Stefan Dürr15. Februar 2018 | 0:55 | Lesedauer ca. 10 min | Autor: GoMoPa-Redakteur SS

Putins größter Milchbauer Stefan Dürr wehrt sich gegen Anleihe-Dumping-Käufer


Banken müssen Besitzern von Anleihen alle öffentlichen Kaufangebote für deren Wertpapiere im Depot weiterreichen. Eine Prüfung findet dabei nicht statt.

 

So mogelte sich vor kurzem ein Kölner Investor namens Karl Müller ins Depot von Anleihegläubigern der:

» Air Berlin PLC & Co. Luftverkehrs KG in Liquidation aus Berlin Charlottenburg-Nord und Basis im Flughafen Tegel,

» der Projektgesellschaft Gewa 5 to 1 GmbH und Co. KG (Gewa-Wohnturm in Fellbach nordöstlich von Stuttgart),

» der Beate Uhse AG in Hamburg,

» der Ekosem-Agrar GmbH von Bauer Stefan Dürr aus dem bayerischen Walldorf,

» des Deutsche Bank Capital Finance Trust I mit Sitzen in den USA und den Niederlanden

» oder der SeniVita Social Estate AG im bayerischen Bayreuth,

die entweder wegen Insolvenz oder wegen einer Neustrukturierung der Emittentin oder wegen Rückzahlungs-Terminverlängerungen oder Verlusten oder wegen einer Rating-Herabstufung bereits Abschläge vom Ausgabepreis der Anleihen verzeichnen mussten und bietet den Kauf nun zum absoluten Dumpingbarpreis deutlich unterm Marktpreis an.

 

Der Odenwälder Diplomgeoökologe Stefan Dürr (54) bekam 2014 von Wladimir Putin die russische Staatsbürgerschaft und wurde sein größter Milchbauer. Für die Expansion emittierte Dürr in Walldorf Unternehmensanleihen in Höhe von 110 Millionen Euro. Weil er sie um 4 Jahre verlängerte, fiel leicht der Kurs. Der Köllner Investor Karl Müller witterte Morgenluft und verunsichert die Gläubiger mit einem Dumping-Barkauf-Angebot. Dagegen setzt sich Dürr öffentlich zur Wehr. © Youtube / Deutsche WelleDer Odenwälder Diplomgeoökologe Stefan Dürr (54) bekam 2014 von Wladimir Putin die russische Staa ... mehrDer Odenwälder Diplomgeoökologe Stefan Dürr (54) bekam 2014 von Wladimir Putin die russische Staatsbürgerschaft und wurde sein größter Milchbauer. Für die Expansion emittierte Dürr in Walldorf Unternehmensanleihen in Höhe von 110 Millionen Euro. Weil er sie um 4 Jahre verlängerte, fiel leicht der Kurs. Der Köllner Investor Karl Müller witterte Morgenluft und verunsichert die Gläubiger mit einem Dumping-Barkauf-Angebot. Dagegen setzt sich Dürr öffentlich zur Wehr. © Youtube / Deutsche Welle

 

Bei der 50 Millionen Euro Wandelanleihe der SeniVita Social Estate AG nutzt der Kölner Investor Karl Müller eine Rating-Abstufung durch Euler Hermes aus.

Anlass für eine Kursschwankung der Unternehmensanleihe war bei dem Seniorenhausentwickler mit franchiseeigenem modularem Altenpflege-Konzept “Altenpflege 5.0” SeniVita Social Estate AG die Herabstufung des Firmenratings von BB- auf nur noch B+ und des Anleihenratings von BB auf BB-.

Sie erfolgte am 24. Juli 2017 durch die Euler Hermes Rating GmbH aus Hamburg, die zur Allianz SE gehört. Die Firmenherabstufung erfolgte nach Sichtung der Jahresabschlüsse 2015, 2016 der SeniVita Social Estate AG und der Business Planung (“Moderate Case”) für die Geschäftsjahre 2017 bis 2019. Laut Immobilienzeitung plant das Unternehmen 2018 den Börsengang. Nach Sichtung der Papiere gebe es laut Euler Hermes ein “leicht erhöhtes Geschäftsrisiko” und “erhöhtes Finanzrisiko”.

Immerhin ist die hälftige Eigentümerin SeniVita Sozial gemeinnützige GmbH am gleichen Sitz in Bayreuth bereits mit einer Anleihe (Volumen: 15 Millionen Euro) und einem Genussschein (Volumen 25 Millionen Euro) auf dem Kapitalmarkt vertreten.

Die SeniVita Social Estate AG (SSE) entstand erst 2015, also im Jahr ihre der Anleihe-Emission, durch die Verschmelzung der SeniVita Bau GmbH und der SeniVita Management GmbH. Die SSE ist ein Joint Venture zwischen der SeniVita Sozial gGmbH und der Ed. Züblin AG.

