat eine Besonderheit, eine Schwachstelle. Im Gegensatz zu Deutschland und dem gesamten EU-Raum fallen in der Schweiz das Gründen und Betreuen von Firmen, wie es von Schweizer Anwaltskanzleien praktiziert wird, und auch das exotische Planen von Gesellschaften für reiche Privatkunden, wie es von Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern praktiziert wird, nicht unter die Geldwäscherei-Richtlinie.
Insbesondere das Beratungsgeschäft von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ist ein Nischengeschäft, das laut Schweizer Tagesanzeiger am Wachsen ist.
“Wer in unserer Branche die Spitzengruppe anführen will, muss den Status quo infrage stellen und integer handeln”, stellte Urs Honegger, CEO der PricewaterhouseCoopers Wirtschftsprüfungsgesellschaft PwC Schweiz klar, die mit der Steigerung ihres Nettoumsatzes um 4 % auf 733 Millionen Schweizer Franken (rund 625 Millionen Euro) im letzten Jahr ihre Marktführerposition mit 3.200 Mitarbeitern und Partnern an 14 Standorten in der Schweiz und einem im Fürstentum Liechtenstein weiter stärken konnte.
Doch wie sieht dieses Infragestellen des Status quo durch die PwC Schweiz aus? Und kann die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft dabei tatsächlich integer, also moralisch einwandfrei, bleiben?
Der Fall PwC Schweiz und die erst vor kurzem bekannt gewordenen Offshore-Konstrukt-Pläne von PwC aus den Jahren 2012 und 2013 für den serbischen Minister für Innovation und Technik, Nenad Popovic (51), der seit 2008 in Küsnacht am Zürichsee in der Schweiz eine heimliche Briefkastenadresse hat und dem PwC Schweiz seitdem die Steuererklärungen in der Schweiz macht, wovon weder die Öffentlichkeit in Serbien noch der Küsnachter Gemeindepräsident Markus Ernst (FDP) selbst eine Ahnung hatten, sorgen jedenfalls bei Geldwäschexperten für Irritationen.
Das serbische Recherchekollektiv “Krik.rs” berichtete anfang November letzten Jahres darüber, dass Popovic gleich mehrfach in den “Paradise Papers” entdeckt wurde.
Daniel Thelesklaf, der Leiter der liechtensteinischen Financial Intelligence Unit, sagte dem Schweizer Tagesanzeiger:
Wirtschaftsprüfer führen bei Banken Geldwäsche-Audits durch und treten so als verlängerter Arm der Finma auf.
Es lasse tief blicken, dass der Prüfer gleichzeitig solche Konstruktionen anbiete:
Das wäre eine befremdliche Doppelrolle – wie kann man gleichzeitig Aufpasser und Akteur sein?
PwC wehrt sich gegen die Vorwürfe.
Es gebe am Vorgehen nichts zu beanstanden. Das Unternehmen halte sich an geltendes Recht und unterstütze Behörden bei ihren Bestrebungen, Transparenz zu schaffen. Damit leiste PwC einen Beitrag zur Bekämpfung von Geldwäscherei und Korruption, schreibt ein Sprecher. Man erbringe auch keine Leistungen, die unter das Geldwäschereigesetz fallen:
PwC nimmt somit keine widersprüchliche Doppelrolle ein.
Wie sahen die Offshore-Pläne von PwC für den heutigen serbischen Minister aus? Und warum brauchte der Serbe, der heute als Minister ohne Portfolio, also ohne Ministerium, nur monatlich 800 Euro erhält, überhaupt so eine Vermögenssicherungs- und Steuersparkonstruktion?