An der SeniVita Social Estate AG sind die SeniVita Sozial gGmbH, Bayreuth mit 50 %, die Ed. Züblin AG, Stuttgart mit 46 % sowie die grosso holding GmbH, Wien mit 4 % beteiligt. Die SeniVita Sozial gGmbH ist dabei Knowhow-Geber für das neue Pflegekonzept und übernimmt operative und administrative Aufgaben. Die Ed. Züblin AG und deren Tochtergesellschaft Eberhard Pöhner Unternehmen für Hoch- und Tiefbau GmbH aus Bayreuth sind für die Bauleistungen verantwortlich.

Die Herabstufung der Wandelanleihe erfolgte wegen der wohl nicht zu erwartenden 100prozentigen Rückführungsquote der Wandelanleihe. Gemäß Anleihebedingungen ist für die Rückzahlung der 50 Millionen Euro Wandelanleihe nach fünf Jahren am Fälligkeitstag 12. Mai 2020 ein Sicherheitenpool aufzubauen, der im Wesentlichen aus den zu bestellenden Grundschulden und Barmitteln besteht.

Euler Hermes:

Die auf Basis unserer Berechnungen erwartete Rückführungsquote sehen wir bei rund 70 %, sodass für die Gläubiger ein moderates Verlustrisiko besteht.

Die Grundschuld der Projektliegenschaften liege laut Euler Hermes bei maximal 90 % des gutachterlich bestätigten voraussichtlichen Verkehrswertes. Die Rückführungsquote betrage daher zirka 70 % bei einem 40 %igem Abschlag auf den Verkehrswert, so Euler Hermes.

Die zum Ratingstichtag (24. Juli 2017) emittierten 44,6 Millionen Euro der Wandelanleihe können am Rückzahlungstag (12. Mai 2012) aber auch “in noch zu emittierende Aktien” gewandelt werden.

Investor Karl Müller bietet nun den Inhabern dieser SENIVITA SOC.WS 15/20, so die offizielle Anleihenbezeichnung, einen Barpreis von 65,3 Prozent, obwohl die Anleihe an der Börse bei 90 Prozent steht und Euler Hermes die Entwicklung der Anleihe für die kommenden 12 Monate für “stabil” einschätzte. Nächste Zinszahlungstermin ist der 12. Mai 2018. Der Jahreszins beträgt 6,5 Prozent.

Ähnlich am Markt vorbei sind Müllers weitere Kaufangebote:

 

Müller bietet für die Anleihe der Beate Uhse AG 7 Prozent bar, obwohl die 30 Millionen Euro Anleihe BEATE UHSE AG 14/19 an der Börse mit 12,52 Prozent gehandelt wird. Der Rückzahlungstermin ist der 9. Juli 2019. Der Jahreszins beträgt 7,75 Prozent. Die Beate Uhse AG hatte zwar am 15. Dezember 2017 ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt, es gibt aber 35 ernsthafte Käufer in der Warteschlange, wie die WirtschaftsWoche am 1. Februar 2018 meldete.

Oder Müller bietet für die im Jahr 2005 aufgelegte 300 Millionen Euro Anleihe der Deutsche Bank Capital Finance Trust I mit Sitzen in den USA und den Niederlanden (jährlicher Zins 1,75 Prozent) einen Barpreis von 71,5 Prozent an, obwohl die Anleihe an der Börse mit 90,25 Prozent gehandelt wird und in den nächsten fünf Jahren gar keine Rückzahlung des Emissionsvolumens ansteht, weil die Anleihe unbegrenzt läuft.

“Verarschungsnummer”

Der Anleihen Finder-Kolumnist Markus Stillger, Geschäftsführer der MB Fund Advisory GmbH aus Limburg an der Lahn in Hessen, spricht von einer klaren “Verarschungsnummer”. Für ihn gehören diese Angebote in die Kategorie “Nepper, Schlepper, Bauernfänger”.

Aktuell berät die MB Fund Advisory GmbH vier Publikumsfonds der Hauck & Aufhäuser Investmentgesellschaft (HAIG) in Luxemburg mit einem Fondsvolumen von zirka 100 Millionen Euro.

Stillger rät:

Als Bank würde ich mir überlegen, ob man solche Leute aufgrund der ganzen Mühe, die sie verursachen, auf Schadensersatz verklagt.

Die Banken müssen solche Angebote an ihre Kunden weiterleiten. Sicherlich wäre zu raten – auch im Interesse der Bankkunden – wenn diese bislang legalen Angebote jeweils mit den aktuellen Börsenkursen versehen weitergereicht werden.

Denn so mancher bereits verunsicherter Anleihenbesitzer oder auch Genussrechtsinhaber ist von dem Angebot des Karl Müllers noch mehr verunsichert, so dass er lieber schnell verkauft, als die Wertpapiere weiter zu halten. Das hat bereits zu Kursschwankungen geführt. Und bringt die Unternehmen in Verruf.

Das wiederum lässt sich der bayerische Bauer Stefan Dürr (54) aus Walldorf nicht gefallen.

 

Dürr ist nicht irgendwer. Aber wer ist dieser Karl Müller? Dürr jedenfalls hat noch nie von ihm gehört. Von Dürr hörte man dagegen schon einiges:




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